Schwelm. Der Traditionsjuwelier Schunk in der Schwelmer Bahnhofstraße schließt. Das sind die Hintergründe.

Rote Plakate zieren die Schaufenster von Juwelier Schunk in der Bahnhofstraße. „Räumungsverkauf“ steht dick gedruckt drauf. Der Schwelmer Traditionsjuwelier schließt. Nach ganzen 67 Jahren ist Ende Juli Schluss. Die Inhaber Sonja und Martin Schunk beenden ihre Zeit als Geschäftsführer, gehen in den Ruhestand und wollen ihre, wie sie sagen „dritte Lebensphase“, genießen. „Natürlich wird uns das fehlen, wir schließen das Geschäft mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Sonja Schunk. Der Entschluss steht schon seit einiger Zeit fest.

Früher, so erzählt Sonja Schunk, haben sich beide vorgenommen, mit 60 Jahren guten Gewissens einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. „Aber man weiß ja vorher nie, ob das auch so klappt“, sagt die 59-Jährige und lacht. Für das Schwelmer Ehepaar ist der Plan allerdings aufgegangen und so entschlossen sie sich nach Gesprächen mit den Mitarbeitern und langen Überlegungen, Ende Juli die Schotten dicht zu machen. Ebenfalls dazu beigetragen habe, dass es keine Nachfolger für das Juwelier-Geschäft gibt. „Unsere beiden Kinder sind auf einem anderen guten Weg“, erzählt das Ehepaar und schmunzelt. Zudem wäre ein Umbau erforderlich, um das Niveau des Ladens aufrecht zu erhalten. „Wir hätten auch die Technik erneuern müssen und das sind einfach Investitionen, die sich für uns nicht gelohnt hätten.“ Auch die langjährige Mitarbeiterin Frau Schön wolle sich langsam aber sicher zur Ruhe setzen, knapp 40 Jahre ist sie schon dabei, erzählt Sonja Schunk. „Sie hat für uns immer die Urlaubsvertretung gemacht, da hätten wir dann auch jemand Neues suchen müssen.“ So habe eigentlich alles gut zusammengepasst und in enger Absprache mit den Angestellten wurden sich alle einig.

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Bereits seit dem 9. Juni läuft der Räumungsverkauf in der Bahnhofstraße, bis zu 50 Prozent gibt es auf die verschiedenen Schmuckstücke. Denn: Bis zum 31. Juli muss alles raus. Und seither strömen die Kundinnen und Kunden regelrecht in das Schwelmer Ladenlokal an der Bahnhofstraße. „Wir sind wirklich überwältigt von der Anteilnahme, damit haben wir echt nicht gerechnet“, freuen sich beide. Über die 36 Jahre, die das Paar den Juwelier nun an dem aktuellen Standort betreibt, habe sich eine große Stammkundschaft gebildet. „Wir haben so viele Kunden, die uns über Jahre begleitet und unterstützt haben, das ist echt toll“, erzählt auch Martin Schunk. Viele haben zum Abschied noch einmal vorbeigeschaut, sogar Blumen und kleine Geschenke mitgebracht. „Eine Kundin hat sogar angefangen zu weinen, da ist man wirklich gerührt“, erinnert sich die 59-Jährige.

Eins der Schmuckstücke aus der eigenen Werkstatt.
Eins der Schmuckstücke aus der eigenen Werkstatt. © Sophie Beckmann

Einbrüche in Schwelmer Traditionsjuwelier: Traumatisierende Momente

In den vergangenen 36 Jahren haben die Schunks jedoch nicht nur schöne Erlebnisse mit ihren Kunden gehabt. „Es gab auch einige turbulente Zeiten“, erzählt Inhaber Martin Schunk. Der 60-Jährige und seine Ehefrau erinnern sich noch genau an die Einbrüche, bei denen zahlreiche Schmuckstücke entwendet wurden. „Zwei Mal haben wir hier alle auf dem Boden gelegen -- ohne zu atmen“, erinnert sich Sonja Schunk an die traumatisierenden Raubüberfälle, als Täter in das Geschäft stürmten.

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Dennoch: Auch diese Momente sind Zeiten, an die sich das Ehepaar immer erinnern wird, Zeiten, die sie und die Mitarbeiter enger zusammengeschweißt und stärker gemacht haben. Jetzt wollen beide jedoch mit dem Geschäftsleben abschließen. Was genau ab August auf der Agenda steht, und wo die erste Reise hingehen wird, das verraten die beiden aber noch nicht. Und bis in knapp sechs Wochen die Türen endgültig geschlossen werden, sind Sonja und Martin Schunk noch täglich für ihre Kunden da. „Es ist auch noch ausreichend Schmuck vorhanden, da wird eigentlich jeder fündig“, erzählen sie und lachen.

Sogar einige der handgefertigten Schmuckstücke aus der eigenen Werkstatt sind noch zu haben. Unter anderem ein Ring und eine Kette mit einem Anhänger. „Das ist Weißgold mit blauen Topas und Brillanten“, erklärt der Inhaber. „Das sind zum Beispiel welche der Stücke, die noch ein Zuhause gebrauchen“, fügt Martin Schunk hinzu und grinst.

>>>INFO:

Während des Räumungsverkaufs, der am 9. Juni gestartet ist und noch bis zum 31. Juli angedacht ist, gelten andere Öffnungszeiten.

Der Traditionsjuwelier in der Bahnhofstraße 11 hat seither von montags bis freitags jeweils von 9.30 bis 18.30 Uhr geöffnet und samstags von 9.30 bis 14 Uhr.