Gevelsberg. Rekord-Sommer und Überflutungen gab es in den vergangenen Jahren auch im Ennepe-Ruhr-Kreis. So blickt die AVU auf die Trinkwasserversorgung.

2018 und 2019 haben Wetter-Experten Rekordsommer in Deutschland gemeldet. Und auch wenn 2020 dabei leicht hinter 2019 zurückfiel, gab es 2021 schon wieder Hitze-Rekorde und andere Wetter-Extreme. Besonders ins Gedächtnis gebrannt hat sich wohl das Hochwasser Mitte Juli des vergangenen Jahres, das auch im Ennepe-Ruhr-Kreis ganz erhebliche Schäden hinterlassen hat.

Hitze und Starkregen-Ereignisse haben auch Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung in der Region. Der Energie- und Wasserversorger AVU, der seinen Hauptsitz in Gevelsberg hat, bezieht den Großteil seines Rohwassers aus der Ennepetalsperre. Die hat aktuell einen Füllstand von gut 10,5 Millionen Kubikmetern Wasser, also mehr als 10,5 Milliarden Litern. Ungefähr 12,5 Millionen Kubikmeter Wasser passen in die Ennepetalsperre maximal.

Großer Zulauf in Ennepetalsperre

„Durch die Witterung des vergangenen Jahres hatte die Talsperre einen großen Zulauf“, erklärt Jörg Prostka, Sprecher der AVU, auf Nachfrager der Redaktion. „Nach den Hochwasserereignissen des vergangenen Jahres wird allerdings auch mehr Freiraum in der Talsperre vorgehalten.“ Wie sich das Jahr 2022 für die Trinkwasserversorgung entwickele, werde im Wesentlichen erst im Verlauf des Sommers beziehungsweise im Spätsommer erkennbar sein. „An der Ruhr sind die Pegelstände normal’“, so Prostka.

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Der AVU würden keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen, wie sich das Wetter auf den Stand des Grundwassers auswirke. „Nach unserer Einschätzung wird das Jahr 2021 keine nachhaltigen Auswirkungen auf das Absinken der Grundwasserstände haben und maximal zu einer Stagnation, aber nicht zu einer Trendumkehr führen“, sagt der Pressesprecher.

Den höchsten Wasserverbrauch im vergangenen Jahr gab es nach seinen Angaben am Freitag, 18. Juni 2021. Das ist der Tag, an dem der Wasserversorger die größte Menge von seinen beiden Wasserwerken – das Wasserwerk Rohland an der Talsperre und das Wasserwerk Volmarstein – in das eigene Versorgungssystem eingespeist habe. Insgesamt 32.563.000 Liter. Insgesamt förderten die beiden Wasserwerke im vergangenen Jahr 8,156 Milliarden Liter. Ein bisschen weniger als noch in 2020. „Der Wert weicht wegen der Einspeisung in die großen Zwischenbehälter von der realen Einspeisung (Anm. d. Red.: gemeint ist der Verbrauch bei den Kunden) ab, gibt aber eine ungefähre Größenordnung“, erklärt Jörg Prostka dazu.

Auf Rekord-Sommer vorbereitet

Wie aber blickt die AVU auf die Wasserversorgung in den kommenden Monaten, wenn es wieder ein Sommer mit Rekordhitze wird? Ende April war die Ennepetalsperre zu 89 Prozent gefüllt. „Das ist mit Blick auf einen heißen Sommer ein guter Wert“, macht der AVU-Sprecher deutlich. „Außerdem ist das Wasserwerk Volmarstein nach den Schäden, die das Hochwasser 2021 verursacht hat, wieder vollständig betriebsbereit, um Spitzen abzufangen beziehungsweise die Talsperre als Rohwasser-Ressource zu schonen.“

Parallel könne bereits Wasser aus dem Verbundwasserwerk Witten in das Wetteraner-Wassernetz eingespeist werden. „Wir sind also gut aufgestellt“, ist sich Prostka sicher. Diese Kooperation der AVU mit den Stadtwerken Witten soll die Wasserversorgung in der Region auch in Trockenperioden sicherstellen und die Ennepetalsperre als wichtigsten Wasserspeicher schonen.

Ruhrverband informiert über Pegelstände

Die AVU Netz versorgt einen großen Teil des Ennepe-Ruhr-Kreises mit Wasser. Die Netzregion umfasst die Städte Gevelsberg, Schwelm, Ennepetal, Breckerfeld, Sprockhövel und Wetter.

Für die Steuerung der Ennepetalsperre ist der Ruhrverband zuständig. Der muss die AVU-Anforderungen an die Trinkwasser-Versorgung und die Steuerung des Ruhr-Pegels in Einklang bringen. Der Ruhrverband informiert tagesaktuell über die Pegelstände seiner Talsperren. Einsehbar sind diese im Internet unter www.talsperrenleitzentrale-ruhr.de/online-daten/talsperren/

„Das Wasserwerk Rohland an der Talsperre bleibt unser Hauptwerk – von dort bekommt der Großteil unserer Kunden das Trinkwasser“, hatte AVU-Vorstand Uwe Träris bereits im März erklärt. Jetzt werde nur bei Bedarf Trinkwasser aus dem Wasserwerk Volmarstein gefördert, das dann vor allem Wetter, in seltenen Fällen auch andere Städte versorge. Und für absolute Notfälle gebe es als zweite Absicherung eine Verbindungsleitung zum Wasserwerk der Mark-E in Hagen-Hengstey. Darüber könne auch ein Ausfall des Wasserwerkes Rohland abgesichert werden.

Kooperation bei Versorgung

„Die langfristige und krisensichere Versorgung hat mit dieser Lösung eine stabile Basis“, findet auch AVU-Sprecher Jörg Prostka. „Mit der Leitungserweiterung zum Rohrnetz der Stadtwerke Witten und damit zum gemeinsamen Wasserwerk (AVU und Stadtwerke sind 50-Prozent-Gesellschafter) ist eine ideale Lösung gefunden, in Trockenperioden die Talsperre zu entlasten und Wasser aus dem Ruhrtal in das Versorgungssystem einzuspeisen.“

Über die Verbindung zum Wassernetz der Enervie könnten große Mengen bezogen und das gesamte Netz versorgt werden, sobald das im Bau befindliche neue Pumpwerk fertiggestellt sei. Das Wasserwerk Volmarstein möchte die AVU in Zukunft stillegen, gerne 2025.

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Auch dem Thema Hochwasser habe die AVU in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet. „AVU Netz betreibt ein technisches Risikomanagement und die zugehörige Risikoanalyse und Maßnahmenplanung wird zyklisch analysiert“, erklärt Jörg Prostka. „Damit stellen wir sicher, auch weiterhin mit den Herausforderungen gut umgehen zu können.“ In diesem Jahr erfolge die Aktualisierung für die Sparte Wasser von der Gewinnung bis zur Abgabe an den Endverbraucher.