Ennepetal. Finanzielle Situation in vielen Familien dramatisch: Kinder können dabei zu Leidtragenden werden, sagt der Kinderschutzbund und nennt Beispiele.

„Erst Corona, jetzt die nächste Krise, für Kinder ist diese Situation ein Desaster“, sagt Petra Backhoff. Sie macht sich Sorgen, dass die Bedürfnisse der kleinsten der Kleinen in diesen Zeiten auf der Strecke bleiben. Steigende Energiekosten, Lebensmittel, die immer teurer werden, die finanzielle Belastung ist für viele Familien erdrückend. Die Frau vom Ennepetaler Kinderschutzbund sagt, dass seit Ende der Sommerferien viele Menschen um Hilfe gebeten hätten, viel mehr als sonst. So viele, dass der Kinderschutzbund selbst an seine Grenzen stößt und um Unterstützung und Geldspenden bittet.

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Wenn das neue Schulbuch nie auf dem Tisch landet, wenn eine Ausrede gefunden wird, warum man nicht zum Schulausflug mitkommen kann, wenn die Sportsachen in einer Plastiktüte verstaut werden: Die Not der Kinder hat viele Gesichter. Petra Backhoff ist froh, dass immer mehr Menschen in den Schulen und Kitas genau hinsehen, sich melden würden, wenn sie den Eindruck haben, dass die Not mehr als nur belastet. Von den Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern habe der Kinderschutzbund gehört, dass Kinder vermehrt vom Offenen Ganztag abgemeldet werden. „Dann werden die Grundschüler lieber nach Hause geholt und bleiben alleine, bis die Eltern irgendwann von der Arbeit kommen. Ohne etwas im Magen zu haben.“ Und all das, weil Familien verzweifelt Wege suchen zu sparen. Wenn das Geld, nicht einmal für das Nötigste reicht.

Unbürokratische Hilfe

Das Problem ist kein neues, doch es wird dringlicher: Vor vielen Jahren wurde deshalb der Unterstützungsfonds „Jedem Kind ein Mittagessen“ vom Kinderschutzbund ins Leben gerufen. Das Geld ist für Familien gedacht, die es sich nicht leisten können, in der Schule ein warmes Essen für ihre Kinder zu zahlen. Denn das sei der Hauptgrund, warum die Kinder aus der Übermittagsbetreuung abgemeldet werden. Das bedeutet aber auch: Keine Hausaufgabenhilfe, kein Freizeitangebot, kein Förderung, die über das Schulische hinaus geht.

Spenden erbeten

Der Kinderschutzbund bittet um Spenden für den Hilfsfonds. Die Angabe von Namen und Anschrift der Spender ist notwendig, damit zeitnah eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden kann.

Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld: BLZ 454 510 60 / BIC WELADED1ENE,

Kto.-Nr.: 3124211 und die IBAN: DE62454510600003124211.

Vor den Sommerferien waren es zehn Kinder, die Dank des Kinderschutzbundes in der Schule etwas auf den Teller bekamen, nun sind es 15, weiß Petra Backhoff. Sie wiederholt die Forderung des Kinderschutzbundes: Gebührenfreie Kitas für alle, kostenloses Essen und eine OGS, die für alle da ist und kostenfrei. Doch der Hilfebedarf geht noch weiter: Mittlerweile ist aus dem Hilfsfonds für ein warmes Mittagessen der sogenannte Bildungsfonds geworden. Der Name soll deutlich machen, dass es längst an mehr als Essen fehlt und auch mehr unbürokratisch vom Kinderschutzbund getan wird: Beispiele gibt es viele, die für jedes einzelnes Kind alles bedeuten können, weiß Petra Backhoff und berichtet von einem Mädchen, das unbedingt Klavier spielen wollte. Der Kinderschutzbund half ihr dabei, diesen Wunsch zu erfüllen. „Das Kind war überglücklich, war sehr talentiert und auch in der Schule wurden ihre Leistungen besser, sie blühte auf.“ Die Frau vom Kinderschutzbund sagt: „Wenn man nicht mehr weiß, wie die Rechnungen bezahlt werden können, dann sind die Kinder oft die Leidtragenden.“ Den Eltern unterstellt Petra Backhoff keine böse Absicht, es sei mehr die Verzweiflung, die sich darin zeige. Und die wird in den kommenden Monaten noch viel mehr Familien erreichen, da ist sie sich sicher.

Unbeschwerte Kindheit

„Wir wollen vorbereitet sein und bitten deshalb um Spenden“, sagt Petra Backhoff. Sie ist dankbar dafür, dass die Ennpetalerinnen und Ennepetaler den Kinderschutzbund auch in diesen schweren Monaten weiter so stark unterstützten und sie bittet darum, dass auch weiter zu tun, auch wenn die finanziellen Belastungen in der Gesellschaft weiter steigen. Erst kürzlich sei ABC eine Partnerschaft eingegangen und auch die Wunschbaumaktion zur Weihnachtszeit werde erweitert, weil sich der Rotary Club Gevelsberg engagiert. „In diesem Jahr gibt es zwei Bäume mit Weihnachtsgeschenken für bedürftige Familien“, sagt Petra Backhoff.

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Menschen, die nicht auf die Energiepauschale angewiesen seien, die könnten doch vielleicht einen Teil spenden, sagt Backhoff, damit die Kluft zwischen Arm und Reich nicht noch weiter auseinander klafft. Es sei in dieser Zeit entscheidend, dass sich die Gesellschaft solidarisch zeige und die Kinder in den Blickpunkt rücken. Eine unbeschwerte Jugend zu fördern, dabei helfen, nicht aufgrund der finanziellen Situation ausgegrenzt zu werden, ein Stück Normalität zu bewahren: Auch darum gehe es beim Kinderschutzbund, auch das gehöre zum Kindeswohl. „Damit man mit einem eigenen Fahrrad zur Radfahrprüfung in der Schule fahren kann und dabei Schuhe trägt, die passen.“