Ennepetal. Der untere Abschnitt der Hembecker Talstraße zählt zu den Problemzonen in Ennepetal. Die Stadt arbeitet nun daran, das zu ändern.

Ein seit Jahren ungenutztes und zunehmend verfallendes Firmengelände, das durch Brandschäden noch unansehnlicher wirkt, sowie zwei zukünftige Leerstände aufgrund des geplanten Umzugs des Fachbereichs Bauen und Betriebshof sorgen für eine aus städtebaulicher Sicht sehr unbefriedigende Situation an der unteren Hembecker Talstraße. Durch die Teilnahme am Projekt „Gewerbliches Flächenmanagement Ruhr“ will die Stadt eine Aufwertung dieses Bereichs auf den Weg bringen und zugleich dem Mangel an Gewerbeflächen entgegenwirken.

+++Lesen Sie auch:+++

Bekannte VOX-Sendung: Dreharbeiten finden in Schwelm statt

Gevelsberg: Leichen von Ehepaar werden obduziert

Das Gebiet Hembecker Talstraße wurde als eines von zehn Pilotgebieten in das Projekt der Business Metropole Ruhr (BMR) aufgenommen. Dieses Projekt zielt vor dem Hintergrund vielerorts fehlender Gewerbeflächenpotenziale auf die Reaktivierung von Brachflächen sowie die Nachverdichtung ab. Das betreffende Gebiet in Ennepetal umfasst den Bereich zwischen der Kölner Straße und den Einmündungen Wuppermannstraße und Mönninghof. Aktuell sind dort zwar noch einige Gewerbebetriebe angesiedelt, allerdings habe sich das Gebiet vom vormals klassischen Gewerbegebiet eher zum Mischgebiet entwickelt, erklärt Stadtplaner Ulrich Höhl. Die gewerbliche Nutzung sei zum Teil weggebrochen, die Wohnnutzung betriebsbedingter Wohnhäuser habe zugenommen. Bis 2018 lag das Gebiet als „nicht störendes Industriegebiet“ im Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 1 „Büttenberg“. Der Teilbereich des Bebauungsplanes wurde dann aber aufgehoben, so dass dort die planungsrechtliche Beurteilung der Fläche nach §34 Baugesetzbuch (Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile) erfolgt.

Die BMR beauftragte das Hamburger Büro Georg Consult unter anderem mit einer Bestandsanalyse der Gewerbe- und Industrieflächen. Kürzlich stellte ein Vertreter die Ergebnisse im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung vor.

2,5 Hektar Nachverdichtungspotenzial

Aktuell ist das größte Problem das brachliegende Gelände der bereits vor Jahren in die Insolvenz gegangenen Firma Pause. „Das war der Auslöser, warum wir uns bei dem Projekt beworben haben“, sagt Ulrich Höhl. Auf dem etwa 9400 Quadratmeter umfassenden Areal stehen ungenutzte Gebäude, die zum Teil durch einen Brand beschädigt sind. Zudem befinden sich dort noch größere Mengen von Material, insbesondere Aluminium-Abfälle, die vor einer Reaktivierung des Grundstücks entsorgt werden müssten. Nach Einschätzung von Ulrich Höhl müsse man dafür mit Kosten im sechsstelligen Bereich rechnen. Immerhin vermute man keine stärkere Kontamination der Böden.

Zwei weitere Leerstände werden sich in absehbarer Zeit ergeben. Der Betriebshof an der Ecke Hembecker Talstraße/Kölner Straße und die Verwaltungsmitarbeiter des Fachbereichs Bauen und Betriebshof werden 2024/2025 in das geplante Technische Rathaus auf dem ehemaligen Hesterberg-Gelände an der Heilenbecker Straße ziehen. Somit werden sowohl das städtische Betriebshof-Grundstück als auch angemieteten Räume weiter oben an der Hembecker Talstraße frei. Beide Flächen umfassen jeweils etwa 7700 Quadratmeter, so dass mit dem Pause-Gelände etwa 2,5 Hektar „Nachverdichtungspotenzial“ bestehen würden. Insgesamt ist das Gebiet acht Hektar groß.

Das Betriebshofgelände. Sobald das geplante Technische Rathaus auf dem ehemaligen Hesterberg-Gelände an der Heilienbecker Straße gebaut ist, wird die etwa 7700 Quadratmeter große Fläche am Rande des Kreisverkehrs Kölner Straße frei.
Das Betriebshofgelände. Sobald das geplante Technische Rathaus auf dem ehemaligen Hesterberg-Gelände an der Heilienbecker Straße gebaut ist, wird die etwa 7700 Quadratmeter große Fläche am Rande des Kreisverkehrs Kölner Straße frei. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Es handelt sich um eine wichtige Zufahrtsstraße zum schönen Wohngebiet ,Bauen mit der Sonne’“, betont Ulrich Höhl. Auch von daher sei also eine Aufwertung des Bereichs erstrebenswert. Denkbar sei, die Mischgebietsstruktur weiter zu entwickeln – durch Ansiedlung von emissionsarmem Gewerbe sowie in oberen Geschossen da, wo es möglich ist, auch Wohnungen. In diese Richtung zu gehen sei das Ziel der weiterführenden Gespräche, in die auch die Eigentümer und Mieter der anderen Grundstücke und Immobilien in dem Bereich einbezogen werden sollen, erklärt der Stadtplaner.

+++ Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal: Nichts mehr verpassen mit unserem kostenfreien Newsletter +++

Konkrete nächste Schritte sind schon geplant. „Wir hatten vor einigen Wochen das Erstgespräch mit NRW Urban und haben die Unterlagen für einen Aufnahmeantrag erhalten“, berichtet Ulrich Höhl. „NRW.Urban“ ist ein Unternehmen des Landes Nordrhein-Westfalen, das Kommunen gebündeltes Know-how auf verschiedenen Gebieten wie Stadt- und Raumplanung, Architektur, Bauingenieurwesen und vielen anderen mehr zur Verfügung stellt. Nach dem fachlichen Austausch mit NRW.Urban im Rahmen der Initiative „Bau Land Leben“ könnte die Stadt Ennepetal Fördermittel für die Erstellung eines städtebaulichen Rahmenplans für das betreffende Gebiet beantragen.

Bei den Ausschussmitgliedern stieß die Vorstellung des Projekts und der ersten Ergebnisse auf positive Resonanz. Endlich bewege sich in dem Bereich etwas, so der Tenor.