Schwelm. Mikroabenteuer in Schwelm: EN-Agentur hat ein exklusives Angebot entwickelt. Das Haus Martfeld steht im Fokus.

Wussten Sie, dass viele Jahre lange eine Ritterfamilie im Haus Martfeld lebte? Und was der älteste Gebäudeteil ist? Oder warum die Allee, die zur Anlage führt, Freiherr-vom-Hövel-Weg heißt? Fragen, die während der Burgentour der EN-Agentur beantwortet werden. „Man muss nicht verreisen, um etwas zu entdecken“, sagt Sophie Jütte, die dieses neue touristische Angebot entwickelt hat. Viele Besonderheiten würden direkt vor der Haustür liegen - und mit dem Mikroabenteuer werden die Menschen dort hin geführt.

Besondere Geschichten

Genau genommen hat die Burgentour insgesamt neun Stationen im Kreisgebiet (siehe Zweittext). Eine davon ist das Haus Martfeld. „Wir haben dort mehrere Schilder angebracht, manche sind sofort zu erkennen, bei anderen muss man schon genau hinsehen“, erklärt Sophie Jütte. Mit dem Smartphone scannt man den QR-Code, bezahlt, und schon kann das Abenteuer beginnen. Es gibt Aufträge, Infos, Steckbriefe, Hintergrundgeschichten und ganz viel zu erleben.

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Die Heimat aus einem anderen Blickwinkel erkennen, etwas Beachtung schenken, das selbstverständlich zu sein scheint. Darum geht es beim Mikroabenteuer der EN-Agentur. Und so rückt auch das Haus Martfeld in den Fokus - und seine Geschichte.

Die begann übrigens im 14. Jahrhundert. 1431 zog ein echter Ritter ein, sein Name war Wandhoff. „Die Keimzelle und der älteste Teil von Haus Martfeld ist der Rundturm. Er hieß früher das feste Haus, weil er komplett aus Stein ist“, sagt Dr. Bärbel Jäger. Sie leitet das Museum, das im Haus Martfeld untergebracht ist, auch dort ist viel von der Schwelmer Geschichte zu entdecken.

Besonderer Vortrag

Wer Lust hat, etwas Besonderes über das Haus Martfeld zu erfahren, der hat bereits an diesem Sonntag, 25. September, die Gelegenheit dazu.

Museumsleiterin Dr. Bärbel Jäger lädt zum Vortrag „Auf den Spuren Friederike von Elverfeldts, einer fortschrittlichen, unabhängigen Schwelmerin“ ein. „Es geht um eine Geschichte, die kaum jemand kennt“, sagt Jäger und erklärt, dass Friederike von Elverfeldt das Haus Martfeld 1839 gekauft hat, ihr Geld investiert und einiges bewegt hat, um dort ihre Familie anzusiedeln. „Doch der Ehemann hat das verhindert.“

Start ist um 14 Uhr am Eingang Museum Haus Martfeld. Um Anmeldung wird gebeten: jaeger@schwelm.de oder 02336/8746926.

Die Stadt hat das Anwesen erst im vergangenen Jahrhundert für sich entdeckt, bis 1954 blieb es in privatem Besitz. Freiherr Johannes von Hövel, übrigens dem Namensgeber der Allee, war der letzte adelige Besitzer.

Es war das Engagement vieler, die das Haus immer mehr in das Zentrum der Stadt rückten, auch wenn es geografisch betrachtet am Rand liegt, nämlich im Möllenkotten.

Der spätere Ehrenbürger Schwelms, Wilhelm Erfurth, initiierte Anfang der 70er Jahre eine großangelegte Entrümpelungsaktion durch den Hegering, auch der Wassergraben wurde gereinigt: Viele sehen darin den Startschuss dafür, dass das Haus immer mehr in den öffentlichen Blick gerückt wurde. In den 80er Jahren begannen umfassende Renovierungsarbeiten, und der spätere Kulturamtsleiter Jürgen Kuss sorgte dafür, dass Trauungen im Haus Martfeld möglich wurden.

Neun Burgen und Schlösser

„Besuchen Sie alle Burgen und Schlösser im Ennepe-Ruhr-Kreis“ lautet die Aufgabe für das Mikroabenteuer. An einem Tag ist diese aber kaum zu schaffen, zumindest nicht ohne Auto. Deshalb ist das Abenteuer, das per App erlebbar gemacht wird, so lange freigeschaltet, bis alle neun Burgen besucht wurden. Insgesamt stehen neun Burgen und Schlösser auf dem Programm: die Burg Isenberg, Burg Blankenstein und Haus Kemnade (alle sind in Hattingen), die Burgruine Hardenstein, Schloss Steinhausen sowie das Haus Witten (alle in Witten), die Burgruine Burg Volmarstein und die Burg Wetter (beide in Wetter) und natürlich das Haus Martfeld in Schwelm. Startschuss für das neue Mikroabenteuer, das die EN-Agentur entwickelt hat, beginnt pünktlich zu den Herbstferien am 4. Oktober. Die Kosten betragen einmalig 19.99 Euro. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.Ennepe-Ruhr-entdecken.de. Dort gibt es auch weitere Ausflugstipps.

Und so wie das Haus Martfeld in den Jahrhunderten immer weiter ausgebaut wurde, so wurde es auch später von der Stadt mit immer mehr Leben gefüllt. Es gibt sowohl drinnen als auch draußen viele verschiedene kulturelle Veranstaltungen, das Stadtarchiv ist dort untergebracht, die historische Bibliothek und längst gibt es auch eine Gastronomie. Der Park, die Freizeitanlagen, die Kleingärten: Rund um das Haus Martfeld gibt es viele Möglichkeiten, um schöne Stunden zu verbringen. Und auch der Kornkasten, der übrigens 1583 auf einem Schwelmer Bauernhof errichtet war, und erst 1860 nahe des Südflügels aufgestellt wurde, ist ein Hingucker, nachdem dieser nach einem Brand wieder neu hergerichtet wurde. Und noch etwas, was viele nicht wissen: Die neugotische Martfeld-Kapelle ist im 19. Jahrhundert ist nach Plänen des international gefeierten Kölner Architekten Vincenz Statz gebaut worden, Freifrau Friederike von Elverfeldt hat den Auftrag dazu gegeben. (siehe Infobox).

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Ein Detail, auf das die Burgentour die Aufmerksamkeit lenkt: das Wappen, das am Torturm zu sehen ist. Diese Symbole stehen für die Rittergeschlechter. Sie erzählen vom Ende der Wandhoffs, Erbstreitereien, einem Brudermord, fehlende Nachkommen oder unpassenden Ehepartnern. Doch das ist eine andere Geschichte.