Ennepetal. Die Friedr. Ischebeck GmbH schließt an ihrem Stammsitz in Ennepetal die Gießerei. Das steckt hinter dem Schritt, der 35 Mitarbeiter betrifft

Die Friedr. Ischebeck GmbH will ihre Gießerei in Ennepetal schließen. Das gab die Leitung des traditionsreichen Familienunternehmens bekannt. 35 Mitarbeiter sind von dem Schritt betroffen. Begründet wird die Entscheidung mit der fehlenden Wirtschaftlichkeit notwendiger Investitionen in dem Bereich und mit einer strategischen Neuausrichtung. Man wolle sich künftig noch stärker auf die Produktbereiche Schalungs- und Verbausysteme sowie Geotechnik konzentrieren, heißt es. Der Stammsitz an der Loher Straße solle dabei als „zentrales Kompetenzzentrum“ gestärkt und ausgebaut werden.

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Die Produkte in den Bereichen Schalung, Verbau und Geotechnik – die weltweit auf vielen Baustellen zum Einsatz kommen – seien seit langem die Treiber für die Internationalisierung des Unternehmens, erklären die Geschäftsführer Björn Ischebeck und Dr. Lars Ischebeck. In diesen Bereichen sehe man Chancen für weiteres nachhaltiges Wachstum. Dafür benötige man unter anderem zusätzliche Produktions- und Lagerkapazitäten, die in Ennepetal geschaffen werden sollen. In diesem Zusammenhang ist geplant, den Gießereibetrieb an der Loher Straße, der der Geschäftsleitung zufolge bereits seit Jahren mit reduzierten Gießtagen arbeitet, bis Ende des Jahres zu schließen. Neben dem Platzbedarf führt die Geschäftsführung dafür auch die gesetzlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für diesen Geschäftsbereich an. So würden die Dekarbonisierung und immer strengere Umweltschutzauflagen eine völlig andere Anlagentechnik erfordern. Geschäftsführung und Gesellschafter der Friedr. Ischebeck GmbH sehen daher keine ausreichend sichere Grundlage für dringend anstehende Investitionen in der Gießerei. Zuletzt wurde dort im gleichen Umfang für den Eigenbedarf und für externe Auftraggeber produziert. Die Gießerei-Gebäude sollen künftig anderweitig genutzt werden, konkrete Pläne gibt es laut Geschäftsführung derzeit noch nicht.

1881 von Friedrich Ischebeck gegründet

Die Firma Ischbeck gibt es seit 1881. Damals hatte der Kleinschmied Friedrich Ischebeck eine kleine Gesenkschmiede und Werkzeugfabrik erworben, die auf die Herstellung von Schraubstöcken spezialisiert war. Der Sohn des Firmengründers, Ernst Ischebeck, baute 1912 eine Tempergießerei für den Eigenbedarf. In den 1930er Jahren stieg Ischebeck in den Tiefbau ein und produzierte erste Kanalstreben aus Stahl. Später kamen Verbausysteme aus Stahl und Aluminium hinzu. In den 1950er Jahren erfolgte der Einstieg in den Hochbau, zunächst mit Schalungsstützen aus Stahl, später mit patentierten Modulsystemen aus Aluminium.

In den 1980ern kam die Geotechnik hinzu. Das Unternehmen entwickelt den Injektionsanker „TITAN“. Heute ist das Kernprodukt in der Geotechnik der Mikropfahl, der ebenfalls unter dem Markennamen „TITAN“ vertrieben wird.

Die Friedr. Ischebeck GmbH hat inzwischen Gesellschaften in17 Ländern und mehr als 600 Mitarbeiter. Am Standort Ennepetal, dem Stammsitz und Hauptproduktionsort, sind 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Mit Björn Ischebeck und seinem Bruder Dr. Lars Ischebeck leitet inzwischen die fünfte Generation der Familie das Unternehmen.

Hinsichtlich der beabsichtigten Gießerei-Schließung hätten die Beratungen mit der Arbeitnehmervertretung bereits begonnen. Man bekenne sich dabei ausdrücklich zu seiner sozialen Verantwortung des Unternehmens, so die Geschäftsführer. „Wir wissen, dass der teils jahrzehntelange Einsatz unserer Mitarbeitenden den Betrieb der Gießerei bis heute überhaupt erst ermöglicht hat und möchten uns für die großartige Arbeit bedanken“, sagt Björn Ischebeck. „Jetzt gilt es, mit Anstand und Fairness für jeden einzelnen dieser Mitarbeitenden zufriedenstellende Lösungen mit Perspektive zu finden.“

Björn und Dr. Lars Ischebeck, geschäftsführende Gesellschafter der Firma Friedr. Ischebeck GmbH (von links).
Björn und Dr. Lars Ischebeck, geschäftsführende Gesellschafter der Firma Friedr. Ischebeck GmbH (von links). © Pat Kirschhofer | PAT KIRSCHHOFER

Von Gewerkschaftsseite gab es nach Bekanntgabe der Schließungspläne noch keine Bewertung. Man sei am Mittwoch vom Betriebsrat in Kenntnis gesetzt worden, erklärte Emel Cetin, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper auf Nachfrage dieser Zeitung. Man werde sich nun mit den Plänen befassen und habe bereits einen Gesprächstermin vereinbart.

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Für die Gießerei wird es keine Zukunft geben, in Ennepetal will Ischebeck aber weiterhin investieren. Der Stammsitz an der Loher Straße, der zentraler Fertigungs- und Logistikstandort des Unternehmens ist, soll als zentrales Kompetenzzentrum gestärkt werden. „Wir wollen bestehende und zukünftige innovative Produktionstechnologien und Produktbereiche mit starken Marktchancen für die Internationalisierung weiterentwickeln. Die Fokussierung ist vor diesem Hintergrund eine Entscheidung für den Standort Ennepetal – das Herzstück unserer Unternehmensgruppe – und für die Mitarbeitenden insgesamt vor Ort“, erklärt Dr. Lars Ischebeck. „So können wir wettbewerbsfähig bleiben, die Qualität und Sicherheit unserer Arbeit und somit die Zukunft des Unternehmens sichern.“