Ennepetal. Mit einem Messer und Pfefferspray prügelten sich etwa 30 Jugendliche am Busbahnhof in Ennepetal. Am Ende gab es mehrere Verletzte.

Massenschlägerei am Ennepetaler Busbahnhof mit mehreren Verletzten: Nachdem zwei Gruppen von Jugendlichen sich dort prügelten, Pfefferspray und ein Messer dabei zum Einsatz kamen, entflammt die Diskussion um die Sicherheit in der Ennepetaler Innenstadt neu. Während Ennepetaler Nazis auf Facebook versuchen, Kapital aus der Sache zu schlagen, gibt die Polizei einen Überblick über das Einsatzgeschehen in dem Bereich des Busbahnhofs in diesem Jahr.

Donnerstag, 17.10 Uhr, Ecke Marktstraße und Südstraße: Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei treffen zwei Gruppen Jugendlicher aufeinander, alle im Durchschnitt etwa 17 Jahre alt. Es kommt zum Streit, der bald handgreiflich wird, so dass etwa 20 bis 30 junge Männer mit und ohne Migrationshintergrund aufeinander einprügeln. Während die meisten der Beteiligten sich lediglich mit Fäusten schlugen, sah das bei zwei aktuell flüchtigen Verdächtigen anders aus.

Pfefferspray und Messer gezückt

Einer zog ein Reizgasgerät und versprühte das Pfefferspray, ein anderer zückte ein Messer und ging damit auf einen Kontrahenten los. Zwei der beteiligten Jugendlichen (beide 17 Jahre alt, aus Ennepetal und Radevormwald) erlitten Augenreizungen sowie einer der beiden eine leichte Schnittverletzung im Gesichtsbereich. Zudem zogen sich zwei Unbeteiligte eine Atemwegsreizung zu.

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„Law and order“ allein reicht nicht

„Die Verletzten konnten in die Obhut ihrer Eltern übergeben werden“, teilt Isabell Kircher, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr auf Nachfrage der Redaktion mit. Und: „Der Junge, der mit dem Messer verletzt wurde, hat eine oberflächliche Verletzung an der Wange erlitten, die nicht ärztlich versorgt werden musste.“ Zudem verletzte der Jugendliche, der das Pfefferspray versprühte, auch Unbeteiligte, die ebenfalls über Atemwegsreizungen klagten.

Bevor die Polizei die beiden Bewaffneten fassen konnte, flüchteten diese allerdings vom Tatort, ließen jedoch sowohl das Messer als auch das Reizgasgerät am Tatort zurück. Gegen beide wurde Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstattet, gegen den Angreifer mit dem Messer zudem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. „Eine Fahndung nach den zwei Hauptverdächtigen im Nahbereich verlief negativ. Beide Anzeigen richten sich zunächst gegen anonym. Wir hoffen, dass wir die Täter ermitteln können“, sagt Isabell Kircher.

Stimmungsmache bei Facebook

Ein Vorfall, der die aktuelle Sicherheitsdiskussion in der Ennepetaler Innenstadt weiter befeuert und mit dem ein bekannter Ennepetaler Nazi-Account bei Facebook in der Gruppe „Du bist Ennepetaler, wenn...“, versucht politische Stimmung zu machen. Es stimmt aber nicht – wie dort behauptet – dass sich hier eine Gruppe Ausländer auf eine Gruppe Deutscher gestürzt hat, um diese mit Messern zu verletzen. Es hat auch keine Messerstecherei stattgefunden und ebenso hat der Junge keine Stichwunde unter dem Auge erlitten.

Der Busbahnhof in Milspe: Vor allem bei Dunkelheit ist er für viele Angstraum, an dem sie sich nicht allein aufhalten wollen.
Der Busbahnhof in Milspe: Vor allem bei Dunkelheit ist er für viele Angstraum, an dem sie sich nicht allein aufhalten wollen. © WP | Katleen Diekgraefe

Gleichwohl erfährt dieser Bereich vor allem nach dem Ägypter, der dort vor wenigen Wochen Menschen verletzt und bedroht hat (wir berichteten), eine erhöhte Aufmerksamkeit. Durch Vandalismus, Lärm, Müll und Gewalttaten hat sich das Areal um Busbahnhof und Marktplatz für viele Ennepetaler längst zu einem Angstraum entwickelt, den sie allein – vor allem bei Dunkelheit – nicht mehr betreten. Die Stadt hat mittlerweile reagiert: Alle sechs Fraktionen haben eine Aufstockung des Ordnungsdienstes beantragt. Mit einer zeitnahen Besetzung der Stellen, das betonte die Stadtverwaltung, dürfe derzeit jedoch nicht gerechnet werden.

Parallel hat die Polizei-Pressesprecherin Isabell Kircher die Einsätze rund um den Busbahnhof in diesem Jahr recherchiert. 35 Mal ist die Polizei dorthin ausgerückt. „Das betrifft allerdings nicht nur Gewalttaten, sondern reicht vom simplen Platzverweis über eine ganze Palette an Vergehen“, sagt sie. Im Vergleich mit anderen Bahnhöfen, herrsche in Ennepetal kein erhöhtes Einsatzaufkommen.

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