Schwelm. Alles spricht für organisierte Kriminalität. Unbekannte haben in Schwelm vier Sattelzugmaschinen von einem Gelände gestohlen.
Die Kreisstadt wurde Tatort eines Fahrzeug-Diebstahls im ganz großen Stil und alles spricht für ein Fall von organisierter Kriminalität. Unbekannte haben am Wochenende von einer Stellfläche an der Eisenwerkstraße vier Sattelzugmaschinen im Wert von mehreren hunderttausend Euro gestohlen.
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Der Fall wurde am Dienstag von der Polizei öffentlich gemacht. Als die Redaktion daraufhin den Hauptgeschädigten, den Spediteur Anton Abt, zu sprechen bekommt, wirkt er hörbar betroffen und noch ziemlich geknickt. Man höre das in der Branche ja immer wieder mal, dass auch Lkw beziehungsweise Nutzfahrzeuge gestohlen werden, erklärt er. Aber wenn es einen dann selber trifft… Und dann auch noch gleich vier Fahrzeuge...
Die Spedition Anton Abt – Lkw-Logistik ist in der Branche ein durchaus größeres Unternehmen. Vor elf Jahren hatte Anton Abt die Firma gegründet, heute zählt die Spedition mit Sitz in Witten knapp 60 Fahrzeuge – vom Transporter über 12-Tonner bis hin zu Sattelzugmaschinen und Wechselbrückenfahrzeugen. Die Anton Abt – Lkw-Logistik fährt unter anderem für Dachser und DHL – und in Schwelm auch für Schmidt-Gevelsberg. Dies ist auch der Grund, warum die Spedition vor geraumer Zeit Parkflächen auf dem Eisenwerkgelände gemietet hat, wo die Fahrer aus Schwelm die großen Sattelzugmaschinen beziehungsweise Wechselbrückenfahrzeuge außerhalb ihrer Arbeitszeit abstellen können. Es handelt sich dabei um eine frei zugängliche Fläche an der Eisenwerkstraße.
Ein Vorarbeiter der Spedition kümmert sich um die Fahrzeuge, die dort abgeparkt werden. Einmal in der Woche werden die Zugmaschinen gründlich gecheckt: Ob technisch alles in Ordnung ist und ob sie sauber sind oder gewaschen werden müssen. So sei es auch am vergangenen Wochenende gewesen, berichtet Anton Abt. Sein Vorarbeiter habe am Samstag zwischen 9 und 11 Uhr die übliche Wochenkontrolle gemacht und die Fahrzeugschlüssel anschließend ins Büro mitgenommen, das sie nicht in Nähe der Parkfläche befindet, sondern ganz woanders.
Noch keine Hinweise
Irgendwann am Wochenende müssen die Diebe dann zugeschlagen haben. Es gibt bisher keine Augenzeugen, die sich gemeldet haben. Der Polizei liegen noch keinerlei Hinweise vor. Fest steht nur: Als am Montagmorgen um 7 Uhr die Arbeitswoche begann, waren die vier Fahrzeuge weg: zwei Sattelzugmaschinen und zwei Wechselbrückenfahrzeuge, alle vom Typ DAF XF 530 und alle in Weiß.
Sowohl Polizei wie auch der Spediteur selbst gehen von organisierter Kriminalität aus. Da seien Profis am Werk gewesen, ist man sich sicher. Die Polizei schreibt zwar, dass sich die Täter auf bisher unbekannte Weise Zugang zu den Fahrerkabinen verschafft hätten. An die Fahrzeugschlüssel kamen die Diebe schließlich nicht dran. Spediteur Anton Abt hat da aber eine Vermutung.
Bei Nutzfahrzeugen sei es so wie bei Pkw. Sie würden heutzutage mit einer Funkfernbedienung geöffnet und mit elektronischen Schlüsseln gezündet. Dass Profis solche Sicherheitssysteme knacken können, ist immer wieder zu hören.
Alle vier gestohlenen Nutzfahrzeuge waren natürlich auch mit GPS ausgestattet. Am Sonntagmorgen um 3 Uhr habe ein Fahrzeug zum letzten Mal ein Signal gesendet. Das fand die Spedition am Montag heraus, als sie gezielt nachschaute, auch in der winzigen Hoffnung, dass die Diebe womöglich vergessen haben könnten, das GPS-Signal in den Fahrzeugen auszuschalten. Dann wäre es ein Leichtes gewesen, den Standort der Fahrzeuge herauszufinden. Das war jedoch nicht der Fall. Die Täter müssen das GPS am Sonntag um 3 Uhr gezielt deaktiviert haben.
Seinen Schaden kann Spediteur Anton Abt noch gar nicht genau beziffern. Den Gesamtwert der ein bis zwei Jahre alten Nutzfahrzeuge schätzt er auf rund 300.000 Euro. Zum Glück seien die Fahrzeuge gegen Diebstahl versichert. Ihm würden aber nun vier Fahrzeuge fehlen und damit womöglich Aufträge durch die Lappen gehen. „Was das in Euro bedeutet, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht sagen“, erklärt der Spediteur. „Das ist alles noch viel zu frisch.“
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Sein Vorarbeiter hat sofort am Montag bei Facebook einen Aufruf veröffentlicht. Wer eines der Fahrzeuge gesehen habe, möge bitte direkt Bescheid geben beziehungsweise sich sofort mit der Polizei in Verbindung setzen. Veröffentlicht wurden auch die Kennzeichen der gestohlenen Fahrzeuge. Selbst wenn sie von den Fahrzeugen entfernt und irgendwo weggeworfen wurden, könnte ihr Fundort eine wichtige Spur auf der Suche nach den Tätern sein. Die Kennzeichen der gestohlenen Fahrzeuge lauten: EN AA 125, EN AA 130, EN AA 9696, EN AA 9595.