Schwelm. Die Kosten für das Gefahrenabwehrzentrum des EN-Kreises steigen von 35 auf 113,5 Millionen Euro. Das sind die Gründe. So soll gespart werden.
Während auf der einen Seite die neue Polizeizentrale für den Ennepe-Ruhr-Kreis wächst und wächst, wuchert auf dem Nachbargrundstück weiterhin die Wiese. Hier soll einmal das Gefahrenabwehrzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises entstehen. Dessen Planung stockt seit Jahren, nun sollen 2023 die Bagger tatsächlich ihre Arbeit aufnehmen. Mittlerweile ist auch mehr Eile als jemals zuvor geboten, denn Baukosten explodieren aktuell wie nie zuvor.
Nach mehreren Korrekturen nach oben hat sich die einige Jahre alte erste Schätzung über 35 Millionen Euro mittlerweile vervielfacht: Für 113,5 Millionen Euro Gesamtbudget möchte die Kreisverwaltung eine Freigabe durch die Politik, wenn das Thema in der Sitzung des Bauausschusses am Mittwoch, 17. August, erneut auf der Tagesordnung steht. Im Vorfeld klärt Fachbereichsleiter Michael Schäfer die wichtigsten Fragen.
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Eine aktuelle Baukostensteigerung von nahezu 19 Prozent sowie ein deutlich erhöhter Risikozuschlag sind die Hauptgründe dafür, dass der geschätzte Preis das zuletzt freigegebene Budget in Höhe von 97 Millionen Euro deutlich überschreitet. Wann wird denn bei den Kosten einmal so etwas wie Sicherheit einkehren? „Sukzessive wird das der Fall sein“, sagt Michael Schäfer. „Jeder Monat der ins Land zieht, kostet richtig Kohle.“ Daher sollen nun parallel Ausschreibungen stattfinden, nach der Budgetfreigabe, die sich Schäfer vom Kreistag erhofft, auch die EU-weite für den Teilgeneralplaner. „Wir haben uns selbst erschrocken, als wir die neuerliche Kostensteigerung gesehen haben“, macht er deutlich, warum die Verwaltung auch gleich eine Liste mit Einsparvorschlägen parat hat.
Weniger Tiefgaragenplätze
Klar sei, so betont der Fachbereichsleiter, dass die Funktionalität des Gebäudes nicht eingeschränkt werden dürfe. Um 2,7 Millionen ließen sich laut Kreisverwaltung die Kosten senken. Dafür will sie den ein oder anderen bautechnischen Kniff anwenden, beispielsweise das Gebäude um einen Meter verschieben, was weniger Stützbauwerke zum Abfangen des Geländes nach sich zöge und 750.000 Euro einsparen soll. Diskutabel sind sicherlich andere Vorschläge wie das Einsparen von 29 Stellplätzen in der Tiefgarage oder den Wegfall eines Batteriespeichers für die Photovoltaik-Anlage.
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Was sich ebenso verändert hat, ist mit dem Blick in die Vorlage der Kreisverwaltung die Bauzeit. War zuletzt stets von einem Zeitraum von 2023 bis 2025 die Rede, gehen die Planer nun von einem weiteren Jahr aus, so dass das Gefahrenabwehrzentrum erst im Laufe des Jahres 2026 in Betrieb gehen soll. „Der Markt hat sich verändert, wir müssen einfach mit einplanen, dass wir auf Ausschreibungen auch mal keine Reaktion erhalten“, sagt Michael Schäfer, der sich auch zu einem Kostenpunkt äußert, der besonders ins Auge springt: 17,7 Millionen Euro sind allein an Planungskosten veranschlagt.
Zum Vergleich: Das ist knapp das Budget, wofür die Stadt Gevelsberg inklusive Planung und Ausstattung eine komplette neue Feuerwehr-Hauptwache gebaut hat. Schäfer: „Nicht zuletzt durch die Leitstelle oder die Kreisschlauchpflegerei hat das Gefahrenabwehrzentrum im Vergleich zu einer normalen Feuerwache einen deutlich höheren Technikanteil als eine normale Feuerwache. Dies benötigt enorme Planung für Spezialtechniken und kostet sehr viel.“
Schwierigkeiten beim Verkauf
Eine Sache, mit der noch etwas Geld in die Kassen des Kreises gespült werden könnte, und die bereits angedacht ist, wäre ein Verkauf der Kreisfeuerwehrzentrale in Gevelsberg-Silschede, die neben dem eigentlichen Gebäudekörper noch ein recht üppiges Grundstück aufweist. Da allerdings muss die Kreisverwaltung zunächst Gespräche mit der Stadt Gevelsberg führen, denn in dem Gebäudekomplex ist neben der Kreisfeuerwehrzentrale auch der Löschzug III der Stadt Gevelsberg, der vor allem die Ortsteile Silschede und Asbeck abdeckt, beheimatet. Es drängt sich aktuell kein Ausweichstandort für die Freiwilligen Feuerwehrleute auf.
Viele Fragezeichen begleiten also die weiteren Monate und Jahre bis zum Spatenstich und zur Fertigstellung des Gefahrenabwehrzentrums.
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