Ennepetal. Waldretter-Aktion der Westfalenpost: Wintereinbruch und Schneeketten: So lief das Pflanzfest in Ennepetal.
Trotz unerwarteter Eiseskälte und dicker Schneeschicht: Mehr als 60 Helferinnen und Helfer sind am Samstagmorgen zum Pflanzfest nach Ennepetal gekommen und haben Großes geleistet. Auch wenn es am Ende nicht geschafft wurde, alle 1000 Jungbäume in den Boden zu setzen, dafür war das Wetter einfach zu schlecht, waren es am Ende doch etwa 500 kleine Buchen, Eichen und Wildkirschen, die für einen wichtigen Neuanfang stehen.
Viele Fotos vom Pflanzfest in Ennepetal sind hier zu sehen.
Gefroren war der Boden zwar nicht, dafür aber steinig und widerspenstig. Und die Pflanzmarkierungen, die Förster Klaus Peter am Nachmittag vor dem Pflanzfest setzte, für die richtigen Abstände, waren in der Nacht verschwunden, begraben von mehreren Zentimeter Neuschnee. Es musste improvisiert werden.
„Wer meckern kann, hat auch Energie zum Graben“, sagt Patrick Engel und lacht. Ächzend wird der Spaten immer wieder angesetzt, damit das Loch tief genug ist, um die Wurzeln komplett mit Erde zu bedecken. Harte Arbeit, die den Beteiligten dennoch Laune macht.
„Es ist eine gute und wichtige Sache, da helfen wir gerne mit“, sagt Björn Rentrop, der Ehefrau Angela und Tochter Amelie mitgebracht hat.
„Das nächste Mal holst Du aber bitte einen Baum mit kürzeren Wurzeln“, sagt er zu seiner Tochter mit einem Augenzwinkern. Es herrscht gute Stimmung. Neben Sylvia Brandes und Aichan Kadir steht mittlerweile ein Schneemann, eines der Kinder, die über die Fläche flitzen, hat ihn gebaut. Er ist höher als das frisch gepflanzte Bäumchen. „Wenn alles gut geht, ist der Baum hier in zehn Jahren etwa drei Meter groß“, erklärt Carla Paul. Die Försterin im Dienste des Ruhrverbands Ruhr-Grün sagt, dass es Ziel sei, bis 2027 auf den RVR-Flächen 5 Millionen neuen Bäume zu haben. Entweder als Neuanpflanzung oder auch als Naturverjüngung. Hier sollen es 23.000 am Ende sein. „Dafür werden wir uns weiter einsetzen und auch andere Firmen für die Aktion begeistern“, sagt Alexander Thun, der nicht nur mit seinem Vater im Namen der Alfred Thun GmbH 10.000 Euro für die Aktion gespendet hat, sondern auch gleich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Pflanzhelfer mitbrachte. Auch Bürgermeisterin Imke Heymann packte mit an und dankte im Namen der Stadt für die vielen helfenden Hände und die Spenden für den Wald.
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7000 Euro brachte der ACV Automobil-Club Verkehr aus Köln mit. Der Geschäftsführer Holger Küster sieht in der Waldretter-Aktion einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und hat bereits jetzt schon zugesichert zu helfen, dass noch mehr Bäume gepflanzt werden können. „Wir haben eine halbe Million Mitglieder, wir wollen als gutes Beispiel vorangehen.“
Thomas und Astrid Schwarz leben im Erfttal, wenige Meter vor ihrem Haus stoppte das Wasser bei der Flutkatastrophe im Sommer. „Wir haben viel Hilfe gesehen, da wollten wir etwas zurück geben. Als wir von der Aktion hörten, wollten wir dabei sein.“ Die weiteste Anfahrt hatte Udo Titzel aus Aachen. „Er macht mit, weil das hier eine super Idee ist“, sagt er und kämpft sich weiter durch den Boden.
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Nur gut, dass sich die Aktiven stärken konnten. Es gab heiße Erbsensuppe vom Ennepetaler DRK, Tee und Kaffee, und die Feuerwehr schaffte auf Schneeketten einen Grill zur Pflanzfläche. Beste Verpflegung, aber nicht die besten Pflanzfest-Bedingungen: Die Voraussetzungen für Bäume sind aber gar nicht schlecht. Wenn der Schnee schmilzt, würden die Wurzeln gut bewässert, was die Chance erhöht, dass die Bäume es schaffen und anfangen zu wachsen, erklärt Förster Klaus Peter.
Mitmachen und Waldretter werden
Um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden, braucht es nach Schätzung des Regionalforstamtes Wald und Holz etwa 100 Millionen neue Bäume. Ein großer Teil davon kann durch natürliche Erneuerung entstehen. Um aber klima-resistente Forste zu schaffen, brauchen wir Mischwälder, die Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall widerstehen können.Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlicht diese Zahl. 26,9 Prozent der NRW-Fläche (oder 915.800 Hektar) besteht aus Wald. In unserer Region ist der Anteil noch größer. Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforstenWir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise:Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Und weil nicht jedes Bäumchen angeht, wird bei Bedarf noch mal nachgepflanzt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich zwischen Hagen und Siegen, Brilon und Schwelm das Bäumchen gepflanzt werden soll. Denn Wälder machen am meisten Spaß, wenn sie vor der Haustür liegen. Hier geht’s zur Spende: waldretterBaumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/waldretter-projektDirektspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.Die Partner des Waldretter-Projektes sind: Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, Regionalverband Ruhr Grün, Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie die örtlichen Forstämter in der Region. Auf unserer Internetseite waldretter haben wir auch einen Baumzähler installiert. Auf diese Weise können Sie den Fortschritt der Aktion in regelmäßigen Abständen verfolgen.
Im Herbst soll es mit den Neuanpflanzungen auf der Fläche weiter gehen, sagt Mario Ernst, Mitgründer von Waldlokal. Und wenn die 5 Hektar hier voll sind? „Dann gibt es noch viele andere Flächen in Ennepetal, die wieder aufgeforstet werden müssen.“
Die 500 Bäume, die am Samstag nicht gepflanzt werden konnten, werden übrigens in diesen Tagen gepflanzt. Einige der Helfer von Samstag haben sich direkt wieder freiwillig gemeldet.