Gevelsberg. Jetzt gibt es einen konkreten Entwurf, wie die S-Bahnhaltestelle Gevelsberg-Knapp barrierefrei werden kann. Und so sieht er aus.

Es war bisher eine unendliche Geschichte, Ideen wurden entwickelt und wieder verworfen. Ein jahrelanger Stillstand. Weil die Deutsche Bahn nicht mitspielte, weil es immer neue Hindernisse gab und keine Fördermittel. Doch jetzt zeichnet sich ein Ende ab – ein Happy End für alle, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, für die die 41 Stufen an der S-Bahnhaltestelle Gevelsberg-Knapp in Berge aber nicht zu überwinden sind. Jetzt gibt es eine Lösung für den barrierefreien Umbau des Haltepunktes: eine Rampe am Ende des Bahnsteigs.

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Seit Jahren leistet die Stadt Gevelsberg Überzeugungsarbeit bei der Deutschen Bahn. Der Verkehrsbetrieb ist dafür zuständig, dass alle Haltestellen im Land ohne Einschränkungen zu erreichen sind. Aus Sicht der Stadt Gevelsberg sollte die Haltestelle in Berge längst umgebaut sein. Aus Sicht der Deutschen Bahn spielt Gevelsberg-Knapp aufgrund der Frequenz eine untergeordnete Rolle im Wegenetz. Nach Auskunft des Verkehrsbetriebs ist der Haltepunkt bislang noch nicht in dem Sanierungsfahrplan der kommenden Jahre aufgenommen.

75 Meter lang

Auf der einen Seite ist der Haltepunkt schon längst barrierefrei. Dort führt eine Rampe auf den Bahnsteig, an dem die Züge in Richtung Hagen abfahren. Wer in die Gegenrichtung will und nicht gut zu Fuß ist, Menschen, die auf den Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, Familien mit Kinderwagen, muss sich behelfen: Die Betreffenden gehen zum barrierefreien Bahnsteig, fahren bis zum Haltepunkt Heubing, um dann in den Zug in Gegenrichtung umzusteigen zu können. Eine Zumutung, die Zeit und Nerven kostet.

So sieht die geplante Rampenlösung aus.
So sieht die geplante Rampenlösung aus. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Die Idee, auf der anderen Seite ebenfalls eine Rampe zu bauen, scheiterte an den zu hohen Kosten und den baulichen Gegebenheiten. Seitdem sind einige Jahre vergangen. Die Stadt Gevelsberg wollte nicht mehr abwarten, sondern selbst für eine Lösung sorgen. Mittlerweile hat die Kommune ein Ingenieurbüro beauftragt, eine Machbarkeitsstudie umzusetzen und Ideen für den Haltepunkt zu entwickelt. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor: „Die Machbarkeitsstudie vergleicht verschiedene Rampenvarianten, die sowohl vom Zulaufbereich der vorhandenen Brücke ausgehen, sowie von der Ostseite des P+R-Parkplatzes. Zusätzlich wurden eine aufgeständerte Rampenlösung und eine Aufzugslösung betrachtet“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Als Vorzugsvariante habe sich eine Variante mit verhältnismäßig geringer Länge von etwa 75 Metern vom Ende des P+R-Parkplatzes zum östlichen Ende des Bahnsteigs Fahrtrichtung Wuppertal herauskristallisiert. Die Rede ist von einer Rampe am Ende des Bahnsteiges.

Kosten bei 564.000 Euro

Die Vorteile aus Sicht der Planer: „Die Variante verläuft über den geringsten Höhenunterschied und bietet mobilitätseingeschränkten Menschen die kürzeste Steigungsstrecke. Durch die geringste Rampenlänge (gegenüber 110 bzw. 155 Metern Rampenlänge) sind auch die geringsten Baukosten und die geringsten Unterhaltungskosten zu erwarten.“ Ungünstig sei jedoch die Lage des Zugangs am östlichen Ende des P+R-Platzes sowie die Nutzung privater Flächen. „Die Eigentümern habe bereits im Vorfeld der Machbarkeitsstudie eine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, zugunsten einer barrierefreien Anbindung des Bahnsteigs Teile des Grundstücks abzugeben“, heißt es aus dem Rathaus. Und noch eine gute Nachricht: Auch die Kosten sind überschaubar.

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„Die geschätzten Gesamtkosten liegen gemäß der groben Kostenabschätzung aus der Machbarkeitsstudie bei ca. 564.000 Euro.“ Zur Finanzierung seien noch weitere Gespräche mit der Bahn beziehungsweise dem VRR als Fördergeber notwendig, erklärt die Stadt und zeigt sich optimistisch: Die Kosten würden unter dem Kostenansatz der zu einem früheren Zeitpunkt beantragten Mittel liegen. Damals wurde eine Rampenlösung auf der Gegenseite geprüft und für zu teuer und schwer umsetzbar befunden. Die neue Rampe im östlichen Bereich biete voraussichtlich die geringsten Herausforderungen, im Gegensatz zu einem Bau in der steilen Böschung im westlichen Bahnsteigbereich, teilt die Stadt mit.

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Und wie geht es nun weiter? Auf Basis der Machbarkeitsstudie soll nun ein Ingenieurbüro mit der Planung eines Vorentwurfes beauftragt und zur Absicherung der Planungsgrundlage nochmals Bodenuntersuchungen vorgenommen werden. „Gespräche mit der Bahn sollen auf Basis dieser gesicherten Vorentwurfsgrundlage erfolgen, da hier erfahrungsgemäß weitere Fragen in Bezug auf den Anschluss an den vorhandenen Bahnsteig, Absicherungen etc. zur Sprache kommen, die sinnvollerweise im Vorfeld durch ein Fachbüro dargelegt werden, um in den Gesprächen zu zielführenden Ergebnissen zu kommen.“

Ziel ist ganz klar, ein barrierefreier Ausbau. Die Stadt hat Geld und Zeit in die Hand genommen und die Planung vorangetrieben, um die Geschichte zu einem guten Ende zu bringen. Jetzt ist die Bahn am Zug.