Schwelm. In Schwelm hat es am frühen Montagmorgen an mehreren Stellen gebrannt. Die Polizei hat einen Tatverdächtigen festgenommen.

Helle Aufregung am frühen Montagmorgen mitten in der Schwelmer Innenstadt. Ein Feuerteufel, davon ist mit großer Wahrscheinlichkeit auszugehen, hat an mehreren Stellen gezündelt und für eine Kette von Feuerwehreinsätzen gesorgt. Um ein Haar wäre durch die Zündeleien die Lagerhalle im Innenhof des Gebäudekomplexes Kaiserstraße/Markgrafenstraße ein Opfer der Flammen geworden. Die Polizei konnte noch am Morgen einen Tatverdächtigen festnehmen.

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Um 1.41 Uhr, mitten in der Nacht, ist für die Feuerwehr Schwelm die Ruhe zu Ende. Plötzlich steht die Leitung unter 112 nicht mehr still. Ein Notruf nach dem anderen geht ein, abgegeben von Anwohnern, die von Feuer und Bränden beim Blick aus ihren Fenstern sprechen. Erster Einsatzort ist die Bahnhofstraße in Höhe Moltkestraße. Anrufer berichten von einem brennenden Müllcontainer.

Die zu einem Klumpen verbrannten Europaletten mit den Plexiglasscheiben werden mit Hilfe eines Radladers der Technischen Betriebe Schwelm auseinandergezogen und abgelöscht.
Die zu einem Klumpen verbrannten Europaletten mit den Plexiglasscheiben werden mit Hilfe eines Radladers der Technischen Betriebe Schwelm auseinandergezogen und abgelöscht. © Feuerwehr

Die Feuerwehr rückt sofort mit ihrem Tanklöschfahrzeug und drei Einsatzkräften der hauptamtlichen Wachbesatzung aus. „Als wir ankamen, brannte eine Mülltonne, die vor dem Haus stand“, berichtet Markus Kosch, stellvertretender Leiter der Schwelmer Wehr, am Montag Vormittag nach der turbulenten Nacht.

Er spricht von Glück, dass die Hauptwache nur wenige hundert Meter entfernt liegt und die Feuerwehr schnell vor Ort sein kann. Unter Atemschutz und mit einem C-Rohr gehen die Einsatzkräfte das Feuer entschlossen an und haben es innerhalb kurzer Zeit unter Kontrolle. Weil neben der brennenden Tonne noch andere Müllbehälter stehen, hätte der Einsatz auch ganz anders verlaufen können, wenn die Feuerwehr nur ein paar Minuten später vor Ort gewesen wäre.

Der Brandeinsatz in Höhe der Moltkestraße ist noch nicht komplett abgearbeitet, da gehen bei der Feuerwehr schon die nächsten Notrufe ein. An der Bahnhofstraße soll es auch im Bereich Kaiserstraße brennen, und diesmal direkt in Gebäudenähe. Die Feuerwehrkräfte sind gerade in ihren Fahrzeugen, um sich zum nächsten Einsatzort wenige hundert Meter weiter zu begeben, da gehen in der Zentrale schon die nächsten Notrufe ein. Auch am Bahnhofsplatz soll es brennen. Und kurz darauf heißt es: An der Wilhelmstraße, Ecke Märkische Straße brennt es auch.

Das Feuer an der Bahnhofstraße in Höhe der Kaiserstraße stellt sich zum Glück als Fehlalarm heraus. Möglicherweise gab es beim Absetzen des Notrufes ein Missverständnis. Aber wenige Meter weiter, am Bahnhofsvorplatz, brennt es tatsächlich. „Dort brannte ein Müllbehälter, direkt neben dem Taxistand“, berichtet Feuerwehr-Vizechef Markus Kosch. „Der hatte nicht mehr nur gekokelt, das war schon ein ordentliches Feuer, als wir ankamen. Der Behälter war schon fast komplett runtergebrannt.“

Die Einsatzkräfte machen sich sofort dran, das Feuer unter Atemschutz und mit einem C-Rohr zu löschen. Markus Kosch gibt indes Gas und fährt weiter Richtung Wilhelmstraße, zum dritten Einsatzort in dieser Nacht. Als er dort ankommt, brennt der untere Teil einer Hecke. Das Feuer ist zum Glück so klein, dass es noch ausgetreten werden kann. Natürlich geht die Feuerwehr längst von Brandstiftung aus. Ohne Brandbeschleuniger, da ist sich Markus Kosch fast sicher, lässt sich eine Hecke so nicht entzünden. Und der oder die Täter können noch nicht weit gekommen sein...

