Gevelsberg. Die Woche der seelischen Gesundheit beginnt am 10. Oktober mit vielen Aktionen. Die Fachleute geben auch Tipps, wie man die Seele gesund hält.
Wenn man nicht mehr weiß, wie man die Rechnung bezahlen soll. Wenn man bei jedem Klingeln an der Tür zusammen zuckt, der Gang zum Briefkasten Bauchschmerzen bereitet und die Sorgen die Seele tief belasten, ist es schwer, positiv in die Zukunft zu blicken. Und auch die bietet gerade keine gute Perspektive. Der Krieg verschärft sich zunehmend, die Inflation reißt ein tiefes Loch ins Portemonnaie und die Angst, im Winter auch noch frieren zu müssen, ist allgegenwärtig. Wie kommt man raus aus dem Teufelskreis düsterer Gedanken, wie schafft man es dennoch, seine Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen? Der runde Tisch für seelische Gesundheit gibt Tipps.
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1. „Wichtig ist, dass man weiß, dass man mit seinen Sorgen nicht alleine ist“, weiß Elisabeth Müller. Sie arbeitet im Sozialpsychiatrischen Dienst des Ennepe-Ruhr-Kreises und hat tagtäglich mit Menschen zu tun, die an ihre Grenzen geraten. Sie sagt: „Ob in einer Selbsthilfegruppe oder einem Gespräch mit einem Freund - sich jemanden anzuvertrauen, sorgt schon für eine Erleichterung.“
2. „Was tut mir gut, was brauche ich, sind entscheidende Fragen“, erklärt Elisabeth Müller. Auch Anne Neumann-Mahlkau arbeitet im Sozialpsychiatrischen Dienst und berichtet von einer Klientin, die das Malen für sich wieder entdeckt hat, das habe ihr einen wichtigen Ausgleich von den Sorgen verschafft. Eine Kraftquelle könne auch ein bewusster Spaziergang sein. Die Fachfrauen raten, sich eine Oase zu schaffen. Einfach mal den Fernseher auslassen und etwas tun, was man sonst nicht macht. Auch ein Glückstagebuch empfehlen sie. Darin soll man Dinge festhalten, die einem Freude gemacht haben. „Das führt einem oft vor Augen, dass nicht alles im Leben schlecht ist“, sagt Anne Neumann-Mahlkau.
Das Programm auf einen Blick
Die Mitglieder des runden Tisches präsentieren sich und ihre Angebote in der Woche der seelischen Gesundheit. So wollen sie auf die verschiedenen Hilfsmöglichkeiten hinweisen.
Dienstag, 11. Oktober, 14 bis 17 Uhr: „Wenn schon einsam, dann gemeinsam“, Workshop für Frauen, Frauenberatung EN, Markgrafenstr. 6, Schwelm, Anmeldung und Infos: 02336/4759091, info@frauenberatung-en.de.
Mittwoch, 12. Oktober, 16 bis 17.30 Uhr: „Miteinander reden - Voneinander lernen“- Was ist ein Trialog?, in den Räumen der KISS Gevelsberg, Kölner Str. 25, Anmeldung und Infos: Anne Neumann-Mahlkau: 02336/932782, a.neumann-mahlkau@en-kreis.de.
Mittwoch, 12. Oktober, 18 bis 20 Uhr: „Redest du schon oder schweigst du noch?“, Workshop zum Thema achtsame und gewaltfreie Kommunikation, Marlies Grasmann, KISS EN-Süd, Anmeldung und weitere Infos: info@zeit-fuer-burnout-praevention.de, 02332/843516. Um Anmeldung bis spätestens zum 10. Oktober wird gebeten.
Donnerstag, 13. Oktober, 10 bis 12 Uhr, Walk and Talk, KISS Gevelsberg, Anmeldung: Sozialpsychiatrischer Dienst EN-Kreis, Birger Reith 02336/932785, b.reith@en-kreis.de.
