Fröndenberg. . Als Frank Ommers Rad-Karriere aufhört, fängt Erik Zabels Siegesserie an. Die beiden werden ziemlich beste Freunde. Auch Gerd Hölzer hat eine besondere Beziehung.
- Erik Zabel holte vor genau 20 Jahren sein erstes Grünes Trikot. Es sollten insgesamt sechs werden. Rekord
- Der Fröndenberger Rad-Star verdankt einen Teil seines Erfolges der Unterstützung heimischer Fans
- Frank Ommer schätzt den talentierten Kollegen, Gerd Hölzer Zabels Kumpelhaftigkeit
Radsport spielte in Deutschland lange keine Rolle. Und dann kam Erik Zabel. Der Fröndenberger holte bei der Tour de France vor genau 20 Jahren sein erstes Grünes Trikot. Es sollten sechs in Folge werden. Rekord. Dem gerade 46 gewordenen Sprint-Star halfen Talent, Training – und die Unterstützung seines heimischen Fan-Clubs.
1996. Das Team Telekom dominiert die Konkurrenz. Gelb gewinnt Kapitän Bjarne Riis, Jan Ullrich wird Zweiter, auf den Flachetappen fährt der T-Zug für Erik Zabel. Der Wahl-Fröndenberger – er wohnt damals mit Frau Cordula und Sohn Rick bei den Schwiegereltern in Strickherdicke – hat gute Beine.
Heute bemüht er sich um sauberen Sport
Schon auf der dritten Etappe der Frankreich-Schleife hat er die Nase vorn, auf dem zehnten Teilstück fährt der gebürtige Ostberliner seinen zweiten Tagessieg ein. Im Gegensatz zu Konkurrent Mario Cipollini kann Erik Zabel nicht nur flach. „Ich komme auch gut über die Berge“, pflegt er kritische Fragen zu kontern. Genau das ist nötig, um in Paris das grüne Leibchen zu tragen.
Jahre später gesteht Erik Zabel, dass auch Doping seine Beine schnell gemacht hat. Heute bemüht er sich um sauberen Sport.
Am Schreibtisch steht ein ultraleichtes Rennrad
Dieser Tage, Gewerbegebiet Westick. Frank Ommer zu treffen, ist schwer. Der Mann ist viel unterwegs. Der 56-Jährige führt ein Unternehmen für Gebäudereinigung. Er ist Chef von 120 Mitarbeitern. Gebäudereinigung ist sein Beruf (und er macht ihn, wie Telefonate verraten, offensichtlich gut), Radsport jedoch ist seine Leidenschaft. Neben dem Schreibtisch steht ein ultraleichtes Eddy-Merckx-Rennrad – ganz so, als wolle Frank Ommer am liebsten gleich losfahren. Nach Erik Zabel muss er nicht gefragt werden. Die Worte rollen von Frank Ommers Zunge wie perfekt gespeichte Laufräder.
Als Erik Zabels Karriere beginnt, hat Frank Ommers Laufbahn als erfolgreicher Cross-Amateur gerade aufgehört. Der Alte und der Junge – sie verstehen sich prächtig. „Erich“, wie ihn Frank Ommer nennt, fährt zunächst für RC Olympia Dortmund. Dann erkennt das damals neue deutsche Team Telekom das Talent des jungen Fahrers, und „Ete“, wie er bei den meisten heimischen Fans heißt, liefert.
Frank Ommer formiert einen Fan-Club. Die Radsport-Verrückten treffen sich im Landgasthof Hölzer auf der Hohenheide. Chef Gerd Hölzer lässt selbst gern die Kurbel kreisen. Der Radprofi weiß das. Man kennt sich, man grüßt sich.
Mit der Kutsche zum Rathaus
Diese Woche, abends im Landgasthof. Zwei Gruppen warten aufs Essen. Der Chef kocht selbst. Doch bei der Frage nach dem berühmten Grünen Trikot an der Wand kommt Gerd Hölzer aus der Küche und gerät ins Plaudern. Er kennt Erik Zabel als Mann ohne Nerven, der die Grenzen der Kurvenphysik extrem auslotet – und als Kumpel.-Typ
Als der Athlet Grün holt, organisiert Gerd Hölzer dessen Jubel-Fahrt durch die Stadt. „Er sollte im Cabrio gefahren werden“, sagt der Hotelier und Koch so, als habe ihm jemand in die Suppe gespuckt, „ich habe gesagt: Ihr habt’s sie doch nicht mehr alle. Am Ende haben wir ihn mit ‘ner vierspännigen Kutsche zum Rathaus gefahren.“