Fröndenberg. . Das Kettenschmiedemuseum will sich vergrößern. Der Förderverein hat große Pläne. Und eine Finanzierungsidee.

Die Kulturschmiede hat Erweiterungsbedarf. Außerdem will er Ketten-Kunststellen am Ruhrtal-Radweg aufstellen; sie sollen auf Fröndenbergs Haus der Industriegeschichte hinweisen. Der Förderverein sieht beim Leader-Programm der Europäischen Union (EU) für den ländlichen Raum eine Chance, seine Vorstellungen umsetzen zu können.

Am Donnerstagvormittag zieht Fördervereinssprecher Norbert Muczka Bilanz. Kein Wunder, das Saison-Ende naht. Am Sonntag, 29. Oktober, zeigt der pensionierte Schmied Dagobert Köster dem Publikum vorerst zum letzten Mal, was ein Hammer ist. Muczka verbindet seinen Rückblick zugleich mit einem Ausblick.

600. Trauung im Kettenschmiede-Museum: Auf dem Foto haben Karl-Heinz Schmidt und seine frisch angetraute Marion gerade im wahrsten Sinne des Wortes am prasselnden Schmiedefeuer und im Schein von 300 Teelichtern IHR GLÜCK geschmiedet, indem jeder von ihnen zusammen mit unserem Schmied Dagobert Köster ein Kettenglied anfertigte. Karl-Heinz (62) und Marion Schmidt (54) wohnen in Fröndenberg-Ardey .
600. Trauung im Kettenschmiede-Museum: Auf dem Foto haben Karl-Heinz Schmidt und seine frisch angetraute Marion gerade im wahrsten Sinne des Wortes am prasselnden Schmiedefeuer und im Schein von 300 Teelichtern IHR GLÜCK geschmiedet, indem jeder von ihnen zusammen mit unserem Schmied Dagobert Köster ein Kettenglied anfertigte. Karl-Heinz (62) und Marion Schmidt (54) wohnen in Fröndenberg-Ardey . © privat

Einem Ausblick auf Fördergelder der EU. Das Leader-Programm soll dem ländlichen Raum aufhelfen. Wenn es gut läuft, kann es die verbreitete Landflucht stoppen. Fröndenberg gehört zum Städte-Verbund „Börde trifft Ruhr“, neben Ense, Welver, Werl und Wickede. Insgesamt werden 2,7 Millionen Euro unters Volk gebracht.

Für die Baupläne der Kettenschmiede soll zunächst eine Machbarkeitsstudie her. Sie trägt – in lupenreinem Bürokraten-Jargon – den Titel „Qualitative Weiterentwicklung des Kettenschmiede-Museums Fröndenberg unter dem besonderen Aspekt baulicher Maßnahmen“. Was, bitte, heißt das?

Norbert Muczka vom Förderverein
Norbert Muczka vom Förderverein © Jürgen Overkott

Norbert Muczka ist, wie so oft, um keine Antwort verlegen. „Es geht um zwei Projekte“, sagt der 74-jährige „Hochleistungsrentner“ (Muczka über Muczka), „wir haben ja Platz-Probleme. Zum einen ist unser Büro im Hotel am Park gekündigt. Das würden wir gern im Kettenschmiede-Museum unterbringen. Zum anderen geht es um einen Medienraum für unsere ,Zeitzeugen’-Filme. Und dann gibt es noch eine dritte Sache. Wir hätten gern eine Eingangslösung für die Graf-Adolf-Straße; der Ruhrtal-Radweg verläuft ja dort.“

Norbert Muczka macht eine kleine Pause. Er schiebt er nach: „Ach ja, und der Heimatverein. Der ist momentan im Stiftsgebäude untergebracht, irgendwo unterm Dach. Da verirrt sich doch kaum jemand hin.“ Deshalb wünscht sich der Heimatverein das Kettenschmiede-Museum als neue Heimstatt, und auch das Kettenschmiede-Museum kann sich für den Gedanken erwärmen.

Anträge gestellt

Für die baulichen Lösungen sind mehrere Varianten im Gespräch. „Möglich sind ein Anbau auf der Freifläche zur Graf-Adolf-Straße hin“, berichtet Norbert Muczka, „eine Dach-Aufstockung und ein Neubau auf der Wiese zwischen Museum und Himmelmannpark.“

Der Förderverein hat für beide Projekte – Ausbau und Kunst-Stelen – bereits Förderanträge bei der Bezirksregierung in Arnsberg gestellt. Eine Bewilligung der Gelder indes liegt noch nicht vor.

>> EXTRA: SO VIELE BESUCHER, SO VIELE LÄNDER

Der Förderverein des Kettenschmiede-Museums ist zufrieden mit dem Besucher-Andrang. Mehr als 10 000 Gäste waren in dieser Saison zu Gast in Fröndenbergs Haus der Industriegeschichte. Das listete Norbert Muczka vom Förderverein am Donnerstag in gewohnter Manier feinsäuberlich auf.

Trauungen in historischem Gemäuer

„Die Nacht der Lichtkunst“ bindet am 25. November auch die Kulturschmiede mit ein. Hubert Sallamon, Stadt Fröndenberg, Norbert Muczka, Kulturschmiede, Michael Abraham, Fotograf, Dietmar Lerch, Stadt Fröndenberg (von loinks)  
„Die Nacht der Lichtkunst“ bindet am 25. November auch die Kulturschmiede mit ein. Hubert Sallamon, Stadt Fröndenberg, Norbert Muczka, Kulturschmiede, Michael Abraham, Fotograf, Dietmar Lerch, Stadt Fröndenberg (von loinks)   © Jürgen Overkott

Die Saison begann am 2. Mai. Sie endet an diesem Sonntag. An 67 Tagen war der Backstein-Bau geöffnet, an Wochenenden wie an Feiertagen. Dazu kommen Sonderführungen für Gruppen. Die Liste der Teilnehmer zeigt den Einzugsbereich des Kulturtempels, von Hagen bis Hessen, von Menden bis München. Selbst ein schneller Blick ins Gästebuch lehrt, dass der Radius von Spontanbesuchern noch größer ist. Europa wird weitgehend abgedeckt – bis nach Norwegen.

Beliebt sind auch Hochzeiten im historischen Gemäuer. Allerdings sank die Zahl der standesamtlichen Trauungen von 52 auf 48 binnen Jahresfrist. Dazu kam 2017 eine freie Trauung. „Das ist eine Trau-Zeremonie ohne rechtliche Gültigkeit“, erläuterte Muczka, „da muss man kein Standesbeamter sein, um eine Rede halten zu dürfen.“

Getragen wird das Angebot in der Kettenschmiede von 17 „Schraubern“, wie sie sich selbst nennen, und Schmied Dagobert Köster. Der Förderverein sucht übrigens Nachwuchs. „Unser Ältester ist 83“, berichtete Muczka. Falls sich Interessenten melden, will der Förderverein sein Angebot vergrößern. „Unter der Woche stehen Radler vor dem Museum und wollen hinein.“