Fröndenberg/Dortmund. . 1992 geht das Profi-Team Union auf die Straße. Tour-Held und Olympia-Sieger bauen Erik Zabel auf. Doch dann gibt es Probleme.

Vor 25 Jahren war Fröndenberg für kurze Zeit Radsport-Hochburg. Die Ära des Radsport-Profiteams Union Fröndenberg sollte nur zwei Jahre dauern. Einer aus der Mannschaft schrieb nur wenige Jahre später Sportgeschichte: der Fröndenberger Erik Zabel.

Dieser Tage in Fröndenberg. Der goldene Oktober lockt Radsportler auf die Piste. Auffällig ist, dass viele ältere Semester im Renn-Dress unterwegs sind. Täglich ruft die Eule. Die Stadt lebt Radsport. Wie kommt’s?

Die Spurensuche führt ins Stadtarchiv – und zum Unternehmen Union. „Bei der Union zu arbeiten“, weiß Stadtarchivar Jochen von Nathusius, „das war was.“ Der ehemalige Hersteller von Bikes und Rad-Zubehör hat in der Stadt einen guten Klang, immer noch, obwohl die Firma seit Anfang der 90er Geschichte ist.

Ehemaliger Radweltmeister mit an Bord

Ausgerechnet in der Phase, als die Union ihre Produktion zunehmend ins Ausland verlagert, leistet sich das Unternehmen ein Profi-Team. Der Mann, der die wirtschaftliche Seite des Teams stemmt, ist der Dortmunder Ernie Claußmeyer, Unternehmer und, was wichtiger ist, ehemaliger Radweltmeister.

Wir erreichen den 70-jährigen Senior-Chef eines verzweigten Firmen-Imperiums in seiner Heimatstadt. Bereitwillig erinnert er sich. „Nach zehnjähriger Abstinenz vom Radsport bin ich da wieder reingekommen“, erzählt er, „sportlicher Leiter war Hennes Junkermann. Er sprach mich an: Du kannst doch Begleitfahrzeuge organisieren, Du hast doch Verbindungen.“ Tatsächlich lässt sich Claußmeyer nicht lange bitten. Der umtriebige Geschäftsmann versorgt seine Sportler mit Top-Material: „Union war das erste Profi-Team mit Thermobekleidung.“

Ein Milchgesicht aus Ost-Berlin

Damals entstehen sogar zwei Teams. „Der RC Olympia wurde von der Continentale gesponsert“, berichtet die graue Eminenz des deutschen Radsports, „das war eine Mannschaft für den Nachwuchs. Das eigentliche Profi-Team war Union.“ Claußmeyer heuert Top-Leute, darunter Bahn-Spezialisten wie den Australier Danny Clark und Steher-Weltmeister Jens Veggerby. Mit dabei ist ein Milchgesicht aus Ost-Berlin, der seit kurzem im Westen lebt: Erik Zabel, damals Anfang 20.

Neben Tour-de-France-Held Junkermann hat Claußmeyer einen zweiten Sportlichen Leiter engagiert: Olympia-Sieger Gregor Braun, heute 61.

Wir erreichen Gregor Braun im Schwarzwald. Dort leitet er eine Radsport-Dienstleistungsfirma. Wie erinnert sich der „Bär von der Weinstraße“, wie er in aktiven Zeiten genannt wird, an das Sport-Talent Zabel? „Erik war immer gut drauf und schon damals einer unserer Leistungsträger.“ Trotz seiner jungen Jahre schlägt der Jungspund nicht über die Stränge: Es geht eher darum, dass „jeder der Beste sein wollte, was die eine oder andere Diskussion auslöste“.

Wirtschaftliche Probleme

Können hin, Ehrgeiz – dem Team Union ist kein gutes Ende beschert. Wirtschaftliche Schwierigkeiten des Namensgebers bremsen. Die Mannschaft schrumpft 1993 von elf auf sieben Fahrer. Das Kapitel Union ist in Fröndenberg bald zu Ende. 1995 gehen die Markenrechte an Taiwans Marwi-Group.