Ennepetal. Bus-Seelsorger, Kirmespfarrer und Schalkefan: Andreas Rose ist in Ennepetal unvergessen. Nun soll er Leben in ein Kloster bringen.

Bus-Seelsorger, Kirmespfarrer und Schalkefan. So wurde Andreas Rose in Ennepetal genannt. Er war geschätzt und ist nicht vergessen. Nun hat der 57-Jährige wieder eine neue Aufgabe und einen neuen Titel: Geistlicher Leiter. Seit einem halben Jahr lebt und arbeitet der ehemalige Pfarrer der Katholischen Gemeinde St. Johann Baptist in der Abtei Mariawald.

Die Abtei Mariawald liegt im Nationalpark Eifel und ist von Wiesen und Wäldern eingebettet im Wandergebiet Kermeter (Rureifel).
Die Abtei Mariawald liegt im Nationalpark Eifel und ist von Wiesen und Wäldern eingebettet im Wandergebiet Kermeter (Rureifel). © Hans-Jochem Schulte

Die Klosteranlage liegt im Nationalpark Eifel und ist von Wiesen und Wäldern eingebettet im Wandergebiet Kermeter (Rureifel). Die nächste kleine Stadt ist Heimbach (Kreis Düren).

Wir besuchten Andreas Rose. Er stand jungenhaft auf dem Parkplatz der Klosteranlage, leger gekleidet und winkte. Nur durch ein dezentes Kreuz an einer Halskette tragend, ist er als Mann der Kirche zu erkennen. Er hat die Aufgabe, wieder Leben in die Abtei zu bringen.

Kloster stand leer

Vor vier Jahren zogen die letzten Klosterbrüder aus. Es waren nur noch wenige aus dem Schweigeorden der Trappisten, die in dem 500 Jahre alten geistlichen Ort Mariawald nach strengen Regeln lebten. Dann stand das Kloster leer. Nun hat es wieder einen „Bruder“: Andreas Rose. Wie kam er zu dieser Aufgabe? Ganz freiwillig mit einer Bewerbung.

Wenn im Kloster-Restaurant Andrang herrscht, springt Andreas Rose auch in der Küche ein. Hier rührt er die Erbsensuppe.
Wenn im Kloster-Restaurant Andrang herrscht, springt Andreas Rose auch in der Küche ein. Hier rührt er die Erbsensuppe. © Hans-Jochem Schulte

Andreas Rose, der von 1999 bis 2006 als Pfarrer in St. Johann Baptist in Voerde wirkte, wurde im Rahmen der 1. Strukturreform des Ruhrbistums Essen in den Duisburger Norden versetzt. Dort war er acht Jahre leitender Pfarrer. Bei der 2. Strukturreform kam er als leitender Pfarrer nach Lüdenscheid. Warum hat er sich dort weg beworben? Andreas Rose nennt einen Grund: „Kirchen schließen zu müssen, ist nicht gerade angenehm!“ Jetzt als Geistlicher Leiter hat er die nicht leichte Aufgabe, Menschen für den Glauben und für die Kirche zu interessieren. „Es ist ein niedrigschwelliges Angebot“, sagt er und strahlt Optimismus aus.

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Mittlerweile hat sich der Parkplatz der Abtei Mariawald gefüllt. Es sind vorwiegend Touristen aus den nahen Niederlanden und Belgien. Viele von ihnen wissen von der berühmten Erbsensuppe, die in der Kloster-Gaststätte angeboten wird. Es ist 12 Uhr, für Andreas Rose Zeit zum täglichen Mittagsgebet.

Die Kinder von Besucherfamilien werden von Andreas Rose auch schon mal zum Läuten eingeladen. Er macht es erst vor und dann sind sie dran.
Die Kinder von Besucherfamilien werden von Andreas Rose auch schon mal zum Läuten eingeladen. Er macht es erst vor und dann sind sie dran. © Hans-Jochem Schulte

Eine Familie aus den Niederlanden nähert sich. Andreas Rose spricht sie an - in, wie wir sagen, holländisch. Und? Sie kommen mit in die eigentlich für Katholiken schlichte Klosterkirche. Mittendrin: Glockenseile. Die Kinder der Familie werden von Andreas Rose zum Läuten eingeladen. Er macht es vor. Dann sind sie dran, und die Klosterglocken erklingen. Staunen.

