Schwelm. Hunderte Hausbesitzer werden in Menden gezwungen sich neue Gasheizungen wegen einer Umstellung zu kaufe. So ist die Lage im Ennepe-Ruhr-Kreis.

Beim Thema Heizkosten kriecht aktuell in vielen ohnehin schon eine leichte Panik hoch. Und nur wenige Kilometer entfernt werden in der sauerländischen Stadt Menden nun hunderte Hausbesitzer, die mit Gas heizen, dazu gezwungen, sich komplett neue Heizungsanlagen zu kaufen. Ansonsten droht den besagte Immobilien ab dem kommenden März Explosionsgefahr. Hintergrund ist die bundesweite Umstellung von L-Gas auf H-Gas, die bis zum Jahr 2030 abgeschlossen sein muss. Wie ist die Lage im Ennepe-Ruhr-Kreis?

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Seit Mai 2015 ist eines der größten Projekte der deutschen Gas-Versorgung im Gange: die Gas-Umstellung von L-Gas auf H-Gas. L-Gas steht dabei für „Low calorific gas“. Es hat einen niedrigen Brennwert und stammt aus Quellen in Deutschland und Holland. Der Rückgang dieser Aufkommen macht den Wechsel auf H-Gas (High calorific gas) notwendig. L-Gas wird vorwiegend in Teilen von Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt sowie in Bremen verbraucht.

Besitzer tragen Kosten selbst

Und das läuft aktuell in Menden so: Im kommenden März soll umgestellt werden. Zwei Jahre zuvor besuchten die dortigen Stadtwerke sämtliche Haushalte, um die Gasheizungen zu überprüfen. Bei kleineren Umbauten, wie Düsen, übernehmen die dortigen Stadtwerke die Kosten. Bei derzeit 560 Haushalten muss allerdings auf Kosten der Immobilienbesitzer mindestens der Brenner oft sogar noch mehr ausgetauscht werden. 10.000 Euro sind da schnell erreicht. „Alle mit Gas betriebenen Geräte in mehr als vier Millionen Haushalten, Gewerbe- und Industriebetrieben müssen umgerüstet werden. Bei den Geräten kann es sich beispielsweise um Gasheizungen, Gasherde und Durchlauferhitzer handeln“, teilt die Bundesnetzagentur dazu mit.

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Wer den Mitarbeitern nicht öffnet, der bekommt Besuch mit entsprechendem Bescheid, jede Heizung muss überprüft werden. Grund: Sind die Anlagen dafür nicht ausgelegt, kann es zu heftigsten Explosionen kommen, wenn das Gas mit dem hohen Brennwert in die alten Anlagen gelangt und dort entzündet wird. Ein Vorgehen, dass aktuell im Sauerland für mächtig Aufregung sorgt. Die Redaktion fragte daher bei der AVU nach, ob ein solches Szenario auch noch auf die Menschen in ihrem Versorgungsgebiet zukommt.

Arbeiten starten 1994

Jörg Prostka, Pressesprecher AVU.
Jörg Prostka, Pressesprecher AVU. © WP | AVU / Philipp Kistner

Pressesprecher Jörg Prostka beruhigt: „Wir haben bereits vor vielen Jahren das Erdgasnetz umgestellt. Die Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis beziehen bereits H-Gas.“ Exakt begannen die Arbeiten am 1. Oktober 1994. Die AVU hatte lange vor der Zwangsumstellung vom L-Gas auf H-Gas bereits eine Fachfirma beauftragt, die Gasbrenner umzurüsten. Die Arbeiten begannen seinerzeit in Hattingen, zur Jahrtausendwende sei die Umstellung abgeschlossen gewesen.

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Im AVU-Netzgebiet wird seitdem ein Erdgas der Gruppe H an die Kunden verteilt. Der durchschnittliche Brennwert liegt bei 11,4 kWh/m³. L-Gas hat einen Brennwert von 8,2 kWh/m³. Das liegt am deutlich niedrigeren Methangas-Gehalt in der Zusammensetzung, der beim L-Gas bei knapp 80 Prozent, beim H-Gas bei mehr als 95 Prozent liegt. Wer – wie die Gaskunden im Ennepe-Ruhr-Kreis –, wo auch die Stadtwerke Witten H-Gas liefern, mit dem hochkalorischen Gas heizt, verbraucht dementsprechend für die gleiche Wärmeleistung weniger Gas und muss dementsprechend eine geringere Gas-Rechnung begleichen. Laut Informationen der Bundesnetz-Agentur steht vor allem Regionen im Sauer- und Siegerland die Umstellung noch bevor.

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