Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Günstig einkaufen und Lebensmittel retten: Das ermöglicht eine App. Welche Geschäfte in Schwelm, Ennepetal und Gevelsberg schon dabei sind.
Lebensmittel vor der Tonne retten und dabei auch noch ordentlich Geld sparen – genau das verspricht eine App, die aktuell auch in Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm immer beliebter wird. „Too Good To Go“ heißt das kleine Programm, das sich Nutzer kostenlos auf ihr Smartphone laden können. Das Unternehmen, das hinter dem Konzept steckt, möchte Kunden dazu animieren, etwas zur Nachhaltigkeit beizutragen. „Rette zum Tagesende noch kurz unseren Planeten“, heißt es auf der Website. Doch wie funktioniert das eigentlich? Wo gibt es das Angebot? Und wie viel spart der Kunde am Ende des Tages wirklich?
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Nachdem Nutzer die App auf ihrem Smartphone installiert haben, müssen sie sich registrieren. In nur wenigen, unkomplizierten Schritten ist das möglich. Allerdings ist eine E-Mail-Adresse erforderlich. Im Anschluss kann gewählt werden: Entweder ermittelt die App automatisch den Standort des jeweiligen Users (dt.: Nutzer), oder dieser gibt ihn manuell an. Dann kann es auch schon losgehen.
Die App präsentiert auf der Startseite an den Standort angepasste Anbieter. In Schwelm sind es beispielsweise die Bäckerei Kamps an der Talstraße sowie „Rewe to go“ (Aral Tankstelle Talstraße) und die Tankstelle Esso. Allerdings müssen Kunden hier schnell sein. Denn bei Kamps sind die sogenannten Überraschungstüten oftmals schon am Vorabend ausverkauft, bei den anderen beiden Anbietern bereits morgens.
Mit einem Klick auf das Geschäft oder den Shop kann eine der angebotenen Überraschungstüten (auch „Magic Bag“ genannt) ausgewählt werden. Und auch die Bezahlung kann via PayPal oder Kreditkarte direkt online erfolgen.
Ein möglicher Haken? Die Abholung ist meist erst vor kurz vor Ladenschluss möglich. Dennoch scheint das Angebot durchaus beliebt zu sein, wie einige Kunden berichten.
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Unter anderem erzählt eine Frau, dass es ihr Partner kaum glauben konnte, als sie mit massenhaft Backwaren aus der Bäckerei Kamps Schwelm nach Hause kam – und ihm erklärte, dass das alles nur drei Euro gekostet haben soll. „Ich habe die App schon öfters benutzt und bin jetzt zum vierten Mal hier bei Kamps. Ich bin total zufrieden und erzähle auch jedem von der App“, schwärmt sie.
Für drei bis vier Tage würden die Backwaren reichen, die sie und ihr Partner zum Frühstück und auf der Arbeit essen, berichtet sie von ihren Erfahrungen. Warum sie Too Good To Go regelmäßig benutzt? „Die Lebensmittel sind zu schade, um sie wegzuwerfen. Es ist gut für die Umwelt und ich spare Geld“, erklärt sie und macht sich wenig später mit ihrer sogenannten „Magic Bag“ auf den Weg nach Hause.
Was genau in diesen Magic Bags landet, kann sich der Kunde vorher allerdings nicht aussuchen. In die Überraschungstüten kommt immer das, was übrig geblieben ist. Früher, das verrät Verkäuferin Jessica Selim, hätte Kamps die übrig gebliebenen Backwaren an die umliegenden Bauern verkauft. Der Schwelmer Filiale war die Lebensmittelverschwendung aber ein Dorn im Auge, daher die Entscheidung, bei dem Konzept und der App mitzumachen. Obwohl Kamps in der Talstraße erst seit einigen Wochen dabei ist, sei das Angebot äußerst gut angenommen worden. Täglich seien die Tüten rasant schnell ausverkauft.
Die App ist im vergangenen Jahr in Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm gewachsen. Sowohl die Nachfrage als auch das Angebot ist deutlich gestiegen. Von den bisher 2800 verkauften Überraschungstüten fallen alleine 1280 auf das vergangene Jahr zurück. Zudem seien 2022 neun Partnerbetriebe neu dazugekommen, teilt Too Good To Go auf Nachfrage mit.
„Monkey Donuts“ aus Gevelsberg nimmt beispielsweise seit knapp zwei Monaten teil und verkauft zwei Mal die Woche die übrig gebliebenen Donuts. Hier wird das Angebot so gut angenommen, dass es meistens nicht einmal eine Stunde dauern würde, bis die Magic Bags verkauft seien, berichtet Inhaber Emir Özgül.
Es gibt zudem Betriebe, die schon längere Zeit dabei sind: „Biomarkt Denns“ aus Gevelsberg macht beispielsweise bereits seit zwei Jahren bei „Too Good To Go“ mit und kämpft so auch gegen die Lebensmittelverschwendung an. Zum einen bietet der Markt Backwaren an, zum anderen übrig gebliebene Lebensmittel aus dem Sortiment, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Kundin Sandra Martensson zeigt sich von dem Angebot begeistert. „Ich finde das eine coole Sache und bin glücklich und zufrieden. Die Backwaren sind immer noch lecker und frisch, auch wenn sie vom Vortag sind. Und man bekommt so viel, dass man gar nicht alles auf einmal essen kann“, erzählt sie.
Der Vorwurf, dass durch die App weniger Essen an die Tafel für hilfsbedürftige Personen geht, sei laut den meisten teilnehmenden Geschäften nicht richtig: „Bei uns war noch nie jemand von der Tafel, früher gingen die Sachen einfach ungefiltert in die Tonne, jetzt werfen wir durch die App deutlich weniger weg“, erklärt Oliver Dunker, der mit seiner Aral-Tankstelle in Ennepetal bei „Too Good To Go“ teilnimmt.
Nicht nur die Tankstelle in Ennepetal nimmt seit August bei der App teil, auch die Aral-Tankstelle in Schwelm ist seit mehreren Monaten dabei. Kunde Oliver Heppner hat sich dort schon öfters eine Magic Bag geholt und zeigt sich zufrieden. „Man bekommt wirklich viel für wenig Geld“, freut er sich.
Auch wenn „Too Good To Go“ in den drei Städten zunehmend wächst, ist das Angebot vergleichsweise nicht sonderlich groß. Denn in den Nachbarstädten Wuppertal oder Hagen gibt es deutlich mehr Auswahl. Hier bieten teils mehr als 100 Geschäfte Überraschungstüten per Klick in der App.
Die Menschen aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm würden sich auch in ihren Städten deutlich mehr Angebote wünsche: „Ich fände es schön, wenn mehr Supermärkte mitmachen würden, und es auch mehr warmes Essen von Restaurants geben würde“, sagt Kundin Sandra Martensson.