Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Blutkonserven fehlen. Die Lage ist dramatisch. So läuft es im Helios in Schwelm. Hier gibt es auch alle Blutspendetermine auf einen Blick.
Ohne Blutkonserven läuft in Krankenhäusern nicht viel. Sie werden für Operationen benötigt, bei Unfällen, in kritischen Situationen. Blut rettet Leben - jeden Tag. Doch die Regale, in denen der Blutspendedienst West die Blutspenden lagert, sind leer gefegt. Zwar vermeldet das DRK immer wieder mal, dass es zu wenig Blutspenden gibt. Zum Beispiel während der Ferienzeit oder der Corona-Pandemie: „Doch so schlimm haben wir es noch nie erlebt“, erklärt Stephan David Küpper.
Der Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West zeichnet eine dramatische Lage. „Wir haben eine rote Linie erreicht. Vor allem bei der Blutgruppe 0 positiv können wir die Krankenhäuser schon nicht mehr normal versorgen.“ Blutspenden, die eingehen, würden sofort ausgeliefert. Der Vorrat reiche allgemein gerade mal für einen Tag
Blutsparende OP-Techniken
Und wie läuft es am Schwelmer Klinikum? Auf Nachfrage heißt es: „Wir verzeichnen an unserem Standort aktuell keine Blutkonserven-Engpässe. Je nach allgemeiner Verfügbarkeit sind diese nicht grundsätzlich auszuschließen“, teilt Kliniksprecherin Sandra Lorenz mit und erläutert: Es gebe Blutgruppen wie „AB und B“, die deutlich seltener im Vergleich zu Blutgruppen wie „A und 0“ in der Bevölkerung auftreten. „Durch einen sehr bewussten Umgang mit den Blutkonserven versuchen wir grundsätzlich Engpässen vorzubeugen. Das bedeutet, dass jede Bluttransfusion einer individuellen Indikationsstellung unterliegt. Wir arbeiten mit einem sehr guten ,Patient Blood Management’ und benötigen operativ nur wenige Blutkonserven.“ Dabei setze die Klinik auf blutsparende Operationstechniken durch Blutrückgewinnungssysteme und minimalinvasive Chirurgie. „Aktuell besteht dadurch kein Engpass in der Versorgung unserer Patienten.“ Aber: „Auch wir bemerken grundsätzlich den Rückgang der Verfügbarkeit von Blutspenden“, heißt es aus dem Klinikum.
Der DRK-Blutspendedienst West versorgt 25 Prozent aller Kliniken in Deutschland - und zwar in NRW, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Bereits seit mehreren Wochen werde weit weniger Blut gespendet, als benötigt. Das Grundproblem sei, dass die Gruppe der regelmäßigen Spender ohnehin schon sehr klein sei. „Infektionskrankheiten, Atemwegserkrankungen und die Grippewelle schlagen noch drastischer zu“, sagt Stephan David Küpper. Diese aktuellen Ausfälle an Stamm-Blutspendenden würden nicht durch Neuspender kompensiert.
Anreize schaffen
„Nicht nur ist die allgemeine Spendenbereitschaft gesunken, auch die Zulassungskriterien zur Blutspende haben Einfluss“, heißt es vom Schwelmer Helios-Klinikum. Akut an einer Infektion erkrankte Personen dürften nicht spenden, unabhängig vom Erreger. So gelte beispielsweise eine Aussetzung von einer bis vier Wochen nach Genesung für Personen, die am Corona-Virus erkrankt waren (je nach Krankheitsausprägung).
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Das Problem ist komplex und so dramatisch wie nie zuvor: Um die Blutkonserven-Lager wieder aufzufüllen und die Versorgung sicherzustellen, benötigt der DRK-Blutspendedienst West täglich bis zu 3500 Blutspenden am Tag. Wie man die Gruppe der Spender vergrößern kann? „Wir wollen die Blutspende an sich attraktiver zu gestalten, erklärt Stephan David Küpper, um mehr Anreize zu schaffen. Derzeit liefen Überlegungen beim Blutspendedienst, welche Änderungen sinnvoll wären und wie den Spenderinnen und Spendern noch mehr Wertschätzung entgegen gebracht werden könnte.
Zeitgutschriften als Idee
Eine wichtige Rolle spielen zudem Blutspenden in Firmen, Schulen sowie Universitäten. Dann kam damals Corona und die Zahlen brachen ein. Doch auch jetzt würde dort nach wie vor weniger gespendet als vor der Pandemie, erklärt Küpper, weil viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice wären.
Ab 18 Jahren - bis 69. Geburtstag
Das DRK bittet alle Bürger, die Blut spenden möchten, sich vorab online einen persönlichen Termin zu reservieren. Alle Termine sowie eventuelle Änderungen, aktuelle Maßnahmen und Informationen rund um das Thema Blutspende sind unter 0800 11 949 11 zwischen 8 und 17 Uhr oder unter www.blutspende.jetzt tagesaktuell abrufbar. Da es sich um eine besonders angespannte Situation im Blutspendewesen handelt, sind Spontanspendende auch ohne Terminreservierung herzlich willkommen.
Auch Unternehmen können das DRK unterstützen, indem sie die Mitarbeitenden zur Blutspende aufrufen. Hier bittet das DRK, die vorhandenen Ressourcen und Terminangebote zu nutzen.
Blut spenden kann jeder ab 18 Jahren; Neuspender bis zum 69. Geburtstag. Zur Blutspende muss immer ein amtlicher Lichtbildausweis mitgebracht werden. Männer dürfen sechs Mal und Frauen vier Mal innerhalb von zwölf Monaten Blut spenden. Zwischen zwei Blutspenden müssen 56 Tage liegen.
Ein Vorschlag des Blutspendedienstes sei, dass noch mehr Firmen der Belegschaft ermöglichen sollten, während der Arbeitszeit einen Blutspendetermin wahrzunehmen, auch außerhalb des eigenen Betriebs. „Man könnte auch Zeitgutschriften ausgeben, da gebe es viele Möglichkeiten“, erklärt Stephan David Küpper. Und schlägt vor: Eine Blutspende, ein halber Tag frei, drei Blutspenden ein Urlaubstag. Es gebe viele Ideen. Doch entscheidend ist, dass kurzfristig etwas passiert.
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„Durch Unfälle und Krankheiten kann jeder auf die Blutspende eines Mitmenschen angewiesen sein – immer und jederzeit. Für viele Betroffene ist sie überlebenswichtig“, heißt es aus dem Helios in Schwelm. Das Klinikum und der Blutspendedienst West bitten darum, Blut zu spenden. Jetzt.