Gevelsberg. 10.000 Euro gab es von der Filmstiftung NRW für das Filmriss-Kino in Gevelsberg. Darum ist das Geld so wichtig.
Es ist nicht der erste Preis, den das Filmriss-Kino gewonnen hat. Doch er ist einer der wichtigsten. Vor einigen Tagen wurde der Kino-Programm-Preis verliehen, 10.000 Euro Preisgeld gingen nach Gevelsberg. Geld, das Kino-Chef Klaus Fiukowski für das Programmkino an der Rosendahler Straße dringend benötigt.
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Auch wenn Corona im Alltag nicht mehr die entscheidende Rolle spielt, das Virus wirkt sich noch immer auf den Betrieb des Kinos aus. „Die Besucherzahlen sind nicht mehr so wie sie es vor der Pandemie waren“, sagt Fiukowski. Viele würden sich noch nicht trauen, wieder ins Kino zu kommen. Dabei habe das Filmriss gerade in die Sicherheit und den Komfort der Gäste in diesem Jahr investiert. Es gibt nicht nur eine neue Bestuhlung, sondern auch eine Luftfilteranlage sowie eine neue Klimaanlage. „Die Besucherinnen und Besucher sollen sich wohlfühlen“, sagt Fiukowski und hofft, dass die Botschaft ankommt.
Preiserhöhung ab Januar
Wenn nicht, dann könnte es dunkel im Lichtspielhaus werden. Denn die Kosten laufen weiter und allmählich aus dem Ruder: Nicht nur für Heizung, Strom, Personal. „Wir haben bislang auch bei der kleinsten Anzahl an Besuchern den Film gezeigt, auch für zwei, drei Leute. Wir haben niemanden nach Hause geschickt.“ Fiukowski macht deutlich: „Das ist alles andere als wirtschaftlich, und wir müssen schauen, wie wir das in Zukunft hinbekommen. Und dass die Kosten auch in den kommenden Monaten weiter steigen, das steht fest. „Wir kommen deshalb leider nicht drumherum, die Preise zu erhöhen“, kündigt der Kino-Chef an. Ab Januar kostet ein Ticket einen Euro mehr. Kinder bis zwölf Jahre zahlen 7 Euro, Jugendliche bis 18 Jahre 8 Euro und Erwachsene 9 Euro. Die 5er-Abo-Karte wird es weiterhin geben. Wer fünf Filme schaut, sieht einen Kinofilm kostenlos.
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Natürlich sei die Entscheidung schwer gefallen, aber die Situation sei schwierig, so wie bei vielen anderen Kulturschaffenden wie beim Leo oder Hasper Hammer, sagt Fiukowski. Zu schließen, das sei keine Option. „Wir feiern im kommenden Jahr unseren 20. Geburtstag. Wir wollen in Gevelsberg bleiben.“ Was sich Fiukowski wünscht? Dass die Besucherzahlen wieder steigen, und dann werde der Betrieb auch wieder wirtschaftlich. Die 10.000 Euro vom Kino-Programm-Preis kommen gerade richtig, um einiges abzufangen.
74 Kinos aus 46 NRW-Städten wurden von der Film- und Medienstiftung für ihr vielfältiges Programm aus deutschen und europäischen Filmen sowie besonderen Kinder- und Jugendfilmen ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren war Gevelsberg immer Preisträger. „Das macht uns auch stolz“, erklärt Fiukowski, wenn die Arbeit im Programmkino so gewürdigt werde. Es sei schon eine besondere Herausforderung, wenn man nur einen Kinosaal hat, eine entsprechende Auswahl zu treffen.
Hilfe für Kinos
Zum 32. Mal wurde der Kinoprogrammpreis NRW der Film- und Medienstiftung NRW verliehen. Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, erklärt: „Mit den Kinoprogrammpreisen wollen wir die Kinobetreiber:innen aus ganz NRW ehren, die auch in 2021 erneut mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen hatten und dennoch mit überzeugenden Programmen erfolgreich waren. Diese Hartnäckigkeit zahlt sich aus, denn gerade in den vergangenen Tagen sehen wir Licht am Ende des Tunnels. Die Besucherzahlen steigen langsam, das macht Hoffnung. Aber wir wissen auch, dass es noch ein Weg zu gehen ist. Und so vergeben wir zum zweiten Mal die Spitzensumme von 1 Mio. Euro.“
„Wir können halt immer nur einen Film schauen.“ Also werde ganz gezielt ausgewählt. Besondere Filme sollen es sein, mit Werten, außergewöhnlichen Inhalten, die zum Nachdenken anregen und alles andere als beliebig sind. Aktuell gebe es eine richtig gute Auswahl an Filmen auf dem Markt. Durch Corona seien viele Kinostreifen nicht auf die Leinwand gekommen, jetzt löse sich der Film-Stau auf. Eine gute Zeit für Kinofreunde.
Programmauswahl läuft
Aktuell wird auch das Veranstaltungsprogramm für 2023 geplant. Es wird in jedem Monat ein Figurentheater auf der Bühne im Filmriss geben, so viel kann Fiukowski schon verraten. Im Januar und Februar stehen wieder die Schulkinowochen an, um die Jugend sowohl ins Kino zu bekommen als auch hochwertige Filme zu präsentieren. Auch Travestie-Kunst gibt es im Filmriss-Kino im Februar zu sehen, mit der Antonella Rossi-Show. Ein Open-Air-Kino ist für 2023 geplant. Aber nicht nur in Gevelsberg, das Filmriss-Team kümmert sich nämlich auch um das kulturelle Freilufterlebnis in anderen Städten.
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Klaus Fiukowski erklärt, dass solche Veranstaltungen wichtig seien, um das Programm-Kino mit zu finanzieren. Für Firmen, für Feiern, Privatleute oder die Kommunen: Das Filmriss-Team tritt auch als Dienstleister für Veranstaltungen auf. Doch besonders am Herzen liegt den Aktiven das Programmkino. Im Dezember gebe es tolle Filme zu sehen, einen Tag vor Weihnachten treten Lea Bergen und Dennis Kresin im Filmriss auf, wirbt der Kino-Chef. Der 20. Geburtstag wird im Dezember 2023 gefeiert. Hoffentlich in entspannteren Zeiten.