Schwelm. Betül Akbaba aus Schwelm ist hauptberuflich Influencerin. Sie gewährt interessante Einblicke und erklärt, warum sie auch Hass in Kauf nimmt.

Es ist ein Vollzeit-Job, der angreifbar macht. Betül Akbaba aus Schwelm ist Influencerin. Eigentlich hat sie Germanistik und Sozialwissenschaften auf Lehramt studiert. Im vergangenen Dezember hat sie sich dafür entschiedenen, für die sozialen Medien eine Pause in ihrem Beruf einzulegen.

Lesen Sie auch: Jan Böhmermann über Gevelsberg Hbf: Wollt ihr mich verar...?

Ennepetaler Jannik Olschewski: So war’s bei Jan Böhmermann

Statt Sekundarschüler zu unterrichten, lässt sie nun ihre Follower an ihrem Leben teilhaben. Wie das aussieht? Betül filmt ihren Alltag und nimmt ihre Fans mit, sei es beim Frühstück, Shopping oder bei der Arbeit. Ursprünglich kommt die 29-jährige Deutsche mit türkischen Wurzeln aus Düsseldorf und ist der Liebe wegen in das ländliche Schwelm gezogen. „Mit der Zeit konnte ich Schwelm lieb gewinnen. Anfangs war es nicht ganz leicht für mich. Der Unterschied von einem Leben in einer Großstadt im Vergleich zu einem Leben in einer Kleinstadt hat sich doch bemerkbarer gemacht, als gedacht“, gesteht sie. „Die Umstellung und das Pendeln waren gewöhnungsbedürftig.“

Betül Akbaba auf dem Domplatz von Mailand, auf der Piazza del Duomo
Betül Akbaba auf dem Domplatz von Mailand, auf der Piazza del Duomo © Betül Akbaba

Der Startschuss

Angefangen hat alles Ende 2017, als Betül Akbaba einen Social-Media-Kanal erstellt und einfach mal hier und da etwas gepostet hat. Bereits im frühen Alter entdeckte sie die Leidenschaft zur Mode und Beauty. Im darauffolgenden Jahr hat sie geheiratet und gleichzeitig mit ihrem Referendariat begonnen. Dort fing sie an, mehr Persönliches zu zeigen, von dem Referendariat zu berichten und Alltags- aber auch Lehreroutfits zu zeigen. Erst kostete es sie einiges an Überwindung, in die Kamera zu sprechen und virtuell den Kontakt aufzubauen.

Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis Akbaba erreicht hatte, wo sie heute ist. Mittlerweile hat sie 147.000 Fans auf Instagram. Diese Zahl erreicht man nicht von ungefähr. Zu Beginn postete sie nur alle zwei Monate. Das sei natürlich nicht gut, um Abonnenten zu gewinnen, räumt sie ein. Doch mit der Regelmäßigkeit und mehr persönlichen Beiträgen erhöhte sich die Zahl. „Mit der Zeit haben sich immer mehr Leute für meinen Input interessiert, was mich natürlich dazu motiviert hat, immer kreativer zu werden“, erklärt Akbaba. „Es war für mich ein super Ausgleich zwischen meinem Beruf als Lehrerin und meinem Hobby.“

Ein dickes Fell

Dass nicht immer als rosig ist, weiß die Schwelmerin auch. Trotzdem müsse man dranbleiben - auch wenn die oberster Priorität bei ihr die Lehrerinnenausbildung war. Besonders schwierig sei, wenn Leute aus dem direkten Umfeld einen belächelten. Damals sei sie nicht ernst genommen worden. „Mich hat es manchmal runtergezogen, aber ich habe nie aufgehört, an mich und meine Träume zu glauben. Man bietet eine große Angriffsfläche durch die Nahbarkeit. Deshalb muss man ein dickes Fell haben und Kritik, die oft nicht konstruktiv ist, an sich abprallen lassen können“, sagt die Influencerin. Gerade der älteren Generation zu verdeutlichen, dass der Lehrer- mit dem Influencerberuf kombinierbar sei, habe sich kompliziert gestaltet. Mittlerweile unterstützten sie Familie und engste Freunde und seien stolz auf sie.

