Ennepetal. Im Ennepetaler Rathaus ist man ratlos: Warum entsorgen Unbekannte Staubsauger, Kaffeemaschinen, Toaster und sogar einen Tretroller im Gully?
Bei der Stadtverwaltung Ennepetal herrscht Fassungslosigkeit über eine äußerst spezielle Art der illegalen Müllentsorgung: In den vergangenen Wochen und Monaten ist die von der Stadt beauftragte Reinigungsfirma in den Gullys am Straßenrand immer wieder auf Elektroschrott gestoßen. Toaster, Kaffeemaschinen, Wasserkocher, Kopfhörer, Fernbedienungen und sogar Staubsauger zogen die Mitarbeiter aus den Metallkörben in den Sinkkästen. „Wir beobachten das Phänomen schon etwas länger, doch jetzt hat es derartig große Ausmaße angenommen, dass wir es publik machen“, erklärt Stadt-Pressesprecher Hans-Günther Adrian.
Lesen Sie auch:
Ennepetal: Wird Schillerstraße zur Einbahnstraße?
Katastrophale Schulhöfe in Schwelm: Jetzt passiert endlich etwas
Neuer Supermarkt eröffnet in Schwelmer Innenstadt
In mehreren Straßen im Ortsteil Voerde entsorgten Unbekannte ihren Müll. So fanden sich bei der turnusmäßigen Reinigung beispielsweise in Straßeneinläufen an der Gustav-Bohm-Straße und der Vilvoorder Straße im Bereich Voerde-Nord Elektrokleingeräte, aber auch eine DVD- und CD-Sammlung, Farbeimer, Farbrollen, Reinigungszubehör sowie ein Tretroller. In der Boesebecker Straße machten die Mitarbeiter der Reinigungsfirma in nahezu jedem Sinkkasten entsprechende Funde.
Die Metallkörbe in den Sinkkästen sind eigentlich dazu da, Laub und groben Straßenschmutz von der Kanalisation fernzuhalten. Früher wurden sie herausgezogen und das gesammelte Material auf die Lkw-Ladefläche gekippt. Vor einiger Zeit hatte die Stadt den Reinigungsauftrag an eine neue Firma vergeben, die ein anderes Verfahren anwendet: Die Gullydeckel werden angehoben und die Körbe mit einem großen Saugschlauch entleert. Der Schmutz landet dann in einem großen Tank, ähnlich wie bei den großen Straßenkehrmaschinen.
Auch interessant
„Ein Toaster oder ein Staubsauger passt natürlich nicht durch den Schlauch“, meint Hans-Günther Adrian. So stellen die Gerätschaften nicht nur eine Umweltgefahr dar, sondern sorgen zudem für erhebliche Zusatzarbeit bei den Reinigungskräften. „Das ist uns noch in keiner anderen Stadt passiert“, heißt es vonseiten des Unternehmens, dass sich jetzt mit den Hinterlassenschaften herumschlagen muss. „Die vorher beauftragten Firma hat uns so etwas nicht gemeldet“, so der Stadt-Pressesprecher. Zwar hätten Elektroteile in den Körben die Arbeit nicht behindert, „wenn das häufiger vorgekommen wäre, wären wir aber sicher benachrichtigt worden.“
Die Stadt Ennepetal betont, dass die Vermüllung dafür sorgen könne, dass Giftstoffe im öffentlichen Kanal landen und zugleich verhindern könne, dass das Oberflächenwasser abfließen kann. Dabei sei diese Entsorgungsmethode nicht nur schädlich, sondern auch mühsam: Die gusseisernen Abdeckungen wiegen je nach Größe und Ausführung zwischen 40 und 50 Kilogramm. „Mit Logik ist dieses Handeln nicht zu erklären“, meint Bürgermeisterin Imke Heymann. „Elektrokleingeräte kann man unter anderem beim städtischen Betriebshof an der Hembecker Talstraße problemlos, kostenlos und vor allem legal abgeben.“ Auch bei AHE an der Hundeicker Straße in Gevelsberg wird Elektroschrott kostenlos entgegengenommen.
Ennepetal: Im Herbst 2019 bereits Fall von illegaler Müllentsorgung
Eine derart absurde Art der illegalen Müllentsorgung ist in Ennepetal nicht ganz neu: Im Herbst 2019 wurde die Stadtverwaltung von Pilzsammlern auf eine Müllkippe in einem Waldstück an der Breckerfelder Straße aufmerksam gemacht. Dort hatten Unbekannte auf einer Fläche von etwa zwei Hektar hunderte Elektrokleingeräte entsorgt. Etwa 50 Kubikmeter Schrott kamen zusammen, als etwa ein Dutzend Mitarbeiter der Gebal im Januar 2020 den recht abgelegenen Bereich gesäubert hatten.
+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm+++
Damals gingen die Verantwortlichen bei der Stadt davon aus, dass es sich um gewerbliche Sammler von Elektroschrott handelt, die bei der Sperrmüll-Abfuhr gezielt danach suchen. Sie schlachten die Geräte anschließend aus und machen noch brauchbare Bauteile, Platinen und Kabel zu Geld. Hinsichtlich der aktuellen Gully-Funde habe man bislang noch keine Idee, wer dafür verantwortlich sein könnte, so Hans-Günther Adrian.
Wer etwas beobachtet hat und sachdienliche Hinweise geben kann, wird gebeten, sich an Sabrina Reddemann von der städtischen Abteilung Ordnungswesen und Abfallwirtschaft zu wenden: telefonisch unter 02333/979-259 oder per E-Mail an sreddemann@ennepetal.de.