Essen. Hunderte Menschen haben das Ende des Kultclubs Musikpalette, kurz Mupa, gefeiert. Gründer Klaus Koch verrät, wie es für den Club weitergeht.
73 Jahre alt und noch jedes Wochenende im Club: Für Klaus Koch, Gründer der Essener Musikpalette, war das bis vor Kurzem Realität. Wie er das geschafft hat? „In der Woche schlafe ich viel und lebe gesund. Vor allem aber habe ich es immer sehr gern gemacht“, sagt Klaus Koch. Die Closing-Party seines Clubs hatte es in sich: Bis 4 Uhr morgens bildeten sich lange Schlangen vor der Tür, viele Fans wollten sich von ihrer Mupa verabschieden.
Dabei wird dem Ende schon bald ein Neuanfang folgen: Bastian Herzogenrath, bekannt durch die Rüttenscheider Clubs 19Down und den Club Diese, übernimmt die Musikpalette, hatte schon bei der Closing-Party seine Finger im Spiel. „Wir mögen uns und kennen uns schon, seit Bastian in der Mupa seine ersten Vorabipartys für das Maria-Wächtler-Gymnasium veranstaltet hat“, sagt Klaus Koch. Bastian Herzogenrath schüttelt ein bisschen ungläubig den Kopf und ergänzt: „Und 20 Jahre nach den MWS-Partys sitzen wir jetzt hier.“
Klaus Koch prägte das Essener Nachtleben
Der 36-Jährige tritt die Nachfolge eines ganz Großen im Essener Nachtleben an. Denn obwohl er das Rampenlicht lieber mied und viel lieber mit seinen Gästen als der Presse sprach – ohne Klaus Koch wäre die Clublandschaft in den vergangenen 30 Jahren um einiges ärmer gewesen: Nachdem er mit seiner Messebau-Firma in den Achtzigern eine Diskothek in der prächtigen Münchner Leopoldstraße eingerichtet hatte, folgten schnell eigene Läden in seiner Heimatstadt. Das „Ecstasy“ von 1985 bis 1989, wenig später das „TC“ am Rüttenscheider Stern – dort, wo heute die „Lucy“ ist. Auch die unvergessene Ego-Bar richtete Klaus Koch für die Rüttenscheider Gastro-Legende Hannes Schmitz ein, war eine Zeit lang ihr Betriebsleiter.
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1994 kam dann das Angebot, die frühere Filmpalette auf der Kettwiger Straße zu übernehmen: Gemeinsam mit seinem langjährigen Geschäftspartner Frank Siebers stemmte Koch das Großprojekt, das alte Kino in einen der beliebtesten Clubs der Stadt zu verwandeln: Dafür müssen allein 2500 Meter Eisen verschweißt werden, um den Boden des einstigen Kinos zu begradigen. Im Juni 1994 stieg die Eröffnungsparty: Von diesem Zeitpunkt an schaffte die Mupa etwas, das nur wenigen Clubs gelingt: Sehr junges Publikum anzulocken und den Zeitgeist jeder Generation zu erkennen.
Zu sehr Mainstream, das sei ihm etliche Male vorgeworfen worden, vor allem von Eventmagazinen. Klaus Koch kann darüber müde hinweglächeln: Denn der populäre Musik-Mix kam fast 30 Jahre lang an bei seinen Gästen, war das Motto „zu voll, zu heiß, zu laut“ nicht bloße Plattitüde, sondern verschwitzte Realität auf der Tanzfläche.
Am Mupa-Erfolgskonzept soll nicht gerüttelt werden
Etliche Werbeposter im Eingangsbereich der Mupa zeugen bis heute von unzähligen Partys, die mal „Happy Kadaver“ oder „Hexentanz“ hießen. 90er-Partys gab es hier schon, als das neue Jahrtausend gerade angebrochen war. „Das ist ganz schön beeindruckend“, sagt Bastian Herzogenrath und etwas Ehrfurcht schwingt mit.
Dennoch habe er nach einem Gespräch mit Klaus Koch nicht lange gezögert und wolle nun seine ganze Energie in die Musikpalette stecken. Das 19Down betreibt er weiterhin, der Club Diese, den Herzogenrath gemeinsam mit dem Instagram-Kollektiv „Essen Diese“ 2022 gegründet hatte, hingegen schließt.
Drei Clubs gleichzeitig zu führen, übersteige seine Kapazitäten, so Herzogenrath. Und auch „Essen Diese“ will sich künftig lieber auf andere Projekte konzentrieren. Dennoch könnten sich alle Beteiligten weitere Kooperationen und Partys gut vorstellen, so Bastian Herzogenrath. Die Räume im Girardethaus sollen künftig als Event-Location gemietet werden können.
Für die iDisney-Party steht bereits ein neues Datum fest
Am Mupa-Erfolgskonzept will Bastian Herzogenrath nicht rütteln. Die nächsten Wochen sollen lediglich für kleine Änderungen an der Technik genutzt werden. Die große Neueröffnung ist für das Frühjahr geplant, einen konkreten Eröffnungstermin gibt es aber noch nicht.
Mit dem Veranstalter der ursprünglich für den 13. April geplanten iDisney-Party habe man sich bereits auf ein neues Datum geeinigt. Das mittlerweile bundesweit tourende Partykonzept, das eine Reise in die Kindheit verspricht, wird auf Pfingstsonntag, 19. Mai verlegt. Bereits georderte Eintrittskarten bleiben gültig.
Klaus Koch freut sich darauf, im Urlaub abschalten zu können
Für Klaus Koch geht eine Ära zu Ende. Anderthalb Jahre länger als ursprünglich geplant habe er die Mupa noch weitergeführt. Das sei nach dem tragischen Tod seines Sohnes auch eine gute Therapie gewesen. Ursprünglich hatte Nikolai Koch die Mupa weiterführen sollen. Nun aber will sich Koch zurückziehen, „in der Gewissheit, bei Bastian immer mal auf ein Bier vorbeischauen zu können.“
Auf eine Sache freut sich Klaus Koch besonders: Zum ersten Mal im Urlaub richtig abzuschalten und sich keine Gedanken mehr um den Club machen zu müssen.
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