Ennepetal. Die Stadt Ennepetal hat in zwei Turnhallen der Schule Friedenshöhe ukrainische Flüchtlinge untergebracht. So ist die aktuelle Situation dort.

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine Ende Februar fliehen Millionen Menschen von dort nach Westen. Auch in Ennepetal waren die ersten Flüchtlinge schon Ende März angekommen. Schnell richtete die Stadt eine Erstaufnahme in einer Turnhalle der Schule Friedenshöhe ein. Viele Menschen haben dort zwischenzeitlich Unterschlupf gefunden. Um den Betrieb kümmert sich das Deutsche Rote Kreuz. Und für die Organisation der Essensausgabe hat die Verwaltung eine bewährte Kraft reaktiviert.

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Anke Velten-Franke, die zuletzt das Amt der Bürgermeisterin und des Rates geleitete hatte, bevor sie 2016 die passive Phase ihrer Altersteilzeit antrat, ist mit zehn Wochenstunden wieder bei der Stadt angestellt. Seit dem vergangenen Jahr war sie offiziell im Ruhestand. „Die Bürgermeisterin hat mich angerufen und gebeten, hier zu helfen“, berichtet sie. Nicht zuletzt nach zweimaligem Aufruf in dieser Zeitung hätten sich viele freiwillige Helfer gemeldet. „Meine Aufgabe ist es, das zu koordinieren“, so Velten-Franke. 30 Helferinnen und Helfer stehen bereit, sie arbeitete einen Dienstplan aus. Nahezu täglich bei der Essensausgabe am Mittag tätig sind nicht zuletzt drei Frauen aus der Ukraine, die bei Familie Peiniger auf Homberge eine Bleibe gefunden haben.

Aktuell 256 Flüchtlinge aus der Ukraine in Ennepetal

Aktuell sind bei der Stadt Ennepetal 256 Flüchtlinge aus der Ukraine registriert (Stand Freitag, 29. April). Die Zahl schwankt nach Auskunft der Verwaltung etwas, der Höchststand lag bei 283. In der Turnhalle Friedenshöhe sind momentan 18 Personen untergebracht.

Der bei weitem größte Teil der Flüchtlinge kam aus Eigeninitiative nach Ennepetal, nur etwa ein Sechstel wurde der Stadt zugewiesen.

Unter den in Ennepetal aufgenommenen Flüchtlinge sind mehr als 80 Kinder und Jugendliche. 21 davon wurden bisher in den Schulbetrieb integriert: Fünf am Reichenbach-Gymnasium und jeweils acht an der Sekundarschule sowie an den Grundschulen.

Nachdem im März zunächst eine der beiden Turnhallen an der Friedenshöhe von der Stadt für die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge eingerichtet wurde, folgte Anfang April die andere. Insgesamt stehen nun 70 Plätze bereit. Die Zahlen schwanken allerdings stark, denn das Ziel der Stadt ist, die Angekommenen möglichst schnell in Wohnungen zu vermitteln. Insbesondere Frauen mit Kindern sollen dabei bevorzugt werden, um den Kindern schnell ein stabiles Umfeld zu schaffen. Aktuell sind noch 19 Personen an der Friedenshöhe untergebracht, die Höchstzahl seit Inbetriebnahme der Einrichtung lag bei 39. Das könne sich aber ständig ändern. Und ein Ende sei nicht in Sicht, weil keiner wisse, wie sich das Kriegsgeschehen entwickle und wie viele Menschen fliehen müssten, erklären Anke Velten-Franke und Norbert Meese, der beim DRK Schwelm angestellt ist.

Die Schlafkojen bieten jeweils vier Personen Platz.
Die Schlafkojen bieten jeweils vier Personen Platz. © WP | Hartmut Breyer

Das DRK Schwelm sorgte für die Einrichtung der beiden Hallen. Es wurden Schlafkabinen für jeweils vier Personen mit Etagenbetten und Licht aufgebaut, ebenso Waschmaschinen und Trockner. Festangestellte Mitarbeiter sind dort rund um die Uhr vor Ort – jeweils eine Kraft ist tagsüber dort, jeweils zwei Kräfte sind nachts eingesetzt. Sie schauen nach dem Rechten, organisieren den Lebensmitteleinkauf, sorgen für Einhaltung der Hygieneregeln und führen alle drei Tage Corona-Tests durch. Das Essen wird angeliefert, die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer kümmern sich um die Ausgabe und das Spülen. „Die Zusammenarbeit funktioniert gut“, sagt Anke Velten-Franke.

Auch eine Spielecke für die kleineren Kinder gibt es an der Friedenshöhe.
Auch eine Spielecke für die kleineren Kinder gibt es an der Friedenshöhe. © WP | Hartmut Breyer

Die Logistik aufzubauen, wäre nur mit dem Ehrenamt nicht möglich gewesen, betont Markus Wienert, Rotkreuzleiter in Ennepetal. So übernahm das DRK Schwelm, das über hauptamtliche Kräfte verfügt, den Auftrag der Stadt. „Wir haben dabei von den Erfahrungen, die wir bei den Flüchtlingsströmen 2015 gemacht haben, profitieren können“, so Wienert. Nicht zuletzt hatte die Stadt vieles aus den Jahren 2015/2016 eingelagert, was nun gut verwendet werden konnte. Das Team des DRK Ennepetal ist ebenfalls aktiv. So wurde eine Grundausstattung an Bekleidung für Notfälle organisiert. Es gab eine große Menge an Spenden. „Wir haben am ersten Wochenende eine Tonne Bekleidung bekommen und durchsortiert. Das machen wir immer wieder mal“, berichtet der Rotkreuzleiter.

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Das Ennepetaler DRK hat in den vergangenen Wochen noch eine andere Aufgabe mit übernommen. „Wir haben osteuropäische Lkw-Fahrer betreut, die hier gestrandet sind“, sagt Markus Wienert. „Die haben keine funktionierenden Kredit- und Tankkarten mehr gehabt und das Mautgerät war gesperrt.“ Man habe für die Fahrer, die ihren Lkw ohne Mautgerät nicht mehr bewegen durften, eingekauft, so Wienert. „Dann kamen die Anfragen: ,Wir brauchen eine Tour.’“ Zum Teil habe man dann Fahrten vermitteln können. Aktuell sei dieses Problem abgeebbt, sagt Wienert. Das DRK Ennepetal sei außerdem in Alarm- und Rufbereitschaft gewesen, um gegebenenfalls in den großen Aufnahmeeinrichtungen des Landes zu unterstützen. Das sei bisher aber nicht erforderlich gewesen.

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An der Friedenshöhe kümmern sich auch noch andere Helfer darum, dass sich die aufgenommenen Flüchtlinge unter den gegebenen Umständen möglichst wohl fühlen. So organisierte der Soli-Flüchtlings-Fonds (SFF) eine Mal- und Bastelaktion für Kinder und ihre Mütter und schaffte außerdem Fahrräder aus der Fahrradwerkstatt im Haus Ennepetal herbei: Der Henri-Thaler-Verein stellte Outdoor-Spielzeug bereit. Auch der Kinderschutzbund kümmert sich um Materialien und ist nicht zuletzt mit dem Spielmobil vor Ort.