Gevelsberg. Das Schaufenster des Geschäfts Petit Fleur erinnert an Oma Krenkel. Hier lesen Sie die Geschichte des Gevelsberger Originals.

Auch wenn es ihren Laden schon seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gibt, überall in Gevelsberg findet sich noch ein Stück von ihr. Etwas, das sie von irgendwo hervorgekramt hat, etwas, was es sonst nirgends zu kaufen gab, das nur sie hatte. Und auch immer sofort fand – in „Krenkels kleines Kaufhaus“. Das Schaufenster des Petit Fleur an der Mittelstraße erinnert in diesen Tagen an den vollgestopften Laden an der Wittener Straße, mit dem so viele schöne Erinnerungen verbinden.

Auch der Gevelsberger Detlef Raufelder denkt gerne an Oma Krenkel zurück. Alle nannten sie so, schließlich war sie eine der ältesten Gevelsbergerinnern und stand noch mit 90 hinter ihrer alten Registrierkasse. Das Portemonnaie habe sie immer in der Schürze gehabt, und das Geld im Schlafzimmer verstaut. Ihr Laden lag auf seinem Weg zur Realschule. „Wie oft haben wir unsere Nasen am Schaufenster platt gedrückt, weil da so tolle Sachen waren“, erinnert sich Raufelder. Denn es gab nicht nur Haushaltswaren, sondern auch Spielzeug.

1957 geöffnet

Kornelia Stecker kennt nur die Geschichten über die Frau, gesehen hat sie sie nie. Das war vor ihrer Zeit, weit bevor sie ihr Petit Fleur eröffnete. Das war im Jahr 2000 - anfänglich noch am Timpen, ehe sie zur Mittelstraße zog.

Kornelia Stecker hat seit vielem Jahren das Petit Fleur auf der Mittelstraße und hat ihr Schaufenster besonders gestaltet. Mit Bildern und Exponaten von Oma Kenkel.
Kornelia Stecker hat seit vielem Jahren das Petit Fleur auf der Mittelstraße und hat ihr Schaufenster besonders gestaltet. Mit Bildern und Exponaten von Oma Kenkel. © WP | Carmen Thomaschewski

Da war der Laden von Oma Krenkel längst geschlossen. „Das Gewerbe wurde am 31. Dezember 1990 abgemeldet“, weiß Detlef Raufelder, der sich auch beruflich mit der Geschichte der Stadt und ihren Menschen beschäftigt.

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Der Stadtarchivar hat über die Frau einige Zeitungsartikel entdeckt und die wichtigen Eckdaten zu ihrem Leben. Oma Krenkel hieß mit Vornamen übrigens Eugenie, was wohl die wenigsten wissen. Geboren wurde sie am 22. Oktober 1896 in Hagen. Sie starb am 8. Oktober 1990. Ihre Tochter habe den Laden noch kurze Zeit weiter geführt, doch Ende des Jahres endete eine Ära, die am 25. Februar 1957 begann, als Oma Krenkel ihren Laden eröffnete.

Eine gefragte Frau

1981 wurde das Geschäft in einem Zeitungsartikel als ältestes Kaufhaus in Gevelsberg bezeichnet, 1989 war das ZDF bei ihr. Der Stadtarchivar erzählt, dass Eugenie Krenkel ihre Waren auch nach ganz Deutschland verschickte. „Damals kam die Folkmusik aus Amerika rüber, da wurde auf Waschbrettern musiziert. Und die waren dann sehr gefragt und schwer zu bekommen. “ Natürlich konnte die Gevelsbergerin auch die besorgen, und wurde zu einer gefragten Frau auch weit über die Stadtgrenzen hinaus.

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So ein Waschbrett von damals steht auch im Schaufenster des Petit Fleur. Warum sich Kornelia Stecker dazu entschieden hat, die Geschichte von Oma Krenkel wieder aufleben zu lassen? „Weil mein Laden immer wieder mit ihrem verglichen wird“, sagt sie und lacht. Auch sie hat jede noch so kleine Ecke vollgestellt, mit außergewöhnlichen Details. Deko, Blumen, Kerzen. Sie habe versucht, weniger aufzustellen, aber sie habe sich nicht wohlgefühlt. Es gehe um Gemütlichkeit, Wärme und Behaglichkeit. Und irgendwann hätten Menschen angefangen, ihr Dinge mitzubringen, die sie bei Oma Krenkel gekauft hatten. Diese wurden damit auch Teil ihre Ladens. Als Hingucker, als Kontrast. „Ich liebe alte Sachen“, sagt sie. Sie seien so liebevoll gestaltet.

Links im Bild ein Foto von Oma Krenkel in ihrem Laden. Auch das ist im Schaufenster in Gevelsberg zu sehen.
Links im Bild ein Foto von Oma Krenkel in ihrem Laden. Auch das ist im Schaufenster in Gevelsberg zu sehen. © WP | Carmen Thomaschewski

Früher waren sie aber vor allem eins: nützlich. Detlef Raufelder erinnert sich, dass er mal einen Kaminlochdeckel benötigte, das war Ende der 70er. „Geh mal zu Oma Krenkel“, habe man ihm geraten. Als er sie fragte, sagte sie nur, warte kurz. „Sie hat alle geduzt, sie durfte das als alte Dame.“ Im Wohnzimmer hatte sie dann das Teil entdeckt, mit den dazugehörigen Federn. Aus der Kasse holte sie die passenden Schrauben. „Oma Krenkel musste nie lange suchen, wo was ist. Sie wusste es.“

Geschichten gesucht

Auch der Heimatverein Gevelsberg würde gerne mehr über Oma Krenkel und ihren Laden wissen. Wer besondere Geschichten zu erzählen hat oder Fotos besitzt, wird gebeten, sich unter vorstand@heimatverein-gevelsberg zu melden.

Auch wenn viele Oma Krenkel kennen, viele Infos über sie gibt es nicht. Mehrere Leserinnen und Leser haben bei der Recherche geholfen, Thorsten Prinz vom Heimatverein Gevelsberg und Detlef Raufelder vom Stadtarchiv ebenfalls. Vielen Dank für Ihre Hilfe.

Vieles davon ist jetzt an der Mittelstraße 36 zu entdecken. „Es kamen sogar Angehörige vorbei und haben sich über das Schaufenster sehr gefreut“, sagt Kornelia Stecker. Auch sie kann sich freuen, Sie hat mit der Mini-Ausstellung zu Oma Krenkel den Jury-Preis des Schaufensterwettbewerbs in Gevelsberg gewonnen. „Was für ein tolles Weihnachtsgeschenk“, freut sich Kornelia Stecker. Zu sehen gibt es das Schaufenster noch bis zum 6. Januar. Und die Sammlung alter Haushaltwaren, die die Gevelsberger vor Jahrzehnten im kleinen Kaufhaus ergatterten, ist jetzt bei Kornelia Stecker gelandet. Schon längst passt nichts mehr ins Schaufenster. So wie bei Oma Krenkel.