Trappistenbier und Erbsensuppe

Andreas Rose geht in die Sakristei, schleppt dicke Bücher der Trappisten heran. Er liest Texte vor, die die Erwachsenen der Familie mitlesen, sie beten das Psalmgebet auch mit. Nach etwa 15 Minuten gibt es einen freundlichen Abschied. Die Familie geht zur Erbsensuppe in Richtung Restaurant, in dem auch das Trappistenbier angeboten wird.

Teil einer Film-Reihe

Andreas Rose wurde am 17. Mai 1991 in Essen vom damaligen Weihbischof zum Priester geweiht. Ruhrbischof Hengsbach war erkrankt.

Später war Rose im Alter von 33 Jahren der jüngste Pfarrer im Bistum.

Ab dem 17. Mai ist Andreas Rose auch in der Filmserie „Was macht eigentlich..?“ zu sehen und zu hören. Der Arzt im Ruhestand, Roman Kruzycki, machte ein Film-Interview in der Abtei Mariawald mit Andreas Rose.


Die Filmserie über bekannte Frauen und Männer aus Ennepetal ist im Internet unter doc-fuchs-film zu sehen.

Wir sehen in die kleinen Zellen der Mönche. Im Versammlungssaal der Trappisten sieht es so aus, als hätten sie gerade noch getagt. In Schränken hängen noch ihre Gewänder. Direkt daneben in einem Schrank sind die Messgewänder von Pfarrer Rose zu sehen. Er zieht eins heraus und dreht es mit einem verschmitzten Lachen um.

Es ist nicht zu übersehen: Auf dem Rückenteil prangt das Wappen von Schalke 04. Nein, in der Kirche getragen habe er das Gewand nicht. Es erinnere ihn an seinen Lieblingsverein, „denn ich bin ja auf Kohle geboren“, sagt der Mann aus Gelsenkirchen-Buer, der seine einstige Pfarrwohnung in Voerde mit Schalke-Devotionalien versehen hatte und auch mal von Meininghausen aus sehnsuchtsvoll die in der Ferne liegende Schalke-Arena in Augenschein nahm. Mit seinem damaligen evangelischen Amtskollegen André Ost frotzelte er oft, klar, ist der doch Fan des Vereins, dessen Name Schalker nicht in den Mund nehmen. Rose tat es auch nicht.

Andreas Rose (rechts) und Roman Kruzycki. Der Ennepetaler Filmemacher macht für eine Dokumentation ein Interview mit dem früheren Voerder Pfarrer.
Andreas Rose (rechts) und Roman Kruzycki. Der Ennepetaler Filmemacher macht für eine Dokumentation ein Interview mit dem früheren Voerder Pfarrer. © Hans-Jochem Schulte

Warum wird er Bus-Seelsorger genannt? „Ich bin in Ennepetal leidenschaftlicher Busfahrer gewesen, bin dort mit anderen Fahrgästen ins Gespräch gekommen.“ In der Eifel gehe das nicht. Nur einmal am Tag halte ein Bus an der Abtei Mariawald. Rose, der jetzt ein kleines Auto fährt, bedauert das. In Ennepetal hatte er noch einen fünfsitzigen Alpha vor der Tür. „Ich habe bei Bedarf immer Leute gefahren“, sagt er.

Es ist 14 Uhr. Zeit für die Messe. Andreas Rose spricht wieder Touristen an. Sie gehen mit in die Kirche. Andreas Rose, der emphatische Menschenfischer, sieht sich als „Aufklärer und Ermöglicher des Glaubens“. Dafür hat er sich in Freiburg fortgebildet.

Ausgeliehen wie im Fußballgeschäft

Zunächst zwei Jahre soll er in der Abtei als Geistlicher Leiter tätig sein. Das Heimbistum Essen hat ihn ausgeliehen an das Bistum Aachen, so ähnlich wie im Fußballgeschäft. Die neu gegründete Mariawald GmbH und Co. KG baut ein neues Gästehaus mit 50 bis 70 Zimmern. Wer möchte, soll in Zukunft auch in einer ehemaligen engen Trappistenzelle nächtigen können. Es soll im geistlichen Sinne geführt werden mit Exerzitien und passendem Kursangebot und ein Hort für Menschen sein, die Stille suchen. Das klösterliche Erbe soll Pfarrer Rose neu erschließen und wortgewandt weiter entwickeln.

Beim Abschied sagt er: „Grüßen Sie Ennepetal. Ich habe dort noch Freunde!“ Dann erzählt er noch von der Voerder Kirmes. „Ich gewann eine Wette. Ich habe es geschafft, den damaligen Bürgermeister vor Sonnenaufgang nach Hause zu begleiten!“