Ennepetal. Jannik Olschewski spielte bei Jan Böhmermanns Show „Lass Dich überwachen – Prism is a Dancer Show“ am Freitag Abend eine gewichtige Rolle.

Er gilt als der schärfste TV-Satiriker im deutschen Fernsehen. Wie es ist, „Opfer“ von Jan Böhmermann zu werden, bekam nun der Ennepetaler Jannik Olschewski zu spüren. Der junge Ratsherr und TuS-Jugendtrainer war Teil der Böhmermann-Show „Lass Dich überwachen – Prism is a Dancer Show“. Am Freitagabend wurde die Sendung ausgestrahlt. Wie es vor und hinter der Kamera war und wie es zu dem Auftritt kam, verrät der 26-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion.

Böhmermanns Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ ist wöchentlich bei ZDFNeo zu sehen. Bei der „Prism is a Dancer Show“ handelt es sich um ein Böhmermann-Special, bei dem Studiogäste damit konfrontiert werden, wieviel sie von sich im Internet und in den Sozialen Netzwerken preisgeben. Damit die Überraschung gelingt, „heckt“ das Produktionsteam vor der Sendung das Privatleben der Studiogäste aus. Das ist möglich, weil man Karten für das „Neo Magazin Royale“ nur online unter Angabe der E-Mail-Adresse und Anschrift erhält. Erst im Studio erfährt das Publikum, dass es nicht bei der wöchentlichen Show, sondern ausnahmsweise zu Gast bei der Special-Ausgabe ist. Jannik Olschewski wusste davon ausnahmsweise vorher Bescheid -- weil er in der Sendung eine andere wichtige Rolle spielte.

Herr Olschewski, konnten Sie nach der Aufzeichnung der Sendung gut schlafen?

Ganz ehrlich, ich konnte gar nicht schlafen. Die Aufzeichnung in Köln begann um 17.30 Uhr und dauerte bis 21.30 Uhr. Weil ich in der Sendung eine besondere Rolle spielte, wollte das Boulevard-Magazin „Hallo Deutschland“ anschließend ein Interview mit mir. Das dauerte etwa 45 Minuten. Danach ging’s weiter mit einem Interview für den YouTube-Channel vom Neo Magazin Royale. Das hat nochmal eine halbe Stunde gedauert. Zum Glück war es dann vorbei und meine Freundin, die mich begleitet hatte, und ich gingen auf die After-Show-Party. Da waren auch einige Promis. Comedian Simon Gosejohann beispielsweise oder Christoph „Icke“ Dommisch von den NFL-Übertragungen. Und mit Seeed haben wir ganz entspannt Burger gegessen. Die Zeit ging echt schnell um. Erst um 3 Uhr waren wir wieder in Ennepetal. Ich musste am Morgen um 6 Uhr wieder raus und wollte noch ein paar Stunden schlafen. Ich habe kein Auge zubekommen.

Wie kam es zu dem Beitrag mit Ihnen?

 Überraschung gelungen: Jannik Olschewski (rechts) mit Jan Böhmermann im Bremenstadion, wo das Team die Tribüne aufwändig präpariert hatte. Zu lesen war dort nun „#Big in Ennepetal“.  
 Überraschung gelungen: Jannik Olschewski (rechts) mit Jan Böhmermann im Bremenstadion, wo das Team die Tribüne aufwändig präpariert hatte. Zu lesen war dort nun „#Big in Ennepetal“.   © Foto: Privat

Ich bin ein großer Jan-Böhmermann-Fan und hatte mich schon öfter um Karten beworben. Das hatte bisher nie geklappt. Diesmal bekam ich zwei Wochen nach der Bewerbung einen Anruf von einer Jana vom Neo-Magazin-Royale-Team. Die hatte das echt clever gemacht. Ein paar Tage zuvor wurde doch bekannt, dass Böhmermann vom Spartensender ZDF Neo ins ZDF-Hauptprogramm wechseln würde. Jana hatte mich gefragt, ob ich für ein paar O-Töne zur Verfügung stünde. So in der Art, dass ich ihm als Fan viel Glück für seinen Wechsel ins Hauptprogramm wünsche würde oder so. Ich hatte sofort zugesagt, und wir haben noch am Telefon einen Tag und einen Ort vereinbart, wo ich mich mit dem Kamerateam treffen würde.

Wie lief die Überraschung ab?

