Gevelsberg. Wer am Ford-Autohaus an der Rosendahler Straße vorbei fährt, sieht weniger Autos im Schaufenster als sonst. Das passiert gerade bei AHG.

Jetzt sehe es in der Halle gar nicht so leer aus, „doch das Bild kann sich tagtäglich ändern“, sagt Meikel Eisenhauer. Er ist Geschäftsstellenleiter des Autohauses Gevelsberg, AHG, und geht durch den Bereich, wo sonst dutzende Neuwagen aufgereiht sind. Jetzt stehen dort viel weniger Ford-Modelle, aber immerhin mehr als noch vor einigen Tagen. „Manchmal sind es 60 Prozent weniger als wir sonst immer hatten.“ So wie es vor Corona, vor dem Ukraine-Krieg, vor den Lieferengpässen war, die auch die Automobilbranche erwischt hat. Die leeren Schaufenster an der Rosendahler Straße sorgen nicht nur für Frust bei den Kunden, sondern auch für Gerüchte. „Wir werden sehr oft gefragt, ob wir schließen“, sagt Eisenhauer. „Das tun wie nicht, wir sind meilenweit davon entfernt.“

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Meikel Eisenhauer ist schon seit fast 20 Jahren bei AHG. Er hat hier seine Ausbildung gemacht, wurde später Geschäftsstellenleiter, doch so etwas habe er noch nie erlebt. Die Lieferzeiten für Neuwagen hätten sich massiv verschoben. Früher, also noch vor etwa einem Jahr, hätte man standardmäßig drei Monate auf seinen Neuwagen warten müssen. Jetzt sei es mindestens ein Jahr. Manch ein Modell sei aktuell sogar überhaupt nicht mehr zu haben, wie zum Beispiel der Ford Fiesta. Die bisher vorbestellten und bereits verkauften Autos würden nach und nach ausgeliefert, aber die Lagerbestände könnten kaum gefüllt werden – und das sorgt für das Bild der viel zu leeren Verkaufshalle.

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Angefordert seien die Neuwagen für die Auslage schon lange, nur sie kämen nicht oder eben vereinzelt. Das Gevelsberger Autohaus gehöre zur Bergland-Gruppe mit elf Autohäusern (siehe Infobox). „Wir haben zusammen mehrere 100 Autos bestellt“, sagt der Geschäftsstellenleiter und macht damit die Dimension des Problems deutlich, das auch die meisten anderen Automarken trifft. Die Gründe seien vielfältig: Der Chipmangel für die notwendige Elektronik sei ein Problem, die fehlenden Kabelbäume, die früher meist aus der Ukraine und Russland kamen, ein anderes. So ganz genau wisse er es aber auch nicht, gefühlt würde jeden Tag etwas anderes fehlen – und das wirke sich auch auf die Branche aus.

Alteingesessenes Unternehmen

Das Autohaus an der Rosendahler Straße ist ein alteingesessenes Gevelsberger Unternehmen und besteht schon seit vielen Jahrzehnten – „seit den 60er Jahren“, sagt Meikel Eisenhauer.

1996 wurde es Teil der Bergland-Gruppe und verkauft seitdem ausschließlich die Marke Ford.

Zur Gruppe gehören Autohäuser in den Städten Remscheid, Radevormwald, Nordhausen, Frankfurt an der Oder, Hennef, Waldbröhl, Olpe, Bergneustadt und Bergisch Gladbach. Der Hauptsitz ist in Wipperfürth.

Beim Gevelsberger Unternehmen sind 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Die Wartezeiten für E-Fahrzeuge haben sich ebenfalls auf ein Jahr verlängert. Ford habe aber darauf reagiert und versichere den Kunden, die bis August bestellt haben, dass sie dennoch die Bafa-Förderung bekommen, auch wenn das Fahrzeug erst im kommenden Jahr geliefert wird. Das Bundesamt stellt die Förderung zum Ende des Jahres ein, erklärt der Autohändler.

Unverändert ist das Angebot der Mietwagen. Da gebe es weder Engpässe noch sei die Mietflotte verkleinert worden, sagt Meikel Eisenhauer.

Und wie sieht es mit gebrauchten Modellen aus? „Es ist ein Teufelskreis“, sagt Meikel Eisenhauer und erklärt: Die meisten gebrauchten Autos, die an der Rosendahler Straße verkauft würden, seien Fahrzeuge, die bei dem Kauf eines Neuwagens in Zahlung genommen werden. „Werden weniger Neuwagen verkauft, gibt es auch weniger gebrauchte Fahrzeuge.“ Und wenn es sie gibt, dann seien sie auch teurer, die Marktpreise seien massiv angezogen. Der Gevelsberger Autohändler nennt ein Beispiel: Früher hätte der Verkaufspreis eines drei Jahre altes Auto etwa 40 Prozent unter dem Neupreis gelegen. Heute seien es maximal 20 Prozent.

Dennoch: „Wer ein Auto kaufen möchte, bekommt auch eins“, sagt der Geschäftsstellenleiter. Das sei auch weiterhin kurzfristig möglich. „Und wenn wir das gewünschte Modell nicht haben, dann hat es vielleicht ein anderes Autohaus unserer Gruppe.“ Das könnte dann schnell geliefert werden. Man tausche sich aus, was für die Kundinnen und Kunden noch immer vieles möglich mache, trotz der derzeitigen Situation. Und wenn man nicht bei der Farbe oder Ausstattung festgelegt sei, dann habe man noch immer ausreichend Auswahl, sagt Meikel Eisenhauer. Wenn auch nicht mehr so wie früher. Gekauft werde auch weiterhin, der Bedarf sei weiterhin da. Die Kundinnen und Kunden müssten jedoch Geduld und Flexibilität mitbringen.