Gevelsberg/Wetter/Hagen. Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist stinksauer auf ESV-Vorstand Markus Bachmann und fühlt sich von ihm zu Unrecht an den Pranger gestellt.
Hat Markus Bachmann, Alleinvorstand der Evangelischen Stiftung Volmarstein (ESV), gelogen, als er dem Ennepe-Ruhr-Kreis und der Stadt Hagen die Verantwortung dafür zugeschoben hat, warum fast 200 Mitarbeiter der mehr als 4000 Mitarbeiter nach einem deutlich niedrigeren Ost-Tarif bezahlt werden? Zumindest ist das die logische Konsequenz aus den Worten von Astrid Hinterthür. „Die Kosten, die wir refinanzieren, kommen von der ESV. Und wenn die höhere Bedarfe anmeldet, zahlen wir das natürlich“, sagt die Fachbereichsleiterin Gesundheit und Soziales beim Ennepe-Ruhr-Kreis, wo genau diese Verträge für Integrationskräfte und Betreuungskräfte in Demenz-WGs abgeschlossen werden.
+++ Lohn nach Ost-Tarif: Vorwürfe gegen Evangelische Stiftung Volmarstein +++
Die Verwaltungsführungskraft ist deutlich angesäuert im Gespräch mit der Redaktion: „Was Herr Bachmann da vom Stapel gelassen hat, stimmt einfach nicht und ist gelinde gesagt unter aller Sau.“ Nachdem herausgekommen war, dass die Evangelische Stiftung Volmarstein mehrere Berufssparten nach dem Tarif des Diakonischen Werks Mecklenburg-Vorpommern bezahlt, der deutlich unter der NRW-Entlohnung kirchlicher Träger liegt, hatte Markus Bachmann im Gespräch mit der Redaktion erläutert: „Wenn wir könnten, würden wir alle nach dem geltenden West-Tarif bezahlen. Das verhindern allerdings die Stadt Hagen und der Ennepe-Ruhr-Kreis.“ Die Kostenträger der Oberlinschule in Wetter, an der die Integrationshelfer Ost-Lohn erhalten, und der zahlreichen Demenz-Wohngemeinschaften in den diversen Städten wüssten von der Tarifflucht der ESV würden sich aber weigern, mehr für die Kräfte, die sich ohnehin am untersten Ende der Entlohnung befinden, zu zahlen.
Alle Zahlen kommen von der ESV
Davon entspricht laut Astrid Hinterthür nichts der Wahrheit. „Beispiel Integrationshelfer an der Oberlinschule in Wetter: Die ESV selbst stellt uns vor jedem Schuljahr die tatsächlichen Kosten dar, preist eine Tarifsteigerung für das neue Jahr sowie Verwaltungsaufwand und Sachkosten ein, woraus sich das Gesamtbudget ergibt.“ Geteilt durch die Schülerzahl errechne die ESV den Pro-Kopf-Anteil, der EN-Kreis zahle für seine Anzahl der Schüler. „Ganz klar: Die Kosten, die wir refinanzieren, kommen von der ESV. Und wenn diese Kosten höher sind, dann zahlen wir die höheren Kosten“, sagt die Fachbereichsleiterin aus dem Schwelmer Kreishaus und macht deutlich: „Wir haben uns schon gewundert, dass die Stiftung nach dem Tarif aus Mecklenburg-Vorpommern zahlt, im Grund ist uns aber nur wichtig, dass es ein kirchlicher Tarif ist.“
+++ KOMMENTAR: Deshalb sind die Niedrig-Löhne eine solche Sauerei +++
Ähnlich gelagert sei die Sache bei den Betreuungshelfern der zahlreichen Demenz-WGs, die die Evangelische Stiftung seit den Jahren 2015/2016 immer häufiger betreibt. Orientierung für die Entlohnung sind die Entgeltgruppe III des TVöD oder P5 des Tarifvertrags Pflege. „Das ist der Rahmen, in dem sie ihre Leute in diesen Bereichen bezahlen können“, sagt Astrid Hinterthür und ergänzt: „Aber auch hier liefert uns die ESV die konkreten Zahlen.“
Stiftung reagiert verhalten
Die Redaktion will Stiftungsvorstand Markus Bachmann mit diesen Vorwürfen konfrontieren, doch lediglich die Pressestelle äußert sich schriftlich auf die Gesprächsanfrage: „Aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen gibt es wohl unterschiedliche Sichtweisen auf die Sachlage. In der kommenden Woche haben die Verhandlungspartner der ESV und des EN-Kreises einen schon länger geplanten Grundsatztermin, in dem auch über dieses Thema gesprochen werden soll. Gerne möchten wir gemeinsam mit dem Landkreis im Nachgang zu dem Thema Stellung beziehen.“ Mehr werde man zu diesem Thema nicht sagen, macht Pressesprecherin Astrid Nonn noch deutlich. Dass die Tarifzahlungen Thema in dem Termin der kommenden Woche sein sollen, davon weiß man beim Ennepe-Ruhr-Kreis derweil nichts, ebenso wenig von einer gemeinsamen Stellungnahme zu den Vorgängen im Nachgang dieses Termins.
Die Stadt Hagen äußert sich deutlich weniger konkret zu dem Sachverhalt: „Die Zahlungen sind Ergebnisse von Verhandlungen zwischen uns und einem Anbieter von Leistungen mit denen er auf uns zugekommen ist oder die wir nachgefragt haben“, sagt Pressesprecher Michael Kaub auf Nachfrage dieser Zeitung und fährt fort: „Sollten unsere Zahlungen dem Anbieter nicht ausreichen, kann er das Angebot auch ablehnen. Zu welchem Tarif er seine Angestellten bezahlt, damit haben wir nichts zu tun.“
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