Freitag, 14. Oktober, 9 bis 14 Uhr: „Elektro ist mehr als 0 und 1“ - Tauche gemeinsam mit uns in den Alltag der Werkstatt für Elektrotechnik Awo-EN ein, Gewerbestr. 15, Sprockhövel, Anmeldung und weitere Infos: Agata Kalemba 02339/92984-14, Thomas Wanke 02339/92984-21.
Freitag, 14. Oktober, 14 bis 15.30 Uhr: Achtsamkeitsspaziergang im Martfeld, Treffpunkt am Brunnen, Anmeldung: Sozialpsychiatrischer Dienst EN-Kreis, Elisabeth Müller 02336/932788, e.mueller@en-kreis.de.
17. Oktober, 17 bis 20 Uhr, „Reden hebt die Stimmung“ - Offene Bühne: für alle, die mitreden und gestalten wollen, Evangelisches Beratungszentrum, Birkenstr. 11, Ennepetal. Anmeldung und Infos: 02333/60970, info@evangelisches-beratungszentrum.de.
18. Oktober: 18.30 bis 21 Uhr „Himmel und mehr“ - Dorothea Buck auf der Spur, Film von Alexander Pohlmeier im Filmrisskino Gevelsberg, Rosendahler Str. 18, Anmeldung: Anne Neumann-Mahlkau 02336/932782, a.neumann-mahlkau@en-kreis.de.
26. Oktober: 19 bis 21 Uhr: Erfahrungsaustausch zu Halluzinationen, Psychoseseminar, Anmeldung: KISS EN-Süd, 02332/664029.CT
3. Etwas, wofür man kein Geld benötigt, was aber sehr kostbar ist, sei einfach mal innezuhalten und bewusst zu atmen. Diese Atempause sorge für eine Unterbrechung des stressigen Alltags, „und schon das kann sehr hilfreich sein und für Entlastung sorgen“, erklärt die Achtsamkeitstrainerin Marlies Grasmann. Man solle selbst seine Gedanken lenken, an einen Ort denken, an dem man glücklich war.
4. „Man soll freundlich zu sich selbst sein“, erklärt Elisabeth Müller. Das bedeutet: Nicht zu streng sein, den inneren Nörgler auch mal überhören, nicht alles kritisch hinterfragen. Und nicht an das denken, was noch zu tun ist, oder was schlecht ist. „Man muss akzeptieren, wie es ist“, das sei ein wichtiger Schritt zur Heilung, erklärt Elisabeth Müller. So erhalte man das Gefühl zurück, etwas selbst in der Hand zu haben und nicht ohnmächtig zu sein. Auch das Umfeld wohlig zu gestalten, gehöre dazu, sich etwas zu gönnen. Eine Kerze, ein Moment für sich, Blumen auf dem Tisch. Und noch ein Tipp der Psychologin: „Ein lustiger Film, der zum Lachen anregt, wirkt entspannend.“
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5. Wenn die innere Not zu groß ist, man alleine keinen Weg heraus aus der Depression findet, dann sollte man sich nicht scheuen, Hilfe zu holen. Es muss nicht immer sofort die Psychotherapie sein, auf die man ohnehin lange warten muss, erklären die Akteure des Runden Tisches. Im EN-Kreis gibt es zahlreiche Angebote für Menschen in Notlagen: Beim Sozialpsychiatrischen Dienst in Schwelm (02336/932782), der Evangelischen Beratungsstelle Ennepetal (02333/60970 ), die Telefonseelsorge (0800/1110111).
Anne Neumann-Mahlkau erklärt: „Für psychische Notfälle ist ebenfalls der Hausarzt zuständig, außerhalb der Praxiszeiten der hausärztliche Notdienst“, außerdem gibt es Ambulanzen in Kliniken für Psychiatrie Psychotherapie. Wer aus Gevelsberg kommt, sollte sich im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (02330/620) melden, Menschen aus Schwelm und Ennepetal im St. Elisabeth-Krankenhaus in Hattingen-Niederwenigern (02324/460).