Gevelsberg/Schwelm. Psychotherapeut Jürgen Okrongli aus Schwelm erklärt das Verhalten von Menschen, die Angst haben.

Wo kommt Angst her? Wie verhalten sich Menschen, die Ängste haben? Und welche Folgen haben diese Ängste? Als Psychologischer Psychotherapeut in Schwelm hilft Jürgen Okrongli seit Jahrzehnten, Antworten auf diese Fragen zu finden. Er weiß, dass Menschen mit Ängsten allgemein eine Tendenz haben, sich zurückzuziehen. „Sie verändern ihr Verhalten mehr und mehr“, erklärt Okrongli. Außerdem versuchten Betroffene Situationen, vor denen sie sich fürchten, so gut es geht zu vermeiden. „Aber die Vermeidung der Angst führt nur zu mehr Angst“, macht Okrongli deutlich.

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Dabei gebe es eine reale und eine irreale Angst. Real sei beispielsweise die Angst, sich noch einmal mit einer Krankheit anzustecken, da es schließlich ein tatsächliches Infektionsrisiko gebe. Diese Angst könne sich im Kopf aber zu einem irrealen Szenario weiterentwickeln.

Enorme Bandbreite

Angst begleitet jeden von uns – von Beginn unseres Lebens an bis zu seinem Ende. In unterschiedlicher Form, in unterschiedlicher Intensität – und geprägt durch sehr individuelle Perspektiven. Was dem einen Ängste bereitet, kann den anderen ganz kalt lassen.

In unserer Serie „Was uns Angst macht“ werden wir uns den gesamten November über mit dieser enormen Bandbreite des Themas beschäftigen. Ganz bewusst geht es dabei um sehr individuelle Ängste, etwa um Krankheiten und um deren Therapien. Aber genauso auch um die gesellschaftliche Angst in unsicheren Zeiten. Sowohl hier im Lokalteil Ihrer Zeitung als auch auf den Region-Seiten werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, Geschichten zu diesem Thema lesen, in denen Menschen ihre Geschichte erzählen, die immer auch die Wege aus diesen Ängsten aufzeigen sollen.

Die Frage, die dahinter steckt: Was k ö n n t e passieren? „Angst schwächt den Organismus. Man kommt zu anderen Bewertungen. Dinge werden aufgebauscht und man lässt sich von anderen Leuten weniger beraten“, so der Experte. Der Körper könne bei Angst auch mit Muskelverspannung reagieren.

Die „Geburtsstätte“ von Ängsten liege oft in der Kindheit oder der Jugend, meistens aber in der Kindheit. „Wer Ängste hat, hat das Gefühl, mit sich alleine sein zu können, verloren“, fährt Jürgen Okrongli fort. Betroffene würden sich zum Beispiel mit Musik oder Fernsehen ablenken. Gedankenspiralen spielen eine Rolle. „Je mehr sich die Angst entwickelt, desto stärker wird sie“, so der Therapeut. „Über die Erweiterung der Gedankenspirale haben die meisten keine Kontrolle mehr.“