Trotz des Geldregens durch die Kanalnetzübertragung muss jede Ausgabe der Stadt wohl überlegt sein, meint Hartmut Breyer.

Mehr Geld und weniger Arbeit – wonach die meisten vergeblich streben, das hat die Stadt Ennepetal durch die Übertragung ihres Kanalnetzes an den Ruhrverband erreicht. Mehr als 100 Millionen Euro fließen in die Stadtkasse und sorgen für eine erhebliche Entlastung vor allem durch den geringeren Zinsaufwand. Außerdem ist der Betrieb eines Kanalnetzes mit Instandhaltung und Erneuerung für eine kleinere Kommune eine besondere Herausforderung. Nicht zuletzt ist qualifiziertes Personal kaum zu finden – im Zweifel ist ein großer und vielseitiger aufgestellter Arbeitgeber wie der Ruhrverband – für viele attraktiver.

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Ein großes Unternehmen kann Personal effizienter einsetzen und bei Investitionen oftmals günstigere Konditionen erzielen. Insofern dürfte der Kostenvorteil sich günstig auf die Gebührenkalkulation auswirken, sprich der – leider zu erwartende – Gebührenanstieg wird moderater ausfallen, als wenn die Stadt das Kanalnetz weiter betreiben würde.

Doch ein psychologisches Problem birgt die Kanalnetzübertragung: Viel Geld einzunehmen weckt Begehrlichkeiten. Dabei sind die 100 Millionen Euro schon jetzt nicht mehr da, weil damit eben „nur“ Schulden abgebaut wurden. Die Stadt will (und muss) in den kommenden Jahren enorm investieren. Das wird, durch Zinsen und Abschreibungen, den Haushalt und am Ende die Bürgerinnen und Bürger ohnehin an die Belastungsgrenze bringen. Daher muss trotz des Geldregens jede Ausgabe wohl überlegt werden.