Ennepetal. Der Bereich um Busbahnhof und Marktplatz haben sich für manche Bürger zum Angstraum entwickelt. Die Stadt Ennepetal will das Problem nun angehen.
Milspe entwickelt sich zunehmend zu einem Angstraum. Auch wenn polizeiliche Statistiken den Bereich um Busbahnhof, Marktplatz, Südstraße und Voerder Straße bisher nicht als auffällig ausweisen, nehmen ihn offenbar immer mehr Menschen als Angstraum wahr. Die Vorkommnisse der jüngeren Vergangenheit um einen immer wieder bedrohlich auftretenden Mann verstärkten das ohnehin bestehende Unsicherheitsgefühl noch. Die Stadtverwaltung reagiert und sucht nun nach Wegen, den Problemen Herr zu werden. Den regelmäßigen Einsatz von Security sieht man im Rathaus derzeit nicht als geeignete Option an.
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In den vergangenen Wochen hatten mehrfach Mitglieder der Ratsfraktionen in Ausschuss- und Ratssitzungen das Thema „Angstraum Milspe“ zur Sprache gebracht. Anlass war zum einen eine Prügelei, bei der sich Mitte August etwa 15 bis 20 Personen auf offener Straße gegenüberstanden (laut Polizei hatte es sich um eine Auseinandersetzung innerhalb eines Hauses gehandelt, die sich auf die Straße verlagert habe und in deren Verlauf sich schließlich zwei Beteiligte geprügelt hätten), zum anderen ging es aber auch um andere Missstände wie Sachbeschädigungen oder Verunreinigungen. Nicht zuletzt war auch das immer wieder bedrohliche Verhalten eines Mannes, eines 31-jährigen ägyptischen Staatsbürgers, der als Flüchtling in Ennepetal lebt, ein Thema (wir berichteten).
Erster Schritt noch im September
„Die Bürgermeisterin will aktiv werden und die Angelegenheit gemeinsam mit der Politik angehen“, erklärte Kämmerer Tim Strathmann am Freitag im Gespräch mit dieser Redaktion. Unter der Überschrift „Perspektive Milspe“ solle in Form eines Workshops oder Runden Tischs ein erster Schritt noch im September unternommen werden. Es sei noch zu überlegen, wie groß man den Teilnehmerkreis ziehen sollte. Grundsätzlich sei das Ziel dieses ersten Treffens, zunächst Ideen zu sammeln, wie die Situation verbessert werden könne, und das weitere Vorgehen zu besprechen, so Strathmann, der betonte, dass bei dieser Thematik Einigkeit aufseiten der Politik wichtig sei. Und Wolfgang Schrey, Leiter des Amtes der Bürgermeisterin und des Rates, räumte ein: „Der Druck ist schon sehr hoch.“
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Ruza Zrakic, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Soziales, wies darauf hin, dass sie Stadt nicht untätig sei. Im Rahmen der aufsuchenden Jugendarbeit sei man zweimal pro Woche vor Ort. Zrakic erklärte, dass die Sprachbarriere eine Verständigung oftmals schwierig mache. „Wir suchen derzeit eine Fachkraft mit entsprechenden Kenntnissen“, sagte sie. Als einen wesentlichen Grund für die zu beobachtende Entwicklung nannte Ruza Zrakic den günstigen Wohnraum, den es im Herzen von Milspe gibt. Bei den auffälligen Gruppen handele es sich nicht unbedingt um Flüchtlinge, ergänzte Wolfgang Schrey. Die Stadt habe immer versucht, diese möglichst dezentral unterzubringen, um die Integration zu erleichtern. Hauptsächlich seien es Osteuropäer, die für Probleme sorgen würden, so Zrakic. „Die können wir schlecht kontrollieren, weil sie sich innerhalb der EU frei bewegen können“, sagte Wolfgang Schrey.
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In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziales, Generationen und Gleichstellung hatten Vertreter verschiedener Fraktionen die Thematik zur Sprache gebracht. Dr. Petra Kappe (SPD) bezog sich auf die „zunehmenden Äußerungen von Bürgern über Missstände in der Innenstadt“ und erklärte, das es sich zwar um eine ordnungsbehördliche Angelegenheit handele, es aber „auch eine soziale beziehungsweise sozialpolitische Frage“ sei.
Gespräch mit dem Landrat
Yvonne Sterz (Die Linke) fragte in der Sitzung an, ob es möglich sei, „angesichts der sich immer weiter verschärfenden und mittlerweile auch in Teilen in Gewalt ausartenden Situation in den Bereichen Busbahnhof, Voerder Straße, Marktstraße und Marktplatz, zeitnah einen Security Service aufzustellen, der den Bürgern, neben der Präsenz durch die Polizei, ein Sicherheitsgefühl“ gebe. Damit könnten insbesondere Schüler, ältere und behinderte Menschen stärker geschützt werden. Gleichzeitig würden auch die dort ansässigen Händler mehr Unterstützung bei der Bewältigung von Provokationen und Beleidigungen erhalten. Sterz meinte, dass es sich um ein seit Monaten wachsendes Problem handele, „dass sich Personen entblößen und in öffentlichen Bereichen urinieren würden, dass Dinge beschmutzt oder Steine irgendwo vor geworfen“ würden. Gerade Schüler und ältere Menschen würden sich deshalb aus diesen Bereichen zurückziehen.
Security bei „Ennepetal mittendrin“
Yvonne Sterz (Die Linke) regte im Sozialausschuss auch an, einen Sicherheitsdienst für das Stadtfest „Mittendrin“ am 23./24. September einzusetzen.
Das sei ohnehin geplant gewesen, wie Sven Twork, Geschäftsführer der veranstaltenden Klutertwelt GmbH & Co. KG auf Nachfrage dieser Zeitung berichtete. Man habe sich aufgrund der aktuellen Ereignisse aber nun entschieden die Security nicht nur zeitweise, sondern rund um die Uhr einzusetzen. Nicht zuletzt werde auch das Ordnungsamt vor Ort sein.
Tim Strathmann, auch Dezernent für den Bereich Jugend und Soziales, erklärte dazu, dass die Politik für den Einsatz eines Sicherheitsdienstes Mittel bereit stellen müsste. Er betonte aber auch, dass für die Verfolgung strafrechtlicher Handlungen grundsätzlich die Polizei zuständig sei. „Was wir als Stadt tun können, ist proaktiv beratend tätig sein.“ Ausschussvorsitzender Jörgen Steinbrink (SPD) machte klar, dass dieses Thema auch in die Ordnungspartnerschaft von Stadt und Polizei hineinspiele. „Wir können das hier und jetzt nicht lösen, aber wir müssen aufpassen, dass uns die Felle nicht wegschwimmen.“
Strathmann betonte, dass der Landrat als Leiter der Kreispolizeibehörde mitgeteilt habe, dass der betreffende Bereich in Milspe aus polizeilicher Sicht unauffällig sei. Dennoch sei er bereit, mit der Verwaltungsleitung über die Situation und das Unsicherheitsgefühl in Teilen der Bevölkerung zu sprechen. Auch dieses Gespräch solle zeitnah stattfinden.