Ennepetal. Torben Knochenhauer vom Brettspielladen Anspieler schafft es sogar, mit seiner Leidenschaft 5000 Spiele-Fans bis nach Norderney zu locken.

„Ich bin ein schlechter Verkäufer“, sagt Torben Knochenhauer und lacht. Vor fast sechs Jahren hat er sich mit seinem „Anspieler“ in Ennepetal selbstständig gemacht. Der Brettspielladen läuft. Gerade weil er lieber nur das verkauft, was er auch selbst gut findet und auch abrät, wenn das Spiel es nicht wert ist, dafür Geld auszugeben. Es ist ok, wenn der Kunde auch mal mit leeren Händen nach Hause geht. Er sagt: „Dann kommt er auch wieder.“ Davon lebt der Einzelhändler. Von Stammkunden, die auch von weiter entfernt anreisen und nicht per Mausklick einkaufen. Die Beratung, die persönliche Meinung eines passionierten Brettspielers, die Möglichkeit vor Ort alles auszuprobieren und Veranstaltungen, die es im Internet nicht gibt, so schafft es Torben Knochenhauer in der Ennepetaler Innenstadt zu überleben. Auch in Zeiten, in denen der Internethandel übermächtig scheint, immer mehr Einzelhändler in den Städten aufgeben müssen.

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Natürlich habe er auch einen Online-Shop. Torben Knochenhauer hat ihn während der Corona-Pandemie eingerichtet und ihn seitdem immer weiter entwickelt. „Jeden Tag arbeite ich daran und aktualisiere“, sagt er. Das sei in diesen Zeiten dringend notwendig. Man sollte online aktiv sein, aber sich auch auf das konzentrieren, was es in Internetläden nicht gibt - der persönliche Kontakt. Wer also nicht nur einfach kaufen will, sondern auch beraten werden möchte, der kommt in seinem „Anspieler“ an der Voerder Straße. „Das, was ich verkaufe, macht es mir aber auch einfacher als vielen anderen Einzelhändlern“, sagt er. Brettspiele würden seit Jahren immer beliebter, es gebe eine große Community und die Menschen seien bereit für ihr Hobby Geld auszugeben.

Gegenpol zur digitalen Welt

Was ein Brettspiel so besonders macht? „Es ist der Gegenpol zur digitalen Welt“, sagt Torben Knochenhauer. Brettspiele seien spannend. „Darauf zu achten, wie der andere reagiert, man kann gemeinsam etwas erleben.“ Das Miteinander sei besonders. Ob Alt oder Jung, Mann oder Frau, egal welcher Beruf: am Spielbrett seien alle gleich. Und: Man hat nicht nur gemeinsam Spaß, man lernt auch etwas und könne dabei so richtig schön abschalten. Er ist seit Jahren von Brettspielen begeistert. Irgendwann wagte er den Schritt und machte sein Hobby zum Beruf. Gespielt wird im Laden, nach Feierabend, mit Freunden und Kunden, immer dann, wenn er Zeit hat.

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Aktuell hat er davon nicht so viel. Die Vorbereitungen für eine eigene Brettspielmesse laufen auf Hochtouren. Torben Knochenhauer lädt vom 6. bis 9. April zu den achten Brettspieltagen auf Norderney ein. Die Spiele müssen auf die Insel verschifft, die Räumlichkeiten vorbereitet, die Flyer gedruckt werden. Es ist ein Neustart nach der Corona-Pause. „Wir hatten bis zu 5000 Besucher“, sagt der Ennepetaler Einzelhändler. Warum Nordeney? Weil Torben Knochenhauer Nordsee-Fan ist, auf Borkum schon einmal eine Messe ins Leben gerufen hatte. Dann sei er gefragt worden, ob er die Messe nicht auch auf Norderney veranstalten wolle. Passend zu seiner Leidenschaft hat er auch gleich ein Nordsee-Spiel entwickelt: „Leuchtturm Ahoi“. Das können die Gäste auf der Messe nicht nur ausprobieren, sondern auch kaufen. Er wird viele Neuheiten verschiedener Verlage dabei haben.

