Schwelm. Keine Öffnungszeiten online, keine Speisekarte im Internet, nur Barzahlung – diese Zeiten sollen in der Schwelmer Innenstadt nun enden.
Die Schwelmer Innenstadt befindet sich im größten Wandel der vergangenen Jahrzehnte, was bauliche Veränderungen unter anderem mit dem Rathausneubau betrifft, was zunehmende Leerstände betrifft, was das Angebot an Gastronomie und Handel betrifft. Einige Händler sind weiter als andere und exakt dieser Zustand lässt sich von der realen in die virtuelle Welt adaptieren; sieht dort vielleicht sogar noch dringlicher aus. Um den Gewerbetreibenden auf das digitale Pferd zu helfen, setzt die Stadt Schwelm nun die heimischen IT-Berater der Firma „link-ed.it“ ein. Kostenfrei soll sie individuell beraten und die richtigen digitalen Lösungen für die Geschäftsleute aus dem Herzen der Kreisstadt finden.
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„Das Projekt ist am 1. August gestartet und nimmt jetzt richtig Fahrt auf. Wir versprechen uns davon entscheidende Impulse für die Digitalisierung“, sagt Bürgermeister Stephan Langhard. Wie nötig die sind, zeigt sich schnell. Mit Filzstift ist der Zettel auf der Bäckertheke beschrieben, der klar macht: Nur Barzahlung wird akzeptiert. Wer nach bestimmten Waren in Schwelm googelt, die es gesichert gibt, stößt leider nicht auf das entsprechende Geschäft oder die Öffnungszeiten fehlen. Negative Bewertungen bleiben von den Geschäftsleuten und Gastronomen unbeantwortet, Facebook- oder Instagram-Accounts werden an den Bedürfnissen der Kunden vorbei oder auch mal über Monate gar nicht bespielt.
Kostenlos für Einzelhändler
„Diese Liste ließe sich weiter fortsetzen und zeigt eine Sache ganz deutlich: Jeder ist an einem anderen Punkt der Digitalisierung und die Dinge, die es zu verbessern gilt, sind sehr individuell“, sagt „link-ed.it“-Chef Stefan Wähler, der mit seiner Firma die Ausschreibung für das Projekt „Digitales Citymanagement“ gewonnen hat. Seit dem 1. August ist vornehmlich Florian Frischkorn mit dem Projekt betraut, das überwiegend aus Fördertöpfen des Landes NRW bezahlt wird. Die nächsten Schritte skizziert der Digitalexperte wie folgt: „Wir werden ein Büro in der Innenstadt beziehen, dessen Adresse noch nicht feststeht. Und parallel wollen wir dafür werben, dass die Geschäftsleute aus der Innenstadt von diesem Angebot Gebrauch machen.“ Wichtig: Die Sache ist für die Händler kostenfrei – denn oft ist das Geld, das eine qualifizierte IT-Beratung kostet, eine Hemmschwelle für kleinere Gewerbetreibende.
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Kostenfrei also beraten die Digitalexperten fortan die Händler angepasst an Branchen und Bedürfnisse. Unterstützung werden sie dabei von der neuen Wirtschaftsförderin Daniela Mehling erhalten, die deutlich macht: „Schwelm hat viel bessere Voraussetzungen als viele andere und dieser weitere Baustein des Förderprogramms ,Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen 2020’ wird uns einen Schritt nach vorn bringen.“ 350.000 Euro fließen nach Schwelm, ein Teil davon in das „Digitale Citymanagement“, das so vorerst bis zum 31. Dezember 2023 finanziert ist. Zumindest aus Sicht von Stefan Wähler spricht aber schon jetzt nichts dagegen, die Sache auch über das Ende des Förderzeitraums hinaus fortzusetzen.
1400 Neubürger mit Wissensdurst
Doch schon lange vorher sollen erste Ergebnisse erzielt werden, was am Ende auch auf das Leben in der Innenstadt einzahlen soll. Denn zwei Dinge – da sind sich alle Beteiligten einig – sind deutliche Zeichen dafür, dass digitale Sicht- und Nutzbarkeit am Ende auch die Kunden in die Schwelmer Geschäfte bringen. Erstens: Jährlich ziehen etwa 1400 Menschen neu nach Schwelm; die informieren sich zunächst einmal online über ihre neue Heimat. Zweitens: Die Zeit, dass die enge Verknüpfung von digitaler und realer Welt eine Sache der Menschen unter 40 ist, ist längst vorbei. Das Smartphone ist auch ständiger Begleiter der überwiegenden Zahl der Rentner. „Und genau dort liegen Chancen für die Händler“, sagt Stefan Wähler, der große Unterstützung von Bürgermeister Stephan Langhard erhält, der deutlich macht: „Wir blicken spannenden Zeiten entgegen und hoffen, dass das digitale Citymanagement auf große Akzeptanz stößt.“
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