Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Schweißhunde leisten eine wichtige Aufgabe in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal und unterstützen Polizei, Feuerwehr und Jägerschaft.

Ihre Sinnesorgane sind perfekt zum Aufspüren von kranken und verletzten Wildtieren. Auch der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr sind sie eine große Hilfe. Gemeint sind die beiden Schweißhunde Anton und Artos.

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Wie aus dem nichts taucht vor den Scheinwerfern des Autos ein Tier auf. Im Bruchteil einer Sekunde erfasst das Auto das aus Schreck erstarrte Tier. Nicht immer läuft ein Wildunfall glimpflich aus. In diesem Moment gibt es zwei mögliche Situation. Das angefahrene Tier liegt verletzt auf dem Asphalt oder das Adrenalin bringt es zum Fliehen. Geschieht letzteres, muss umgehend ein Jäger informiert wird. Doch häufig reicht ein Jäger mit seinem Jagdhund nicht aus, kann er die Fährte nicht aufnehmen, werden Frank Mackrodt und Björn Naujok gerufen. Die beiden Jäger haben die Schweiß- und Nachsuchenstation Herdecke/Wetter gegründet. Begleitet werden die Männer von ihren beiden Schweißhunden Anton und Artos. Ihr Einsatzgebiet ist der gesamte Ennepe-Ruhr-Kreis.

Kann auch gefährlich werden

Auf den ersten Blick sehen Anton und Artos aus wie ganz normale Hunde. Doch die beiden dreijährigen Rüden, die aus einem Wurf stammen, gehören einer seltenen Rasse an, die nur für eine Aufgabegezüchtet wird: für das Nachsuchen von verletztem oder krankem Wild. „Unsere Hunde wurden dazu ausgebildet, verletzte oder kranke Tiere aufzuspüren. Solche, die etwa bei einem Autounfall angefahren wurden und sich oft noch über Tage quälen. Mit Hilfe unserer Hunde finden wir diese Tiere und können dann helfen oder sie erlösen“, erklärt Frank Mackrodt.

Für das regelmäßige Training legen die Hundeführer Übungsfährten mit den Läufen von z.B. bereits zerlegten Wildschweinen. 
Für das regelmäßige Training legen die Hundeführer Übungsfährten mit den Läufen von z.B. bereits zerlegten Wildschweinen.  © WP | Elisabeth Semme

Wie beeindruckend die Rüden bei der sogenannten Nachsuche sind, erklärt Björn Naujok. „Die zwei brauchen kein Blut, auch keinen Schweiß, weil sie sich immer am Fußabdruck des Tieres orientieren.“ Frank Mackrodt ergänzt: „Wenn ein Tier verletzt oderkrank ist, ändert sich der Individualgeruch durch Stresshormone. Und genau das kann der Hund unterscheiden.“ Um ihrer Arbeit als Schweißhund nachgehen zu dürfen, mussten sie zwei Jahre trainieren und eine Prüfung absolvieren. Nicht jeder Hund besteht diese. Anton und Artons meisterten die Prüfung jedoch im Oktober mit Bravour und gewannen sogar Preise.

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Das war auch der Startschuss für die Schweißhundestation. Frank Mackrodt und Björn Naujok arbeiten ehrenamtlich. Was viele nicht wissen; Kosten wie die zweijährige Ausbildung der Vierbeiner, das Equipment und Rechnungen vom Tierarzt, müssen aus eigener Tasche gezahlt werden.

Neben der Hilfe für zivile Autofahrer profitieren nicht nur Polizei, Feuerwehr und Spaziergänger von dem Vierergespann, sondern auch die Jäger im Ennepe-Ruhr-Kreis, wie Martin Schmidt der Geschäftsführer der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr verrät. „Während der Jagd kann es manchmal vorkommen, dass ein angeschossenes Wildtier nicht direkt an seiner Verletzung erliegt und weiterhin mobil ist. Häufig ist das auch bei der Treibjagd auf Wildschweine der Fall“, erklärt Schmidt. Wenn das passiert, wird die Schweißhundestation alarmiert.

Infos und Kontakt

In der Jägersprache bedeutet Schweiß gleich Blut; mit Schalen sind die Läufe der Tiere gemeint.

Die insgesamt zweijährige Ausbildung absolvierten Hund und Herrchen beim Ortsbereich Witten des Jagdgebrauchshundeverbandes.

Die beiden Herdecker Jäger der Schweiß- und Nachsuchenstation sind im kompletten Ennepe-Ruhr-Kreis, aber auch in Schwerte-Villigst und bis in die Vororte von Dortmund hinein sowie im Sauerland tätig.

Kontakt und weitere Informationen über die Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr und den Nachsuchen-Einsatz findet man über die Internetseite des Landesjagdverbandes NRW unter www.ljv-nrw.de

Zuvor war die Jägerschaft auf Schweißhunde anderer Städte im Regierungsbezirk Arnsberg angewiesen. „Bis der Führer mit seinen Hunden hier war, ist dann natürlich eine gewisse Zeit vergangen. Zeit, in der das verletzte Wild unnötig leiden muss. Frank Mackrodt und Björn Naujok sind mit ihren Rauhaarbracken sofort zur Stelle, wenn wir sie brauchen. In der Hochsaison im Herbst wird das dann besonders häufig der Fall sein. Sie müssen dann mehrmals am Tag ausrücken. Dieser Tätigkeit und ihrem Beruf nachzugehen, muss man erstmal schaffen. Und das, ohne etwas dafür zu bekommen. Davor habe ich großen Respekt“, verdeutlich Martin Schmidt.

Und nicht nur das: Die Arbeit mit den Schweißhunden ist nicht nur anstrengend, die Suche nach den Tieren kann sich nämlich über mehrere Kilometer erstrecken, sie kann auch gefährlich sein, wenn man sich einem verletzten Tier nähert.

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Frank Mackrodt erklärt: „Bei Wildschwein-Nachsuchen tragen die Hunde stichfeste Schutzwesten mit Kevlar-Einlagen wie sie zum Beispiel auch von Fechtsportlerngetragen werden. Und auch wir tragen natürlich entsprechende Schutzkleidung.“ Haben Artos und Anton ein verletztes Reh oder auch Wildschwein aufgespürt und gestellt, bleiben sie solange bei dem Tier, bis der Hundeführer vor Ort ist– auch wenn sie sich dabei selbst in höchste Gefahr begeben. „Die laufen niemals weg. Genau das dürfen sie ja auch nicht“, so Björn Naujok.

Und selbstverständlich müssen Hund und Herr regelmäßig trainieren. „Mit Läufen, die wir etwa von zerlegten Wildschweinen für diese Übungen bekommen, treten wir Übungsfährten. Danach müssen die Fährten mindestens 20 Stunden liegen. Erst dann kann der Hund sie suchen. Aber die schaffen durchaus auch Fährten, die über 50 Stundenalt sind“, sagt Frank Mackrodt. „Schweißhunde könnten nie als Familienhund gehalten werden“, weiß Martin Schmidt. „Sonst sind die unterfordert.“ Doch als Schweißhunde machen sie das, was sie am besten können und auch wollen.