Wir hatten uns am Bremenstadion verabredet. Das war natürlich kein Zufall, und erst im Nachhinein wurde mir klar, wie sehr die mich manipuliert hatten, dass wir uns genau dort treffen. Das haben die echt geschickt gemacht. Ich bin ‘ne Viertelstunde vor dem Treffpunkt rein ins Vereinsheim, wollte alles vorbereiten und bekam auf einmal eine SMS auf meinem Handy: Wir sind da, kannst Du mal rauskommen. Ich bin also raus und dachte nur: Was ist hier denn los. Da fuhr so’n umgebauter schwarzer VW-Transporter vor, mit Lautsprecher auf dem Dach, voll angestrahlt im Disco-Nebel. Plötzlich geht die Tür auf, Jan Böhmermann springt raus und ruft mir zu: Hallo Jannik, herzlich willkommen bei „Prism is a Dancer“. Ich dachte nur: Ach du dicke Scheiße und meinte: Was habt ihr vor? Jan Böhmermann antwortete nur: Lass Dich überraschen.

In Rüggeberg aufgewachsen

Jannik Olschewski ist 26 Jahre alt, in Rüggeberg aufgewachsen und wohnt aktuell in Milspe

Nach seinem Abitur im Jahr 2013 am Reichenbach-Gymnasium absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung und ist heute als Marketing-Kaufmann bei einer Immobiliengesellschaft in Schwelm tätig.

2009 trat Jannik Olschewski mit 16 Jahren in die Junge Union ein, ein Jahr später wurde er Mitglied in der CDU und seit 2014 ist er im Rat der Stadt Ennepetal vertreten.

Als Kind spielte Jannik Olschewski Fußball beim VfL Rüggeberg, seit 2015 trainiert er beim TuS Ennepetal, aktuell die D-Jugend.

Weitere Hobbys sind Ski fahren, Schwimmen und Teilnahmen am Kneipen Kwiz.

Was passierte dann?

Zuerst sind wir ein paar Schritte Richtung Stadion gegangen, so dass wir auf die Tribüne gucken konnten. Unglaublich. Die hatten tatsächlich Bezüge mit Buchstaben über die Sitze gespannt. Da war dann auf der Tribüne groß „# Big in Ennepetal“ zu lesen. Böhmermann sagte zu mir: Siehst Du das, genauso wird jetzt Dein Tag. Steig ein ins Jannik-Mobil, wir fahren jetzt weiter.

Warum fiel die Wahl gerade auf Sie?

Die hatten mich ausgewählt, weil ich mich politisch und auch im Sportverein engagiere. In der neuesten „Prism is a Dancer“-Show sollte es nicht nur darum gehen, was Leute von sich im Internet preisgeben, sondern auch um politisches Engagement und warum es für junge Menschen so schwer ist, sich zu engagieren. Das wurde mir aber auch erst gesagt, als wir schon gemeinsam unterwegs waren.

Wenn man die Dreharbeiten beobachtet hat, ein Teil spielte ja auch in der Fußgängerzone, sah es sehr nach Klamauk und Verspotten aus. Nicht nur der Slogan „#Big in Ennepetal“ spielte ja auf Ihr Äußeres an.

Die Fuzo in Milspe war während der Dreharbeiten mit gefakten Wahlplakaten zugepflastert.  
Die Fuzo in Milspe war während der Dreharbeiten mit gefakten Wahlplakaten zugepflastert.   © Foto: Andreas Gruber

Das stimmt. Ich mag aber den Böhmermann-Humor. Ich fand es in der Sache lustig, und bin auch keiner, der auf sowas verbittert reagiert. Die wussten von mir, dass ich im letzten Jahr viel Gewicht abgenommen habe. Das hatte ich ja gepostet. Böhmermann hatte daraufhin zu mir gesagt: Du hast viel Gesicht, deshalb machen wir Dich groß. Passend dazu haben die sich dann Sachen einfallen lassen, die wie eine politische Werbekampagne rüberkommen sollten. Die hatten ja auch alte Zeitungsartikel gelesen, dass ich damals gegen die Öffnung der Fußgängerzone für den Verkehr war. Also haben sie die Fuzo mit Plakaten von mir zugepflastert, am Minna-Schmidt-Idar-Platz einen Wahlkampf-Stand aufgebaut, Flyer mit meinem Konterfei verteilt, auf denen „Jannik für Ennepetal – Ich bin einfach der Geilste“ stand, und Leute befragt, wie sie das finden. Es gab schon Momente, da dachte ich mir: O herrje. Beispielsweise als wir zum Rathaus gefahren sind und die komplette Kurve mit Werbeplakaten von mir zugeklebt war oder als am Marktplatz zwei riesige Werbebanner von der Hausfassade genau in dem Moment runtergelassen wurden, als wir dort standen. Aber Böhmermann hat mit mir zwischendurch auch immer wieder über persönliches und politisches Engagement gesprochen und wollte wissen, wie ich das finde. Es gab während der gesamten Drehzeit immer diese Überraschungsmomente und ernste Ansätze. Das wechselte innerhalb von wenigen Sekunden.

War das nicht unglaublich stressig für Sie?

