Ennepetal. Top-Komponist, Blaukittel, Realschul-Direktor – mit Heinz Ewald Trust verliert die Stadt Ennepetal einen ihrer größten Söhne.

Ein erfülltes Leben ist zu Ende gegangen. Der Ennepetaler Heinz Ewald Trust starb im Alter von 94 Jahren und hinterlässt ein großes musikalisches Werk. Er veröffentlichte Orgel- und Chormusik auf Schallplatten und CDs. In der Region war er Jahrzehnte als Chorleiter im Einsatz, und in Ennepetal ist sein Wirken als Direktor der Realschule unvergessen. Als Heimatfreund trug er in Voerde den Blaukittel und zählte zur Ehrennachtwächterriege. Er konnte am Stammtisch laut lachen, in seiner Kirche, der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Milspe in der Harkortstraße, predigen in Wort und Musik.

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Heinz Ewald Trust stammt aus Gevelsberg und besuchte dort auch das Gymnasium. Er hatte das Glück, auch Ernst Boucke als Lehrer zu haben. Boucke war selbst als Komponist – spätet auch als Lyriker und Maler – tätig und förderte den jungen musikbegeisterten Menschen. Trusts erste Kompositionen entstanden, als er 16 Jahre alt war. „Ich wollte Lehrer werden“, betonte er oft. So wurde er es zunächst in Wuppertal und später an der Realschule in Ennepetal.

Im Kalten Krieg im Ostblock

Studiert hatte Trust an der Uni in Köln, besuchte dort aber auch die Musikhochschule. Dass er nach Ennepetal kam, war ein großes Glück für die Klutertstadt. Er gründete den Realschulchor, er gab den heimischen Chören als Dirigent neue Impulse. Schließlich wurde er als Chorleiter weit über Ennepetal hinaus bekannt und gefragt. Mit dem Realschulchor unternahm er mitten im Kalten Krieg Konzertreisen in die damaligen Ostblock-Staaten. In Prag, St. Petersburg, Bulgarien und Estland dirigierte er seinen Schulchor. Bei allen Reisen dabei war seine Frau Sigrid. Sie betreute die jungen Chormitglieder. Man feierte Erfolge und fand Freunde. Schon 1984 wurde er mit dem damals noch jungen Ennepetaler Friedenspreis ausgezeichnet.

Musik ist der prägendste Lebensinhalt von Heinz Ewald Trust gewesen. Seine Kompositionen haben internationales Format.
Musik ist der prägendste Lebensinhalt von Heinz Ewald Trust gewesen. Seine Kompositionen haben internationales Format. © WP | Angelika Trapp

Die Orgel bezeichnete Heinz Ewald Trust als sein Lieblingsinstrument. Er musizierte aber auch mit der Luther-Zitter. Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Dorfmüller (Wuppertal/Münster) spielte bei großen Konzerten immer wieder Werke des Ennepetalers. Trust komponierte am Klavier sitzend, bezeichnete sich gerne als „Akkordarbeiter“. Anneliese Rothenberger, eine der erfolgreichsten deutschen Sängerinnen und in der Welt der Oper zu Hause (sie starb 2010) führte Werke von Heinz Ewald Trust auf. Geistliche Musik von ihm war oft am frühen Morgen im WDR zu hören. Der Sender WDR 2 produzierte zahlreiche Rundfunkaufnahmen mit Werken von Heinz Ewald Trust. Immer wieder waren Choräle, Bläser- und Flötenmusiken von Trust im WDR zu hören. Das WDR-Fernsehen zeigte seine szenische Kantate „So treiben wir den Winter aus“. Musikverlage nahmen seine Kompositionen an, so auch Chorzyklen, darunter das Werk „Blumenstrauß“ für Sprecher und gemischten Chor nach Texten des österreichischen Lyrikers Josef Weinheber.

Meisterkonzert zum Geburtstag

Unvergessen ist das Meisterkonzert der Gevelsberger Konzertgesellschaft anlässlich des 75. Geburtstages von Heinz Ewald Trust. Das Martfeld-Quartett führte sein „Streich-Quartett in F“ auf.

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Jahrzehnte lang konnten Leser dieser Zeitung Musikkritiken unter dem Namenskürzel „HET“ (Heinz Ewald Trust) lesen – fundiert wie unterhaltsam.

Der Bundespräsident zeichnete ihn mit dem Bundesverdienstkreuz aus. Der überkonfessionelle „Männertreff beim Brunch“ und der Gideon-Bund, der Bibeln verteilt, verlieren einen Mitstreiter für die christliche Sache, die ehemaligen Realschüler einen verständnisvollen Lehrer, der aber durchaus fuchsig werden konnte, zum Beispiel wenn einer beim Musikunterricht zum Thema „Mozart“ Kaugummi kaute. Das soll mal vorgekommen sein. Er hat es selbst dieser Zeitung berichtet, als er 90 Jahre alt wurde. Seine ehemaligen Schüler werden heute diese Reaktion des feinsinnigen Mannes verstanden haben.

Als Chorleiter war Heinz Ewald Trust eine Institution.
Als Chorleiter war Heinz Ewald Trust eine Institution. © WR | SPECKENWIRTH, Volker

Genau wie sie trauert die ganze Stadt Ennepetal um einen ihrer besonderen Bürger und auch die Gedanken der Redaktion sind bei den Hinterbliebenen von Heinz Ewald Trust.

Trauerfeier in Voerde

Trust dirigierte in Ennepetal unter anderem den Peddinghaus-Chor und den Volkschor, in Gevelsberg den MGV Concordia und in Wuppertal den Evangelischen Männerchor Ronsdorf. Immer wieder übernahm er als Chorleiter auch Vertretungen.

Die Trauerfeier für Heinz Ewald Trust, zu der sehr viele Weggefährten erwartet werden, findet am Donnerstag, 8. Dezember, um 13.30 Uhr in der Kapelle des Voerder Friedhofes statt.

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