Die aktuellen Trends

Mit Norderney beginnt die Messesaison für den Ennepetaler Anspieler. Ratingen, Herne, Stuttgart, München. Es gibt immer mehr Veranstaltungen für Brettspielfreunde, auf vielen ist er dabei. Auch in Ennepetal hat Torben Knochenhauer die Anspieler-Tage ins Leben gerufen. Die Ennepetaler Spielemesse, es wäre die fünfte Auflage, wird auch in diesem Jahr stattfinden. Nur wann, das steht noch nicht fest. Der Ladenbesitzer ist auf der Suche nach einem neuen und geeigneten Ort. In Ennepetal oder in der Umgebung.

Das sind die angesagtesten Brettspiele

Wer noch ein ganz besonderes Spiel für die Osterferien sucht, für den hat Torben Knochenhauer drei Brettspieltipps. Allen voran empfiehlt er für Familien das Spiel „Dorfromantik“. Ein Legespiel, bei dem gemeinsam entschieden wird, wo die Plättchen angelegt werden. Dabei werden Aufträge erfüllt, die Punkte bringen. Die Computerspieladaption besticht durch die einfachen Regeln und den Herausforderungscharakter. Nach und nach können neue Inhalte frei geschaltet werden. „Zu zweit funktioniert das Spiel am besten.“

Next Station London ist ein Flip and Write Spiel und schafft in den Augen von Torben Knochenhauer eine ganz besondere Atmosphäre. „Man hat wirklich das Gefühl an der Londoner U-Bahn mitzubauen.“ Stück für Stück wird das Schienennetz verbunden und dazu müssen noch spezielle Aufträge erfüllt werden. „Dieses Spiel hat bereits jetzt schon eine große Fanbase, obwohl es noch gar nicht so lange auf dem Markt ist.“

Und noch eine Neuheit, die Torben Knochenhauer jedem ans Herz legt, der es eine Nummer komplexer mag - „Flügelschlag Asien“. Flügelschlag wurde 2019 zum Kennerspiel des Jahres gekürt und hat seitdem schon einige Erweiterungen bekommen. Die aktuelle ist aus Sicht des Spielhändlers die Beste. Weil die Erweiterung nicht nur mehr Karten ins Spiel bringt, sondern ein eigenständiges Zweipersonenspiel ist, das begeistert. Das kartenbasierte Spiel besticht durch das schöne Material und durch die Spielzüge, die sich durch Aktionsketten ergeben, die man nach und nach aufbaut. „Es ist eins der besten Duell-Spiele.“

„Messen sind wichtig für mein Geschäft“, sagt er und ist froh, dass sie wieder möglich sind. Es geht dabei nicht nur um die Einnahmen, sondern auch um die Kontakte. Torben Knochenhauer hat sich auf Kenner- und Expertenspiele konzentriert. Eine Nische, die nicht so viele bedienen. Mit Spielen, die komplex sind und weit weg sind von Monopoly, Kniffel und Co.. „Es gibt unglaublich viele Spiele“, sagt der Einzelhändler. Die Kundinnen und Kunden schätzen, dass er die meisten davon kennt. Damit könne er sich von vielen anderen Anbietern abheben. Die Branche, die er sich ausgesucht hat, mache es ihm einfacher als vielen anderen, sagt er. Weil er einfach selbst unheimlich Lust auf Brettspiele hat.

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Aktuell im Trend seien Roll & Write-, beziehungsweise Flip & Write-Spiele. Dabei wird zum Beispiel gewürfelt (roll) oder etwas aufgedeckt (flip) und das Ergebnis anschließend auf einem Zettel notiert (write).„Klassische Worker-Placement-Spiele sind immer gefragt und immer erfolgreich“, sagt Torben Knochenhauer. Das sind Spiele, bei denen Figuren eingesetzt werden, um bestimmte Dinge zu bekommen oder Mechaniken in Gang zu bringen. „Natürlich ist der persönliche Geschmack dabei entscheidend.“ Seine Aufgabe sieht er darin, möglichst viele Spiele zu kennen, um Orientierung zu geben, zu wissen, was ankommt und zu empfehlen oder eben auch nicht. Was er aber sicher weiß: „Hier findet jeder Nerd, was er sucht.“

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