Natürlich. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, was ich sage und wie das später alles rüber kommt. Zumal man nicht weiß, wie das vom Produktionsteam am Ende alles zusammengeschnitten wird. Aber ich hatte den Eindruck, dass Jan Böhmermann es ernst meint, junge Menschen politisch zu unterstützen, und ich kann über mich selbst gut lachen. Insofern war es okay für mich.

Ennepetal groß rausbringen: Jan Böhmermann und Jannik Olschewski auf Stimmenfang in der Fuzo.  
Ennepetal groß rausbringen: Jan Böhmermann und Jannik Olschewski auf Stimmenfang in der Fuzo.   © Foto: Andreas Gruber

Das war ein Riesenaufwand, den das Produktionsteam vorher betrieben hat. Wer wusste Bescheid?

Die Stadt wusste Bescheid. Das Produktionsteam brauchte ja die Drehgenehmigung. Beim TuS waren mindestens Familie Peiniger und der Platzwart eingeweiht, und einige Freunde, die vorher über mich befragt wurden, wussten Bescheid. Auch Café Steinbrink muss davon gewusst haben. Dort bekam ich vor laufender Kamera ein Brötchen mit Bärchen-Wurst gereicht. Nur dass das kein Bärchengesicht auf der Wurst war, sondern eine Scheibe mit meinem Gesicht darauf. Die haben sich echt viel Mühe gegeben, und es haben relativ viele davon gewusst. Nur ich nicht.

Wie fand Jan Böhmermann eigentlich Ennepetal?

Er erzählte, dass er bis zum Dreh noch nie von Ennepetal gehört hatte, obwohl er hier schon sein Leben lang vorbeifährt, wenn er von seiner Heimatstadt Bremen aus nach Köln pendelt. Er war richtig überrascht. Spax, Bilstein und Dorma kannte er. Nur nicht, dass die Firmen von hier kommen. Auch von der Kluterthöhle und vom Hülsenbecker Tal hatte er bei der Recherche zum ersten Mal gelesen und war begeistert. Er sagte, die Stadt habe viel Potenzial und dass sie eigentlich bekannter sein sollte. Auch darauf zielte ja der Slogan „#Big in Ennepetal“ ab.

Ein super-entspannter Typ: Jannik Olschewski (rechts) mag nicht nur den Humor von Jan Böhmermann.   
Ein super-entspannter Typ: Jannik Olschewski (rechts) mag nicht nur den Humor von Jan Böhmermann.    © Privat

Und wie war er abseits der Kamera?

Jan Böhmermann ist ein superentspannter und cooler Typ. Er ist kein Millimeter abgehoben, und man merkt, dass er sehr interessiert ist an dem, was er macht. Wir waren in der Drehpause alle zusammen in der Pizzeria essen. Da hat er auch von seiner Kandidatur für den SPD-Vorsitz erzählt. In der ganzen Zeit hier in Ennepetal war er nie abgelenkt, sondern immer fokussiert auf sein Team und auch auf mich. Ich fand ihn sehr authentisch.

Das Ergebnis des langen Drehtages haben Sie dann zum ersten Mal bei der Aufzeichnung im Studio gesehen. Wie fühlt sich das an?

Als ich mit meiner Freundin das Studio betrat, war ich schon ein bisschen aufgeregt. Man weiß ja nie, was kommt. Das Gefühl war zum Glück schnell vorbei, als ich die Leute vom Produktionsteam wiedertraf. Die hatten schon beim Dreh gesagt: Alles gut, mach Dir keine Sorgen. Meine Freundin und ich waren auch die einzigen unter den 200 Gästen, die vorher wussten, dass es keine normale „Neo Magazin Royale“-Sendung wird. Ok, ich bin während der Aufzeichnung im Studio auch ein bisschen veräppelt worden. Die hatten zum Beispiel alte Wahlplakate von mir ausgegraben. Aber das war alles okay für mich und sanft abgelaufen. Nicht so nach dem Motto: Was für ein Vollidiot oder so. Es gab auch einige Personen im Studio, für die es peinlich war. Ja, das ist aber keine Comedy, sondern Satire. Anders als bei Stefan Raab früher, der andere nur verarscht hat.

Wie haben ihre Familie und ihre Freunde eigentlich auf die ganze Geschichte reagiert?

Eigentlich fanden das alle super-lustig. Auch, weil sie wissen, dass das genau mein Humor ist. Nur meine Oma hat gesagt: Was machst Du da wieder für einen Quatsch. Reicht es nicht, dass Du in der Zeitung stehst? Musst Du jetzt auch noch ins Fernsehen?

Wer die Show im Fernsehen verpasst hat: Die Sendung wird am Donnerstag, 12. Dezember, um 20.15 Uhr in ZDFneo wiederholt.