Gevelsberg. Am Tag nach dem Unfall auf der Kirmes in Gevelsberg läuft die Suche nach der Ursache. Die Kriminalpolizei ermittelt, Sachverständige ist auf dem Kirmesplatz und untersucht das Fahrgeschäft “Schlager-Express“. Bürgermeister Claus Jacobi äußerte sich betroffen über das Unglück.
Gevelsberg am Tag nach der jährlichen Kirmes - dem Tag nach dem schweren Unfall in einem Karussell: Während an allen Fahrgeschäften der Abbau läuft, steht der "Schlager-Express" noch immer an Ort und Stelle. Die Berg-und-Talbahn ist von der Kripo beschlagnahmt, wird jetzt von Sachverständigen untersucht. Sie sollen herausfinden, wie es dazu kam, dass sich am Dienstagabend eine Gondel aus der Verankerung löste und überschlug.
Zwei Frauen im Alter von 47 und 52 Jahren waren in der Nacht ins Krankenhaus gebracht worden. Sie hatten nach Polizeiangaben zahlreiche Prellungen, Abschürfungen und Knochenbrüche erlitten. Am Mittag hieß es, es liege nur noch eine Frau im Krankenhaus. Dieses Gerücht korrigierte Polizeisprecher Dietmar Trust am Nachmittag: Eine 52-jährige Frau aus Gevelsberg werde nach wie vor mit Schädelverletzungen und Kieferbrüchen in einer Hagener Klinik behandelt. Und eine 47 Jahre Hagenerin liege mit gebrochenem Schulterblatt in Schwelm im Krankenhaus.
Gevelsberger Bürgermeister erlebte Unfall aus der Nähe
Die Stadt wolle sich in die Ermittlungen durch Kripo und Staatsanwaltschaft nicht einmischen und sei an einer lückenlosen Aufklärung der Geschehnisse interessiert, sagte Bürgermeister Claus Jacobi. Er könne nicht erkennen, dass es Versäumnisse bei der Abnahme des Karussells gegeben hätte. "Aber wir werden jede Entwicklung natürlich nutzen, um Abläufe noch einmal auf den Prüfstand zu stellen."
Jacobi selbst stand am Dienstagabend gegen 22.45 Uhr "wenige Meter" vom Unglücksort entfernt, wollte eigentlich das Höhenfeuerwerk zum Abschluss der Gevelsberger Kirmes angucken. "Dann gab es plötzlich einen Knall" erinnerte er sich im Gespräch mit der WAZ Mediengruppe. Anschließend habe er "eine gewisse Unruhe wahrgenommen", seine Frau habe gesagt: "Da ist was passiert, geh mal rüber."
Gondel des Schlager-Expresses löste sich aus der Verankerung
Der bisherige Erkenntnisstand der Polizei: Gegen 22.45 Uhr hatte sich eine Gondel des "Schlager-Express" aus ihrer Verankerung gelöst und war nach vorne gekippt, dabei mir der vorderen Gondel zusammengeprallt. Die Fahrgäste seien offenbar mehrere Meter kopfüber weitergefahren, ehe der Betreiber des Fahrgeschäfts die Notbremse betätigte, erklärte Polizeisprecher Dietmar Trust am Mittwochmorgen.
Als Bürgermeister Claus Jacobi am "Schlager-Express" eintraf, habe sich ihm eine "bedrückende Szene" geboten, erzählte er: Verletzte lagen vor dem Karussell auf dem Boden, wurden bereits von Sanitätern versorgt. Womöglich machte auch deshalb am Abend noch die falsche Information die Runde, die Insassen seien aus der Gondel geschleudert worden. Der Bürgermeister fand lobende Worte für den Rettungseinsatz, der "bemerkenswert gut" verlaufen sei: Feuerwehr, Polizisten und Einsatzkräfte vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) hätten "unglaublich schnell" reagiert.
Alle Beteiligten der Kirmes sind "traurig und betroffen"
44 Polizeibeamte waren vor Ort, darunter auch Einsatzkräfte aus Dortmund, Wuppertal und Hagen. Neun Rettungswagen und drei Notärzte waren bis weit in die Nacht hinein im Einsatz. Als sich der Unfall am Abend herumsprach, brach das Ordnungsamt das Feuerwerk zum Kirmesabschluss ab.
Alle Beteiligten, die ehrenamtlichen Organisatoren der Gevelsberger Kirmes, seien "traurig und betroffen", betonte Bürgermeister Jacobi. Dieses Ende habe sich niemand für das Volksfest gewünscht. "Alle sagen, wie leid es ihnen tut und wünschen den Verletzten gute Besserung." Der Bürgermeister selbst will die verletzten Frauen in den kommenden Tagen besuchen.