Ennepetal. Die Klinik Königsfeld in Ennepetal feiert 75-jähriges Bestehen. Die Vorgeschichte bis zur Inbetriebnahme der Heilstätte umfasst Jahrzehnte.
Die Vorgeschichte bis zur Inbetriebnahme der Heilstätte Milspe-Holthausen, aus der sich die heutige Klinik Königsfeld entwickelte, ist lang. Viele Jahre wurde im damaligen Kreis Schwelm darüber diskutiert. 1927 wurde die Planung schließlich konkret auf den Weg gebracht.
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Am 8. Dezember 1927 tagte der Kreistag unter Vorsitz von Landrat Heinrich Acker. Über die Sitzung berichtete die Milspe-Voerder Zeitung: „Als wichtigste Vorlage stand die Errichtung eines Tuberkulose-Krankenhauses zur Beratung. Im Laufe der regen Aussprache, nach überzeugenden Ausführungen des Gutachters und beruhigenden Erklärungen des Landrats fand sich das Haus in seltener Einmütigkeit zusammen und stimmte der Ausführung des lang umstrittenen Projektes geschlossen zu.“ Und weiter hieß es: „Möge der schwerwiegende Beschluß der Bevölkerung und dem Kreise Schwelm zum Segen gereichen.“ Der Gutachter Dr. Schröder, leitender Arzt der Heilanstalt Schömberg bei Wildbad, hatte die Notwendigkeit betont, „die Verbreiter der Tuberkulose für längere Zeit aus den Familien herauszunehmen und so die gesunden Mitglieder, vor allem die Kinder vor Ansteckung zu bewahren.“
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Die Pläne sahen auf dem ausgeguckten Grundstück in Königsfeld ein Hauptgebäude mit 85 Betten vor (Männerabteilung mit 36 Betten im Erdgeschoss, Frauen- und Kinderabteilung im 1. Obergeschoss sowie 10 „Privatkranke“ im 2. Obergeschoss) sowie ein Beobachtungshaus mit 16 Betten. Die Baukosten wurden mit 900.000 Mark für die „schlüsselfertige Herstellung“ kalkuliert. Der Kreistag vertrat aber die Ansicht, dass das finanzielle Risiko für den Kreis Schwelm zu groß sei. Die Provinz Westfalen lehnte eine Beteiligung ab. Landrat Acker erklärte, dass man sich in Gesprächen mit der Landesversicherungsanstalt befinde, „die einen günstigen Ausgang versprechen.“ Am Ende beschloss der Kreistag, für ein Tbc-Krankenhaus Anleihen bis zum Höchstbetrag von 710.000 Mark aufzunehmen und den Neubau nur zu erstellen, wenn die Anleihen zu den im Finanzierungsplan genannten Bedingungen aufgenommen werden können und die Landesversicherungsanstalt das Projekt unterstützt.
Am 7. Mai 1929 fand die Grundsteinlegung statt. Doch aufgrund der katastrophalen Finanzsituation des Kreises – es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise – mussten die Arbeiten im November 1930 eingestellt werden. Der Bau sei so weit gediehen, dass die Witterung keinen Schaden anrichten könne, hieß es damals in einem Zeitungsbericht. 1935 übernahm die NSDAP den Bau, der soweit hergerichtet wurde, dass dort die Motorsportschule „Ruhrland“ der Führung des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) untergebracht werden konnte. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs und noch eine Zeit nach Kriegsende – von Ende 1944 bis Sommer 1945 – wurde das Gebäude als Lazarett und später als Auffanglager für Ostflüchtlinge genutzt.
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Am 21. August 1946 übernahm die Landesversicherungsanstalt Westfalen das Haus von der Kreisverwaltung in Schwelm, um den Bau endlich seinem ursprünglichen Zweck zuzuführen und die „Lungenheilstätte Milspe-Holthausen“ einzurichten. Am 21. Juli 1947 – also vor 75 Jahren – wurde schließlich die erste Station mit 50 Betten belegt.