Schwelm. Mit Messer und Pistole sollen zwei Männer einen Schwelmer erpresst haben. Nun stehen sie bald vor dem Hagener Landgericht.

Mit einem Messer und einer Pistole sollen die beiden Entführer ihr Opfer gezwungen haben, in Schwelm Geld von seinem Konto abzuheben und es ihnen auszuhändigen. Spektakulär vor allem die Verhaftung am nächsten Tag in Witten, als auf offener Straße die Handschellen für die beiden Männer aus Schwelm und Witten klicken. Die Mutter des Opfers hatte ihnen eine Falle gestellt. Nun werden sie sich vor dem Hagener Landgericht wegen erpresserischen Menschenraubes verantworten müssen.

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Wie die beiden Angeklagten – beide 26 Jahre alt – auf diese Idee gekommen sind, scheint noch nicht so ganz klar. Laut dem polizeilichen Ermittlungsergebnis sollen sie sich am 22. Februar dieses Jahres gedacht haben, dass sie ihr Opfer um 4000 Euro erleichtern wollen. Laut Anklage soll der ältere der beiden Täter den Schwelmer angerufen und ihm mitgeteilt haben, dass er diese Summe für unterschlagene Pakete zu zahlen habe. Diese Unterschlagung soll allerdings nie stattgefunden haben. Anschließend soll der zweite Angeklagte, der ebenfalls in Schwelm wohnt, das Opfer angerufen und ausgemacht haben, dass man sich am Neumarkt-Parkplatz treffen werde. Dort soll das Opfer mit seinem Auto hingekommen sein, dessen Steuer der Täter, der keinen gültigen Führerschein besitzt, sofort übernahm.

Mit dem Tod bedroht

Er fuhr in die Luisenstraße, wo sein Wittener Komplize hinzu stieg und auf die Herausgabe der 4000 Euro drängte; erst verbal, dann soll er den Schwelmer am Kragen gepackt haben. Als dieser sich weiterhin dagegen sperrte, den Erpressern Geld zu übergeben, soll der Wittener eine Pistole aus dem Hosenbund gezogen haben. Verängstigt stieg der Schwelmer wieder ins Auto, wo der Wittener ihn zusätzlich mit einem Messer bedroht haben soll, das er griffbereit in die Mittelkonsole legte, während er die Pistole im Handschuhfach verstaute. „Mach keine Faxen, sonst nehme ich Dein Leben auseinander“, soll der dem jungen Mann gesagt haben, bevor das Trio zur Volksbank an der Bahnhofstraße fuhr.

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Dort hob der Schwelmer 2000 Euro ab und soll sie seinen Peinigern überreicht haben. Mehr ging nicht, denn das Tageslimit seines Kontos war damit für die Bankautomaten erreicht. Doch die Täter sollen sich damit nicht zufrieden gegeben haben. Laut Anklage sollen ihr Opfer zu dessen Wohnanschrift gefahren und ihm gesagt haben, dass sie die weiteren 2000 Euro noch von ihm haben wollen – um Mitternacht zurückkämen. Dazu kam es allerdings nicht, denn so wie sich die Sache darstellt, sollen sie anschließend die EC-Karte und die PIN des Schwelmers gefordert haben.

Viele Zivilpolizisten vor Ort

Doch auch da scheint irgendetwas falsch gelaufen zu sein, was bislang nicht bekannt ist. Denn die Täter sollen sich ein weiteres Mal gemeldet haben – diesmal bei der Mutter ihres Opfers. Die sollte am Folgetag auf dem Edeka-Parkplatz in Witten-Bommern 2000 Euro an die beiden Erpresser ihres Sohnes übergeben. Doch die Frau meldete sich zunächst einmal bei der Polizei. Die hatte sich bereits vor dem Übergabe-Zeitpunkt ebenfalls in mehreren Zivilfahrzeugen auf dem Supermarkt-Parkplatz versammelt. Als die Mutter auf die beiden Täter traf, griffen die Beamten zu. Verhaftung.

Zwar sind die beiden mutmaßlichen Täter noch auf freiem Fuß, das könnte sich aber je nach Ausgang der Gerichtsverhandlung vor der sechsten Großen Strafkammer der Landgerichts in Hagen bald ändern. Während der Angeklagte aus Witten bislang alle Vorwürfe bestreitet, hat sich der Schwelmer Angeklagte noch gar nicht zu den Sachverhalten geäußert, die ihm die Staatsanwaltschaft zur Last legt.

Zunächst hat die Kammer zwei Verhandlungstage anberaumt. Start ist am Donnerstag, 13. Oktober, um 9 Uhr, exakt eine Woche später – am Donnerstag, 20. Oktober – könnte bereits ein Urteil in diesem spektakulären Fall ergehen.

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