Betül Akbaba aus Schwelm im Miracle Garden in Dubai
Betül Akbaba aus Schwelm im Miracle Garden in Dubai © Betül Akbaba

Zu den Aufgaben eines Influencers gehört weitaus mehr, als hübsch in die Kamera zu lächeln oder das Essen zu fotografieren, wie die Schwelmerin erklärt. Es sei harte Arbeit und der Weg sei nicht immer einfach. Für eine bezahlte Story müssten mehrere Tage eingeplant werden. Dazu müsse das Produkt getestet und in den Alltag integriert werden. Im weiteren Verlauf müsse die Story zur Abnahme geschickt sowie untertitelt werden. Das Ganze habe einen Zeitaufwand von ungefähr acht bis zehn Stunden. Bei einem Post sei es abhängig vom Produkt. Im Groben dauere alles zusammen einen Tag.

Geldregen oder Brotkrumen

Ab einer bestimmten Reichweite und Communitystärke trudelten Anfragen für Produktplatzierungen ein. Bevor diese eigenständig beworben werden, müsse man sich im vorhin bewusst sein, ob man diese Produkte überhaupt bewerben oder testen möchte. „Erst wenn ich selbst überzeugt bin, sage ich auch einem Kunden zu. Demnach kann man auch sagen, dass ich viele Anfragen ablehne, da ich mich mit der Marke, dem Produkt oder mit anderen Faktoren nicht identifizieren kann. Man kann sich das wie einen TV-Spot vorstellen. Nur noch freier und noch authentischer in der Gestaltung. Es ist eben kein Schauspiel“, erklärt die Influencerin.

Wie viel Geld am Ende rausspringe, sei von der Art der Bewerbung abhängig. Neben den quantitativen Kriterien sei auch die Qualität und Persönlichkeit sehr wichtig. Es müsse schließlich authentisch und glaubwürdig sein. Wegen dieser Einflüsse könne sich das Budget von zwei Influencern mit der gleichen Followeranzahl deutlich unterscheiden. Bei Akbaba reicht dies auf jeden Fall aus, um von dem Beruf als Influencerin zu leben.

Freizeit ein Wunschgedanke?

„Man muss verstehen, dass nie Feierabend ist. Ich arbeite quasi 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Man muss bewusst Storypausen einlegen oder sagen: jetzt lege ich mein Handy weg“, betont sie. Die Differenzierung aus Freizeit und Alltag sei mit der Zeit erlernbar. Jedoch sei es kompliziert, da eins mit dem anderen verschmelze.

Das Schönste - die Kreativität

„Es ist wunderschön, sein Hobby zum Beruf machen zu können. Ich liebe es, in dem zu wachsen, was ich aus Leidenschaft tue. Außerdem schätze und liebe ich die Interaktion mit meiner Community“, freut sich die 29-jährige. „Ich verfalle manchmal in einen Quatschmodus mit ihnen und lasse mich auch gerne von ihnen inspirieren und lerne auch durch sie. Der Austausch und die Kreativität sind Gold wert.“

+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm+++

Es sind viele kleine Momente und Dinge, an die sie sich gerne zurückerinnert. Aber die schönsten Momente seien die, wenn sie ihren Zuschauern und Zuschauerinnen persönlich begegnet: Die Gesichter den Nachrichten zuordnen zu können. „Ich freue mich total und bin selbst super nervös und aufgeregt in diesen Momenten. Für mich sind sie so besonders“, gesteht Betül Akbaba. Aus diesem Grund sei sie auch Influencerin. Für die Zukunft möchte sie weiterhin in diesem Beruf wachsen und sich weiterentwickeln. „Ein Träumchen wäre noch, eine eigene Marke zu gründen und ein Café zu eröffnen“, ergänzt sie.