Ennepetal. Der Mann, der in Ennepetal bedrohlich mit einem großen Messer herumrannte, hat auch einen Jugendlichen mit einer Holzlatte verletzt.
Ein Vorfall am vergangenen Freitag (8. September) sorgte für große Aufregung in Milspe. Dort war ein Mann nach Augenzeugenberichten im Bereich des Busbahnhofs mit einem großen Messer herumgelaufen. Unter anderem sei er Kindern und Jugendlichen in die Fußgängerzone hinterhergerannt, hieß es. Die herbeigerufene Polizei nahm den Mann, einen 31-jährigen ägyptischen Staatsbürger, in Gewahrsam. Auch in den darauf folgenden Tagen sorgte er für Polizeieinsätze.
Die Polizei hatte zunächst nicht über das Geschehen vom Freitag berichtet, allerdings wurden nicht zuletzt über die sozialen Medien Schilderungen verbreitet, die zum Teil widersprüchlich waren. Auf Anfrage dieser Redaktion bestätigte Christoph Neuhaus, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr, dass es am Freitagabend einen entsprechenden Vorfall gegeben habe, der den ermittelnden Beamten derzeit aber noch einige Rätsel aufgebe. Gegen 19 Uhr sei laut Zeugenaussagen ein männlicher Jugendlicher in einen Linienbus der VER eingestiegen, habe unvermittelt einen 16-jährigen Deutschen mit Pfefferspray besprüht. Daraufhin hätten alle Fahrgäste sofort den Bus verlassen. Der Unbekannte, zu dem der Polizei keine genauere Beschreibung vorliege, sei verschwunden.
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Ein 31-jähriger, ein in Ennepetal lebender ägyptischer Staatsbürger, sei in der Folge in seine nahe gelegene Wohnung gegangen und mit einem Küchenmesser zum Busbahnhof zurückgekehrt, berichtet Christoph Neuhaus. Er sei damit herumgelaufen, allerdings nach bisherigen Erkenntnissen zu keinem Zeitpunkt jemandem direkt bedrohlich nahe gekommen.
Teilweise widersprüchlich waren die Berichte von Augenzeugen. So erklärte eine Frau, die in dem Bus gesessen hatte, dass der 31-Jährige selbst das Pfefferspray versprüht habe. Kurz darauf sei er mit einem Messer in der Hand auf die Wartenden zugelaufen und habe auf Arabisch „Ich bringe Euch alle um“ (laut Übersetzung eines Busfahrers) gerufen. Ein anderer Zeuge, der den 31-Jährigen länger kennt, berichtete wiederum, dass dieser bereits seit Monaten seine Nachbarschaft in Milspe terrorisiere, zunächst durch fortwährende Ruhestörung, dann durch Beschimpfungen und Bedrohungen. Weil er zuvor eine Nachbarin bedroht habe, sei er wohl von Angehörigen der Frau angegangen und schließlich selbst mit dem Pfefferspray attackiert worden. Er habe das Spray also nicht selbst benutzt.
Mehrfach eingewiesen und schnell wieder entlassen
Die Stadt Ennepetal bestätigt, dass der 31-Jährige der Verwaltung schon seit einiger Zeit auffalle – zum einen im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung, zum anderen im Rahmen des Ordnungsdienstes. „Es haben immer wieder Bürger angerufen, weil der Mann für Unruhe gesorgt beziehungsweise sich bedrohlich verhalten habe“, erklärt Wolfgang Schrey, Leiter des Amtes der Bürgermeisterin und des Rates auf Nachfrage dieser Redaktion. Der städtische Bereitschaftsdienst habe ihn in Zusammenarbeit mit der Polizei bereits mehrfach festgesetzt und aufgrund möglicher Fremd- oder Eigengefährdung gemäß PsychKG (Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten, Anm. der Red.) einem psychiatrischen Krankenhaus zugeführt. Bisher hätten sich Ärzte und Amtsrichter nicht in der Lage gesehen, ihn für längere Zeit dort zu behalten, so Schrey. Folglich kehre der 31-Jährige immer recht schnell nach Ennepetal zurück.
„Als Stadt haben wir da wenig Mittel“, meint Schrey. Es sei Sache des Gerichts beziehungsweise der Staatsanwaltschaft, jemanden aus dem Verkehr zu ziehen. Im Übrigen gebe es auch hinsichtlich einer Rückführung nach Ägypten hohe Hürden, da der Mann keinen Pass besitze.
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Wolfgang Schrey betonte aber, dass man aufgrund der zunehmenden Häufigkeit der Vorfälle die Kreispolizeibehörde um Unterstützung gebeten habe. „Wir ziehen die Kräfte zusammen, auch die Staatsanwaltschaft ist inzwischen mit dem Thema befasst“, sagt Schrey. „Wir sind natürlich sehr an einer Beruhigung der Angelegenheit interessiert, weil das Ganze die Bevölkerung verunsichert und außerdem auch unglaublich viele Kräfte in der Stadtverwaltung bindet.“
Nach dem akuten Vorfall am Freitag war der 31-Jährige zwar wieder in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht, allerdings nach kurzer Zeit wieder entlassen worden.
Schon am Samstag, 9. September, sorgte er wieder für einen Polizeieinsatz. Gegen 17.30 Uhr sei der 31-Jährige, diesmal mit einem Holzstück in der Hand, im Bereich der Südstraße herumgelaufen. Anders als zunächst von der Polizei geschildert, war der Mann dabei aber nicht nur durch bedrohliches Verhalten aufgefallen. Er ging auch mit einer Holzlatte auf einen Jugendlichen los und fügte diesem eine blutende Wunde an der Hand zu. Darauf hin schritt ein Augenzeuge im Rahmen der Nothilfe ein und brachte den 31-Jährigen zu Boden. Dabei wurde der couragierte Helfer selbst leicht verletzt. Diese Darstellung des Geschehens bestätigte Polizeisprecher Christoph Neuhaus nun auf erneute Nachfrage dieser Redaktion. Gegen den 31-Jährigen sei eine Anzeige wegen Körperverletzung gefertigt worden.
Gerangel am Bahnhof
Bereits am Dienstag gegen 15.15 Uhr sei der Betreffende am Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg) mit jemandem in Streit geraten, so Neuhaus. In der Folge habe es ein Gerangel gegeben, erneut sei die Polizei im Einsatz gewesen.
Polizeisprecher Neuhaus erklärte, dass es aufgrund der jüngsten Ereignisse, die in kürzester Zeit aufeinander folgten, eine Abstimmung zwischen Polizei und Staatsanwaltschafte gebe. Man prüfe mögliche Maßnahmen, um weitere Aktionen des Mannes zu verhindern.