Gevelsberg. Jemand möchte offiziell ein Bordell in Gevelsberg eröffnen und hat dafür bei der Stadt angefragt. So reagiert die Stadt darauf.
So eine Anfrage bekommt die Stadt Gevelsberg auch nicht aller Tage: Jemand hat sich im Rathaus erkundigt, welche formalen Schritte nötig sind, damit an der Hagener Straße ein Bordell entstehen kann. Zur Person und der genauen Adresse äußert sich die Stadtverwaltung auf Nachfrage der Redaktion nicht. Nur so viel: Es handelt sich um eine Privatperson, die nicht aus Gevelsberg kommt, und ein Mehrfamilienhaus im Bereich zwischen Brüderstraße und der Firma Müller & Borggräfe. Die Person ist nicht Eigentümerin des Gebäudes.
Konkret geht es in der Anfrage darum, zunächst Keller- und Erdgeschoss zu Prostitutionszwecken zu nutzen. „Perspektivisch plant der potenzielle Betreiber, alle Geschosse des Objektes für das Prostitutionsgewerbe zu nutzen“, heißt es in entsprechenden Unterlagen der Stadt, über die am Montag, 22. Mai, zuerst der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Wirtschaftsförderung beraten soll.
Die Stadt hält das Quartier nämlich für vorbelastet. Die Rede ist von einem ohnehin „hohen Besatz an Wettbüros, Wettannahmestellen und Sportbars“. Sie schlägt der Politik daher vor, einen sogenannten „einfachen Bebauungsplan“ aufzustellen, um Bordelle und anderweitige Vergnügungsstätten in diesem Bereich auszuschließen beziehungsweise zu steuern – „um weitere negative Effekte für die Hagener Straße im Bereich des Nirgena [...] zu vermeiden.“
Stadt will Quartier positiv entwickeln
Das Ziel sei es, das Quartier positiv zu entwickeln und eine Reihe von positiven Dingen festzulegen, die in diesem Bereich möglich sind. „Dazu gehört hier kein Bordell“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi über das Quartier. In ihrer Vorlage an die Politik erklärt die Stadt dazu weiter: „Die Hagener Straße dient in diesem Bereich als Eingang zum Stadtkern mit anschließender Fußgängerzone und prägt das Stadtbild wesentlich. Um dieses nicht weiter negativ zu beeinflussen, müssen Festsetzungen zur Gebietskategorie und zur Zulässigkeit von bestimmten Arten von Nutzungen getroffen werden.“ Eine Rolle spielt dabei auch die Nähe zum städtischen Jugendzentrum an der Schulstraße.
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„Insgesamt braucht das Quartier positive Entwicklungen“, bringt Bürgermeister Jacobi es auf den Punkt. Er spricht auch von einem Signal an die Bevölkerung, dass es in diesem städtebaulichen Schlüsselbereich keinen weiteren „Trading-Down-Effekt“ geben darf, also keine weitere Abwertung.
Die Stadt lasse sich in dieser Angelegenheit von einer renommierten Anwaltskanzlei beraten, erklärt er weiter. Denn grundsätzlich sei es möglich, gegen einen Bebauungsplan zu klagen, wenn dabei formelle Fehler gemacht würden. Zunächst handele es sich bei der Anfrage an die Stadt zu einem möglichen Bordellbetrieb aber nur um die Bitte nach Informationen zum allgemeinen Verfahren. „Es gibt noch keine Anfrage zu einer konkreten Änderungen der Nutzung“, erklärt Jacobi mit Blick auf die Immobilie an der Hagener Straße.
Hinweise auf illegale Prostitution
Das Thema Prostitution am Nirgena ist bei der Stadt aber auch schon wesentlich konkreter aufgeschlagen. Die Bauaufsicht gehe derzeit einer Beschwerde nach, in der von einem nicht genehmigten Prostitutionsgewerbe in unmittelbar räumlicher Nähe zum angefragten Mehrfamilienhaus an der Hagener Straße berichtet wird.
Wie Bürgermeister Claus Jacobi auf Nachfrage der Redaktion erklärt, geht es dabei um die Brüderstraße. Hier habe die Stadt Gevelsberg zwei anonyme Hinweise und auch einen Hinweis der Polizei auf ein illegales Gewerbe bekommen.
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Der Betreiber werde nun aufgefordert, das Gewerbe aufzugeben. Wenn er ein legales Prostitutionsgewerbe betreiben wolle, müsse auch er erst einen Antrag auf Nutzungsänderung stellen. Auch in diesem Fall möchte die Stadt aber versuchen, andere Dinge im Quartier am Nirgena zu ermöglichen.