Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. In der Polizeilichen Kriminalstatistik verzeichnen die Beamten einen Anstieg der Straftaten. Vor allem in Gevelsberg gab es deutlich mehr Fälle.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis sei einer der sichersten Kreise in ganz Nordrhein-Westfalen. Das betonten Landrat Olaf Schade und André Pieper, Direktionsleiter Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde, im Rahmen der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2022. Dennoch wird deutlich: Im Vergleich zum Vorjahr gibt es nicht nur landes-, sondern auch kreisweit in zahlreichen Bereichen steigende Fallzahlen. Insbesondere haben Diebstähle und Wohnungseinbrüche zugenommen. Doch auch die Sexualdelikte sind mit einer Steigerung von 97 Prozent auf einem neuen Rekordniveau. Hinzukommen „Extremfälle“, wie Olaf Schade sagt und somit Bezug auf das neunjährige Kind aus Wetter nimmt, das von der Mutter umgebracht wurde. Ebenso zählt die Polizei deutlich mehr Fälle von Straßenkriminalität.

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Insgesamt registriert sie im vergangenen Jahr kreisweit 12.889 Straftaten. Mit Blick auf die Kommunen im Kreis verzeichnet sie in Gevelsberg den stärksten Anstieg absoluter Fallzahlen. Mit 442 „Mehrstraftaten“ im Vergleich zum Vorjahr liegt die Stadt sogar noch vor Hattingen (+382), die deutlich mehr Einwohner als Gevelsberg hat. In Schwelm erhöhte sich die Fallzahl um 147 und in Ennepetal um 179. Gleichzeitig sei die Aufklärungsquote der Fälle jedoch positiv zu verzeichnen, auch wenn diese etwas gesunken ist, erklärt André Pieper. Mit 55,4 Prozent sei die immer noch höher als im NRW-Durchschnitt.

Die Straftaten

Die Schwerpunkte der Straftaten liegen in der Kreisstadt vor allem auf Diebstählen und Wohnungseinbrüchen. In Gevelsberg zählt die Polizei die meisten Fälle im Bereich Straßenkriminalität sowie Wohnungseinbrüchen und -diebstählen. Der Anstieg hänge insbesondere mit dem Ende der strikten Corona-Regeln zusammen. Dass zum Beispiel die Gevelsberger Kirmes sowie das Schwelmer Heimatfest im vergangenen Jahr nach zwei Jahren Corona-Zwangspause wieder stattfinden konnten, „freut uns zwar“, sagt der Landrat, sorge gleichzeitig jedoch dafür, dass „vor Ort die Kriminalität wieder zunimmt“, so Schade. In Ennepetal liegt der Schwerpunkt der Straftaten indes auf Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, sprich Drogendelikten. Gleichzeitig sei Kinderpornografie im Jahr 2022 ein auffälliges Problem in Ennepetal gewesen, berichtet der Direktionsleiter.

Und es gibt einen weiteren Punkt, der in der Statistik zwar keinen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr aufzeigt, dennoch ein enormes Problem ist: „Kriminalität zum Nachteil älterer Menschen“. Dazu zählen unter anderem der bekannte Enkeltrick, Täter, die sich fälschlicherweise als Polizeibeamte ausgeben sowie die sogenannten Schockanrufe. Hier möchte die Kreispolizei samt Landrat Olaf Schade künftig für verstärkte Prävention, Aufklärungsarbeit und Opferschutz sorgen. Denn von den 32 bestätigten Fällen konnten die Täter 22 „erfolgreich“ vollenden, sagt André Pieper und fügt hinzu: „Diese Zahlen bilden die Probleme, die wir haben, nicht ab.“ Insgesamt ist kreisweit durch diese Straftaten ein Schaden von 768.000 Euro entstanden, das sei eine durchaus hohe Zahl.

Schwerpunkte

Mit verschiedenen Aktionen und Kooperationen sollen schnellstmöglich die Projekte zur Prävention und den weiteren Themen an den Start gehen. „Das Problem ist hier oftmals die Erreichbarkeit“, erklärt der Direktionsleiter. Das soll sich mit den nun ausgearbeiteten Projekten ändern.

Im äußerst sensiblen Bereich Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch setzt die Kreispolizeibehörde zudem einen weiteren Schwerpunkt. Und das ist auch nötig. Denn mit Blick auf die Zahlen sind die Fälle der Sexualdelikte von 300 im Jahr 2021 auf 591 im vergangenen Jahr angestiegen. Vor allem die Verbreitung, der Erwerb, Besitz und die Herstellung von Kinderpornografie ist um knapp 200 Prozent in die Höhe geschossen. Der enorme Anstieg gehe laut Pieper aber auch auf die verstärkten Kontrollen zurück. „Seit 2020 haben wir eine Ermittlungsgruppe, die sich ausschließlich damit befasst. Je mehr man hinschaut, desto mehr dunkle Zahlen werden ins Helle geholt.“ Im Ennepe-Ruhr-Kreis registrierten die Beamten im Jahr 2022 zudem 44 Fälle, bei denen Kinder sexuell missbraucht wurden, im Vorjahr lag die Zahl ebenfalls bei 44.

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Mit dem Entfall zahlreicher Corona-Regeln und der Normalisierung des Alltags seit Ausbruch der Pandemie hat zudem die Straßen-, Gewalt- und Diebstahlkriminalität wieder zugenommen. Viele Menschen arbeiten nicht mehr im Home-Office, was ein Grund für mehr Einbrüche sei. Hinzukommen die wieder stattfindenden großen Veranstaltungen. In Gevelsberg gab es im vergangenen Jahr 45 Wohnungseinbrüche (+24), in Schwelm 50 (+19) und in Ennepetal 31 (+17). Mit Blick auf Gewaltkriminalität verzeichnen die Beamten vor allem deutlich mehr Beziehungsdelikte, insgesamt gab es kreisweit 25 Fälle, die folgende Gewaltstraftaten umfassen: Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexuelle Übergriffe im besonders schweren Fall (einschließlich mit Todesfolge), ein Plus von mehr als 56 Prozent.

„Gevelsberg ist Spitzenreiter mit der höchsten Kriminalität“

Insgesamt gibt die Kreispolizeibehörde auch einen Einblick auf die sogenannten Kriminalhäufigkeitszahlen, die die Fallzahlen pro 100.000 Einwohner darstellen. Hier ist „Gevelsberg der Spitzenreiter mit der höchsten Kriminalität“, so André Pieper. Auf Platz zwei folgt Schwelm, an dritter Stelle Ennepetal. Gleichzeitig betont er: „Die landesweiten Kriminalhäufigkeitszahlen in NRW sind deutlich höher.“ Dennoch setzt die Behörde alles daran, sich in diesem Jahr noch stärker – insbesondere in den Schwerpunktbereichen – für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger einzusetzen.