Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Kommt jetzt der Preisschock? Die AVU hat damit begonnen, die ersten Strom- und Gasabrechnungen zu verschicken. Das erwartet die Kunden.

Explodierende Energiepreise sind seit Monaten in aller Munde, viele haben ihre Abschläge für Strom und Gas erhöht, fast jeder versucht zu sparen. Dennoch war die Energiepreisinflation bislang für den überwiegenden Teil der Haushalte in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal eine abstrakte Sache. Das ändert sich gerade, denn den AVU verschickt die ersten Abrechnungen für Strom und Gas, die für den ein oder anderen Schock sorgen könnten. Schon vor der massiven Teuerung hat der Energieversorger im vergangenen Jahr mehr als 62.000 Mahnungen mit der Androhung, den Strom abzustellen, an seine Kunden versandt.

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Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was auf die Bürger im restlichen Ennepe-Ruhr-Kreis zukommt, hilft vielleicht der Blick nach Witten, wo die Kunden der dortigen Stadtwerke aktuell ihre Rechnungen erhalten. Nachzahlungen im vierstelligen Bereich und neue monatliche Abschläge von mehr als 600 Euro für Einfamilienhäuser sorgen für Schreckensmomente am Briefkasten. Nicht viel anders wird dies bei den AVU-Kunden aussehen. „Kunden mit stichtagsbezogener Abrechnung und Stichtag in 2022 – das ist vor allem die Wohnungswirtschaft – haben eine Abrechnung und damit auch eine Anpassung der Abschlagszahlungen bekommen. Bei allen anderen Privatkunden macht die AVU eine rollierende Abrechnung – also im Januar und Februar wird Hattingen abgelesen und abgerechnet, dann Sprockhövel und so weiter“, teilt Pressesprecher Jörg Prostka mit. Weil die Jahresrechnung stets ein Blick zurück sei, machten sich Preiserhöhungen erst bemerkbar, wenn die Abschlagszahlungen angepasst werden, gegebenenfalls sogar erst bei der Nebenkosten-Abrechnung durch den Vermieter. „Jeder Kunde, der seine Jahresrechnung bekommen hat, erhält einen Abschlagsplan als Blick nach vorne, der bereits höher ist“, bereitet Jörg Prostka die Kunden auf die Post mit der Abrechnung vor.

344 Mal den Strom abgedreht

Doch können sich die Menschen das noch leisten? Der Blick in das Zahlenwerk der AVU für das vergangene Jahr, wo die Preise von vor der Energiekrise maßgeblich waren, zeigt: Das Unternehmen verschickte 10.069 Zahlungserinnerungen, 62.080 Mahnungen mit Sperrandrohung, das heißt, der Androhung, Strom oder in seltenen Fällen Gas abzustellen. Daraus ergaben sich 2260 Sperrankündigungen und 344 Kunden drehte die AVU tatsächlich den Saft ab. „Wir haben zudem mehr als 900 Ratenpläne vereinbart“, sagt Jörg Prostka und betont, dass der Energielieferant bei allen Schreiben auf Hilfsangebote des Jobcenters oder der Verbraucherberatung hinweist sowie auf die seit 2022 vorgeschriebene Abwendungsvereinbarung – vereinfacht gesagt ebenfalls ein Ratenplan.

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Und was erwartet die Kunden zukünftig? „Die Dezember-Hilfe und Preisbremsen bei Strom und Gas als staatliche Entlastungen helfen auf jeden Fall. Wie viel das genau ausmacht, lässt sich pauschal nicht sagen“, teilt das Unternehmen mit. Die genauen Beträge pro Kunde werden gerade ermittelt – das sei ein hoher IT-Aufwand. Alle Gaskunden erhalten automatisch die Preisbremse. Die AVU-Strompreise liegen unterhalb der Preisbremse, deswegen greift diese für AVU-Kunden nicht. Die Handelspreise für Gas und Strom sind zuletzt jedoch ohnehin deutlich gesunken, aber immer noch höher als vor Beginn der Krise. Die AVU kauft einen Großteil der Menge Strom und Gas im Voraus ein, teilweise mit mehreren Jahren Vorlauf. Dadurch will sie extreme Preisschwankungen ausgleichen. „Zur Entwicklung in diesem Jahr: Aktuell sehen wir keinen Anpassungsbedarf bei den Strom- und Gaspreisen. Aber gerade das unruhige vergangene Jahr hat gezeigt, dass das Marktgeschehen wesentlich dynamischer geworden ist“, sagt Jörg Prostka mit Blick auf die unterjährigen Erhöhungen im vergangenen Jahr.

Kunden sparen ganz massiv

Das Gebot der Stunde lautet daher weiterhin, so viel Energie wie möglich zu sparen. Dass die Menschen schon ihre Strom- und Gasverbräuche enorm reduziert haben, zeigt ein Blick auf diese Zahlen für das gesamte AVU-Netzgebiet bezogen auf die durchgeleiteten Mengen also inklusive anderer Anbieter: Stromverbrauch November 2022 im Vergleich zum Vorjahr: -9,6 Prozent; Stromverbrauch Januar bis November 2022 im Vergleich zum Vorjahr: -6,3 Prozent. Gasverbrauch November 2022 im Vergleich zum Vorjahr: -33,5 Prozent; Gasverbrauch Januar bis November 2022 im Vergleich zum Vorjahr: -17,8 Prozent. Für die Gasmengen in den Leitungen der AVU Netz liegen auch schon Dezember-Zahlen vor: Hier bezieht sich der Vergleich aber auf das Gaswirtschaftsjahr; umgangssprachlich die Heizperiode. Für Oktober bis Dezember 2022 liegt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei 24,2 Prozent. „Wichtig: Wie viel davon Einsparung und wie viel witterungsbedingt ist, lässt sich ebenso wenig sagen wie eine genaue Aufteilung nach Haushalten und Gewerbe und Industrie“, sagt Jörg Prostka abschließend.

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