Fröndenberg. . Kindergarten neben Altenheim – und zwar ganz bewusst. Das Konzept präsentierte St. Marien Fröndenberg. Es könnte Modellcharakter haben.

Der Neubau des St.-Marien-Kindergartens könnte ein Modellprojekt mit bundesweiter Wirkung werden – wenn die Einrichtung neben dem Schmallenbach-Haus (SBH) am Hirschberg entsteht. Die Grundidee: Jung trifft Alt. Beide Seite könnten von einander profitieren. Davon sind der Träger Katholische Gemeindeverband Ruhr-Mark, die Gemeinde selbst, das Kindergarten-Personal, die Elternvertreter und das Schmallenbach-Haus überzeugt – und die Dortmunder Altersforscherin Dr. Elke Olbermann. Am Freitag erklärte sie, warum sie das Projekt wissenschaftlich begleiten würde.

Projektabschluss St. Marien: Eiszauber und Zirkus locken zahlreiche Eltern.
Projektabschluss St. Marien: Eiszauber und Zirkus locken zahlreiche Eltern. © privat

Die Gerontologin der Technischen Universität (TU) Dortmund zeigte sich angetan von dem Konzept des Trägers. Sie nannte es „gut ausgearbeitet und fachlich versiert“. Olbermann sprach von einem „sehr innovativen, zukunftsweisenden Modell“, das sich auch für andere Standorte eigne. Der Forscherin zufolge gibt es bundesweit nur wenige pädagogische Mehr-Generationen-Projekte. In Westfalen hätte Fröndenberg ein Alleinstellungsmerkmal.

Bild vom Alter korrigieren

Das Nebeneinander von Jung und Alt am Hirschberg bietet demnach eine Chance, dass der Austausch der Generationen intensiviert wird. Der Träger denkt an Projektgruppen wie Gartenarbeit, Basteln, Singen oder Pflege von Therapietieren. Einerseits biete ein derartiges Programm einen festen Rahmen, andererseits könnten Jung und Alt spontan entscheiden, ob sie daran teilnehmen.

Olbermann sieht segensreiche Folgen für alle Seiten. Für die Jüngeren erhofft sie sich ein „positiveres Bild vom Alter, das bisher eher durch Einschränkungen und Hilfsbedürftigkeit geprägt“ sei. Der Kontakt zu der Großeltern-Generation habe für zappelige Kinder oft beruhigende Wirkung.

Umgekehrt profitieren nach Ansicht von Olbermann auch ältere Menschen vom Umgang mit der Enkel-Generation. „Senioren werden aktiver, ihre Motivation steigt, ihr Selbstwertgefühl, ihre soziale Kompetenz und ihre Kommunikationsfähigkeit“, hofft die Wissenschaftlerin.

Arbeit der Teams wird aufgewertet

St. Marien Kindergarten Fröndenberg
St. Marien Kindergarten Fröndenberg © Marc Friedrich

Obendrein setzen Forscherin und Träger darauf, dass auch die Teams von Kindergarten und Altenheim vom Projekt profitieren. Für Pflegekräfte und Kita-Personal entsteht durch Arbeit mit altersgemischten Gruppen eine Herausforderung, die beide als Aufwertung ihrer Tätigkeit begreifen könnten.

Auch SBH-Chef Heinz Fleck sieht das Mehr-Generationen-Projekt als Chance: „Da entsteht ein neuer pastoraler Ort, der gut ist für das Gemeindeleben.“

Zusammenarbeit mit GSF möglich

Expertin und Träger stellen zudem die Offenheit der Einrichtung nach außen heraus. So sollen Ehrenamtler mitwirken dürfen. Auch über eine Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Fröndenberg (GSF) wird laut nachgedacht.

Sollte der Kindergarten tatsächlich wie gewünscht entstehen, hätte Olbermann Interesse, das Projekt mit einer Studie zu begleiten. Das Konzept beruhe auf Befragung von Teilnehmern und Mitarbeitern – und Beobachtung vor Ort. „Damit die Daten verlässlich sind, würden wir eine Langzeit-Studie anlegen. Sie dauert drei Jahre.“

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Im Rat wurde am vorigen Mittwoch nicht über Konzepte debattiert. Es ging nur um mögliche Standorte: Hirschberg, Stiftsviertel, Hindenburghain?

Einige Anwohner, darunter Nathalie Brylka, argwöhnen, die unvermeidliche Rodung eines Waldstücks am Hirschberg sei ökologisch bedenklich.