Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Die Taxi-Preise schnellen in die Höhe im EN-Kreis. Die Taxi-Unternehmer sind damit nicht einverstanden. Aber warum? Und: Wie viele überhaupt?

Völliges Durcheinander bei der massiven Erhöhung der Taxipreise im Ennepe-Ruhr-Kreis: Erst forderte der Taxifahrer-Verband den heftigen Anstieg, dann wollte eine Gruppe Taxi-Unternehmer aus Schwelm und Gevelsberg exakt dagegen angehen und beschwert sich schriftlich. Doch niemand reagierte, denn die E-Mail war wohl nie in der Kreisverwaltung angekommen. Wie sich nun rausstellt: War sie doch. Warum das keine Auswirkungen mehr haben wird, warum der Taxipreis schon ein Auslaufmodell ist, bevor er überhaupt eingeführt worden ist und warum der Ennepe-Ruhr-Kreis nun 50.000 Euro für einen Gutachter in die Hand nimmt, der die 46 Taxi-Unternehmen einmal ganz genau unter die Lupe nimmt, erklärt der zuständige Fachbereichsleiter Michael Schäfer.

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Kurzer Blick in den (Taxi-)Rückspiegel: Der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs Nordrhein-Westfalen in Dortmund hat im Namen der Taxi-Unternehmen im Ennepe-Ruhr-Kreis am 25. Januar den entsprechenden Antrag gestellt, unter anderem den Grundpreis von 3,50 Euro auf 9,50 Euro anzuheben, um der Inflation zu begegnen und das Geschäft auskömmlich zu halten. „Weil wir nicht wissen, wie viele der 46 Taxi-Unternehmen in dem Verband engagiert sind, haben wir alle angeschrieben und um Stellungnahmen gebeten“, sagt Michael Schäfer. Taxi-Unternehmen aus Schwelm und Gevelsberg hatten sich daraufhin zusammengetan, um insbesondere ihre Bedenken über den gestiegenen Grundpreis zu äußern und ihre Ängste vor Umsatzverlusten auf der Kurzstrecke zu formulieren.

Als irrelevant herausgefiltert

Zu ihrer Überraschung erhielten sie aber weder eine Reaktion aus dem Kreishaus, noch fanden ihre Bedenken Einzug in die Vorlage, die die Grundlage zur Abstimmung der Politiker im Kreistag war. Aus dieser Zeitung erfuhren die Gegner der Preiserhöhung schließlich, dass sie ab Oktober die 9,50 Euro verlangen müssen. Sie wandten sich an die Redaktion, fühlten sich ungerecht behandelt, von der Behörde nicht ernst genommen. „Wieso wird eine Stellungnahme abgefragt, wir geben eine ab und dann interessiert sich niemand dafür?“ Die Antwort auf diese Frage gab die Kreisverwaltung recht zügig: „Bei uns ist nie etwas angekommen.“ Doch so wirklich Ruhe hat der Vorwurf der Behörde nicht gelassen und sie meldete sich bei der Geschäftsführerin des Schwelmer Taxiunternehmens, die die Sammelbeschwerde auf den Weg bringen sollte. „Jetzt ist klar: Es hat ein Schreiben gegeben und es ist auch bei uns angekommen. Allerdings war für uns in keinster Weise erkennbar, dass der Absender die Einwände gegen die neue Form der Grundgebühr und für eine höhere Kilometerpauschale im Namen mehrerer Taxi-Unternehmen macht“, berichtet Michael Schäfer.

Fachbereichsleiter Michael Schäfer hat nun einen Gutachter beauftragt.
Fachbereichsleiter Michael Schäfer hat nun einen Gutachter beauftragt. © EN-Kreis | EN-Kreis

Am Ende stellt sich heraus: Die Schwelmerin war davon ausgegangen, dass jeder Taxi-Unternehmer sein eigenes Protestschreiben ins Kreishaus schickt, alle anderen davon, dass sie dies im Namen der Gruppe tun würde. So gingen wir davon aus, dass 45 von 46 Taxiunternehmen der Sache zustimmen, als Einzelbeschwerde haben wir dies für die Politik als nicht relevant herausgefiltert“, sagt Schäfer und betont: Hätte die Verwaltung gewusst, dass ich hier mehrere Taxi-Unternehmer gegen die Vorlage stellen, hätte dies auch Eingang in die Beratung gefunden.

Fragebogen für alle Unternehmen

Doch damit ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen. Schäfer will den aktuellen Fall dazu nutzen, den Umgang mit den Taxi-Firmen zu professionalisieren. Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung und die immer kurzlebigere Zeit sei es ohnehin nicht mehr zeitgemäß, nur alle drei Jahre über Taxipreise zu sprechen. Ende 2023, Anfang 2024 werden diese neu aufgesetzt werden. „Um dann Klarheit über verschiedene Dinge zu bekommen, haben wir einen Gutachter für etwa 50.000 Euro beauftragt“, sagt der Fachbereichsleiter.

Dieser Gutachter soll zum einen herausfinden, wer von den Unternehmern überhaupt im Verband ist, um zu verifizieren, für wie viele der Unternehmer dieser überhaupt spricht. Zudem sollen alle 46 Taxi-Firmen einen ausführlichen Fragebogen erhalten, in dem sie sich zu sämtlichen Themen, die ihr Gewerbe betreffen äußern können. „Dabei haben die Gutachter auch im Blick, welche Tarife und welche Tarifmodelle für die Anbieter auskömmlich sind. Damit erhalten wir also zeitnah eine Rückmeldung, ob die gegen das neue Grundgebührenmodell geäußerten Bedenken berechtigt sind oder nicht“, sagt Schäfer.

Das Gutachten soll im Laufe des Jahres 2023 vorliegen. Bis dahin wird ab Oktober zunächst der neue, höhere Tarif gelten.

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