Schwelm. Halbkreis und Kreis - das Organspende-Tattoo ist inzwischen recht bekannt. Eine Tätowiererin aus Schwelm bietet auch Tattoos für Diabetiker an.
Wenn man das Tattoo-Studio „Es war einmal…“ von Vanessa Kasper an der Hauptstraße in Schwelm betritt, fühlt es sich zunächst so an, als hätte man sich in der Tür geirrt und man wäre in einem Friseursalon gelandet. Es ist sehr hell und an den Wänden, die in einem hellen Grauton gestrichen sind, hängen große Spiegel. Vanessa Kasper steht hinter der Theke und lacht über diesen Vergleich. „Das liegt auch daran, dass das hier früher mal ein Friseurladen war“, erklärt sie.
„Mir ist wichtig, dass die Leute sich wohlfühlen“, sagt Kasper. Sie selbst habe schon negative Erfahrungen mit Tattoo-Studios gemacht und sagt: „Ich möchte es besser machen. In meiner Zielgruppe sind vor allem junge Frauen und Menschen über 40. Oder anders gesagt: Ich möchte mich von anderen Studios abheben und mir ist wichtig, dass meine Kunden hier glücklich rausgehen.“
Tätowieren anfangs nur ein Hobby
Eigentlich ist Vanessa Kasper Maler- und Lackierermeisterin. Seit drei Jahren arbeitet sie selbst als Dozentin und unterrichtet in Teilzeit andere angehende Meister. Das Tätowieren sei anfangs nur ein Hobby gewesen, inzwischen macht sie es nebenberuflich. „Malen hat mich schon mein ganzes Leben begleitet“, erinnert sie sich. „Dann habe ich zuerst nur Freunde und Bekannte tätowiert, aber irgendwann kamen dann immer mehr Menschen auf mich zu, sodass ich 2019 gesagt habe, ich eröffne jetzt ein eigenes Studio.“
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Der Name „Es war einmal…“ hat für Vanessa Kasper eine doppelte Bedeutung: „Das Offensichtliche sind natürlich die Märchen. Ich wollte etwas, womit Personen jeglichen Alters etwas anfangen können. Die zweite Bedeutung ist, dass ich alte Tätowierungen covere, also mit einem neuen Tattoo überdecke. Nach dem Motto: Es war einmal ein schlechtes oder hässliches Tattoo.“
Seit ein paar Monaten bietet die Tätowiererin auch Organspende-Tattoos an: „Mich hat jemand angesprochen, ob ich das machen würde und da war ich natürlich dabei.“ Diese Tattoos sind zwar nicht als Alternative zum klassischen Organspende-Ausweis gedacht, denn ein Tattoo ist kein offizielles Dokument, aber sie machen schnell ersichtlich wer Organspender ist. Einen offiziellen Ausweis sollte man trotzdem mit sich führen. Die Idee stammt vom Verein „Junge Helden“, der junge Menschen über Organspende aufklärt und Angehörigen dabei hilft eine dahingehende Entscheidung zu treffen. Für die Organspende-Aktion „Opt-Ink“ hat man sich das Design des Tattoos überlegt.
Das Tattoo ist so konzipiert, dass es sofort erkennbar und dennoch individualisierbar ist - zwei Halbkreise und ein ganzer Kreis. „Das Tattoo ist kostenlos“, erklärt Vanessa Kasper. „Man kann ganz einfach das ursprüngliche Design haben, aber auch ein bisschen Schnickschnack dazu.“ Mit mehr Verzierungen sei der Aufwand allerdings höher und man müsse dann doch mit einem kleinen Aufpreis rechnen. „Trotzdem ist das dann eine andere Preiskategorie als sonst“, so Kasper.
Organspende-Tattoo sehr beliebt
Das Angebot wird in Schwelm bisher gut angenommen: „Innerhalb der vergangenen drei Monate habe ich schon vier oder fünf Organspende-Tattoos gestochen“, sagt Kasper. Sie sei überrascht, wie beliebt die Aktion sei. Auch Menschen, die bisher keine Tätowierungen hatten, haben sich bereits für ein Organspende-Tattoo bei Vanessa Kasper entschieden. „Ich habe jemanden dagehabt, der schon lange mal ein Tattoo haben wollte, aber nie wusste, was er machen soll. Natürlich am Liebsten etwas mit einer Bedeutung. Er war inzwischen Mitte oder Ende Vierzig und hat bei diesem Motiv dann gesagt: Das isses.“
Neben den Organspende-Tattoos bietet Vanessa Kasper bereits seit ihrer Eröffnung im Oktober 2019 auch spezielle Tätowierungen für Diabetikerinnen und Diabetiker an. „Ein Kumpel von mir hat Diabetes und hat dieses Tattoo. Die Idee hat mir so gut gefallen, dass ich sofort gesagt habe, das möchte ich auch machen.“ Das Tattoo soll Rettungskräfte im Notfall auf die Krankheit des Betroffenen hinweisen. „So wissen Sanitäter sofort Bescheid und das geht dann wahrscheinlich schneller, als erst einmal nach einem Portemonnaie zu suchen“, sagt Kasper. „Durch das Tattoo ist auch ersichtlich welchen Diabetes-Typen die Patientin oder der Patient hat.“
Was die Tätowiererin wundert: „Die Diabetiker-Tattoos sind gar nicht so im Kommen, wie die für Organspender.“ Bisher habe sie nur ein paar wenige und kleine der Motive tätowiert. „Dabei kann man aus dem Tattoo ziemlich viel machen“, meint Vanessa Kasper. Das Motiv sei anders als beim Organspende-Tattoo nämlich nicht vorgegeben. Natürlich müsse man schauen, dass die Tätowierung an einer gut sichtbaren Stelle platziert wird. „Am unteren Arm oder Dekolleté wäre es natürlich am besten. Ungünstig wäre eine schon sehr viel tätowierte Stelle“ und auf der Rippe bringe das Ganze ja auch nichts.
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„Wenn es Tattoos für Menschen mit anderen Krankheiten gibt, kann ich mir auch vorstellen, diese kostenlos zu tätowieren“, sagt Vanessa Kasper. „Ich finde es cool, wenn Menschen diese Tattoos dann mit Stolz tragen.“ An zwei Tagen die Woche wird in ihrem Studio in Schwelm tätowiert, demnächst soll auch eine Nageldesignerin mit in die Räumlichkeiten einziehen. Vanessa Kaspers Terminkalender ist schon bis Anfang September ausgebucht. „Bei anderen Studios ist das wahrscheinlich noch mehr, aber ich fände es auch nicht gut, wenn für die nächsten eineinhalb Jahre alles verplant ist.“