Gevelsberg. Blutspender werden vom DRK dringend gesucht. Warum sich immer weniger melden? Auch weil es zu viel Bürokratie gibt, sagt Achim Meyer aus Schwelm.

Wenn Blutspender händeringend gesucht werden, warum sorgt dann der Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes nicht für bessere Bedingungen? Das denkt sich der Schwelmer Achim Meyer schon lange. Ihn beschäftigt vor allem die Frage: „Warum muss man jedes Mal den Bogen mit den vielen Fragen vor Ort ausfüllen? Das kostet Zeit, die viele im Alltag kaum haben“, sagt er und schreibt dem DRK in Hagen drei Mal – mit der Bitte, den Bogen vorab zuzuschicken. Eine Antwort hat er darauf bisher nicht bekommen. Dabei hat er mit seinem Hinweis voll ins Schwarze getroffen.

„Der Mann hat Recht“, sagt Stephan Küpper, der Sprecher des Blutspendedienstes West, auf Nachfrage dieser Zeitung. Der Fragebogen sei tatsächlich viel zu lang, und es liefen auch bereits Überlegungen, wie man diesen entschlacken könne. Es geht um mehrere Seiten, die mit Fragen gefüllt sind, wie: Wiegen Sie mehr als 50 Kilo, waren sie in den vergangene sieben Tagen krank, in den vergangenen vier Wochen beim Heilpraktiker oder im Krankenhaus?

So sehen einige der Fragen aus, die beim Blutspendetermin beantwortet werden müssen.
So sehen einige der Fragen aus, die beim Blutspendetermin beantwortet werden müssen. © Carmen Thomachewski | Carmen Thomaschewski

Alle drehen sich um den Gesundheitsstand und um die persönliche Vorgeschichte. „Ich bin damit locker 20 bis 30 Minuten beschäftigt. Jedes Mal“, sagt Achim Meyer und wünscht sich, den Bogen zu Hause ausfüllen zu können. Dann noch die Untersuchung, das Arztgespräch, die Blutspende selbst, unter eineinhalb, zwei Stunden komme er nie aus dem Spendenlokal. Als er noch mitten im Berufsleben stand, hat er es nicht geschafft, sich die Zeit abzuzwacken. Als er in den Ruhestand ging, fing er wieder an, regelmäßig zur Blutspende zu gehen. Weil es wichtig ist, weil es Leben rettet und weil er eine sehr begehrte Blutgruppe hat, die für alle nutzbar sei, Null Rhesus negativ.

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Doch die Sache mit der vielen Bürokratie ärgerte ihn weiterhin. Er schrieb den ersten Brief an den Blutspendedienst West. Drei Monate später den zweiten. Wieder einige Wochen danach den dritten. Keine Reaktion. Er ist sauer „über so viel Ignoranz“. Wenigstens eine Antwort hätte es geben müssen, eine kurze Erklärung. „So geht man nicht mit Spendern um“, sagt er und hat sich aus Prinzip erst einmal nicht mehr bei der Blutspende blicken lassen.

Räume mit festem Dach

Und noch eine Frage beschäftigt Achim Meyer. Warum werden manche Blutspendetermine in einem Bus angeboten – und dazu noch im Winter? Wenn es kalt ist, man draußen warten muss. Die passenden Räumlichkeiten zu finden, sei ein zunehmendes Problem, erklärt Stephan Küpper. Mit Beginn der Ganztagsschulen kämen Schulen nicht mehr als Örtlichkeit für Blutspenden am Nachmittag in Frage, manch einer nehme hohe Mieten. In Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal sei es noch möglich, Räumlichkeiten mit festem Dach zu finden. „Hier läuft es gut.“ Das sei aber nicht über all so. Und wenn man in bestimmten Stadtteilen die Blutspende anbieten möchte und keine Räume habe, dann müsse man das Mobil nehmen. Doch das seien Einzelfälle. Insgesamt, sagt Küpper, gebe es seit dem Aufruf zur Blutspende wieder mehr Spenderinnen und Spender. Er hofft, dass das so bleibt und versichert, dass der Blutspendedienst West daran arbeite, den Service-und Wohlfühlcharakter zu verbessern.

Im Namen des Blutspendedienstes könne er sich nur entschuldigen, sagt Stefan Küpper. So etwas sollte nicht sein und „es ist uns auch nicht egal, und wir hätten antworten müssen.“ Er versichert, das Thema intern aufzugreifen und sich bei Achim Meyer zu melden. „Inhaltlich spricht er uns aus dem Herzen. Wir wissen, dass wir nicht nur Blut, sondern den Menschen auch Zeit nehmen“, sagt Küpper. „Und wir würden uns auch wünschen, dass wir das mit den vielen Fragen anders lösen könnten.“ Doch die Aufsichtsbehörden, das Paul-Ehrlich-Institut und Deutsche Ärztekammer, hätten die Vorgabe gemacht, den Fragebogen vor Ort auszufüllen, damit nicht zu viele Tage zwischen dem Ausfüllen und der Blutspende liegen. Medizinisch mache das Sinn, dennoch: „Wir haben uns diese Regeln nicht ausgedacht, aber wir suchen nach einer anderen Lösung“, erklärt der Mann vom Blutspendedienst West und berichtet von einem gemeinsamen Pilotprojekt.

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Dabei werden die Fragen digital beantwortet. Zwar müsse man weiterhin vor Ort sein, doch der Fragenkatalog sei dadurch kleiner, auch wenn sich die Anzahl der Fragen insgesamt nicht verändert habe. Es reiche aber, wenn man die ein oder ander Frage einmal beantwortet hat und die dann abspeichert. Wie zum Beispiel: „Haben Sie sich in den Jahren 1980 bis 1996 insgesamt länger als 6 Monate im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland aufgehalten?“ Warum diese Frage überhaupt relevant ist? Weil in dieser Zeit die Creutzfeldt-Jacob-Krankheit dort Thema war. Sie sei über das Blut übertragbar und könne auch Jahrzehnte später aktiv werden, erklärt der Sprecher des Blutspendedienstes West. Aktuell laufe das Pilotprojekt aber nur in festen Entnahmestellen. Bei den Terminen in den Städten sei das nicht der Fall.

Achim Meyer ist es wichtig, dass der Blutspendedienst nicht nur darum bittet, dass die Leute zur Spende kommen, sondern auch selbst die Bedingungen und den Service verbessert. Nur zu fordern sei nicht der richtige Weg, um Leute zu motivieren. „Dafür ist das Thema einfach zu wichtig. Für alle Beteiligten.“

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