Genauso ist es, wie sich leider wenige Minuten später herausstellen soll. Wieder geht bei der Leitstelle ein Notruf ein. Ein Anwohner berichtet von einem hellen Feuerschein, gegenüber, im Innenhof des Gebäudekomplexes Kaiserstraße/Markgrafenstraße, in dem sich auch das Geschäft „Fressnapf“ und das Sozialkaufhaus befinden.

Als die Feuerwehr dort eintrifft, ist die Lage wirklich ernst. Direkt an der Lagerhalle im Innenhof stehen Europaletten und Plexiglas-Platten in Flammen. Das Feuer schlägt bereits bis unter die Traufe des nach innen liegenden Gebäudeteils. Der gesamte Gebäudekomplex droht ein Opfer der Flammen zu werden, wenn das Feuer weiter um sich greift.

Einsatzleiter Markus Kosch lässt die Alarmstufe erhöhen und ruft nun auch die Löschzüge Stadt und Winterberg herbei. Noch mehr Blaulicht und das Signal der Martinshörner reißen spätestens jetzt die letzten Anwohner aus ihrer Nachtruhe.

Das Feuer schlägt auf das Dach der Lagerhalle über, Glasbausteine platzen, der Rauch breitet sich ins Gebäudeinnere aus. Mit mehreren Trupps unter Atemschutz und drei C-Rohren kämpfen die Einsatzkräfte gegen das Feuer und seine Ausbreitung an.

Die Drehleiter wird ausgefahren, um den Brand auch von oben bekämpfen zu können und mit der Wärmebildkamera das ganze Ausmaß im Blick zu haben. Unten verschafft sich derweil ein Trupp Zugang in die Lagerhalle und aktiviert den Rauch- und Wärmeabzug, den es zum Glück dort gibt.

Dank des entschiedenen Vorgehens aller Einsatzkräfte kann das Feuer am Ende auf den Außenbereich des Gebäudeteils und die Dachtraufe begrenzt werden. Die zu einem Klumpen verbrannten Europaletten mit den Plexiglasscheiben werden mit Hilfe eines Radladers der Technischen Betriebe Schwelm auseinandergezogen und dann abgelöscht. Bis 4.30 Uhr wird es noch dauern, bis die Feuerwehr den Einsatz für beendet erklärt und den Brandort für weitere Untersuchungen an die Kriminalpolizei übergibt.

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Zu diesem Zeitpunkt ist den Kollegen von der Einsatzstreife bereits ein möglicherweise entscheidender Fahndungserfolg gelungen. Ein Zeuge hatte bei der Polizei angerufen und darüber informiert, eine Person beim Zündeln beobachtet zu haben. Der Anrufer hat auch gesehen, in welche Richtung die Person von dort weiterging. Kurz darauf ist eine Streife unterwegs und entdeckt nicht unweit der Stelle einen jungen Mann, zu dem die Zeugenbeschreibung passt. Als die Polizisten den Mann kontrollieren, nehmen sie starken Brandgeruch an seiner Kleidung wahr. Der Mann wird dingfest gemacht und zur Wache nach Ennepetal gebracht.

Laut Kreispolizei handelt es sich um einen 22 Jahre alten Schwelmer. Er sei vorläufig festgenommen worden und dringend verdächtig, die Brände in der Nacht gelegt zu haben. Ob noch andere Personen beteiligt waren, ist unklar. „Es liegen mir auch noch keine Erkenntnisse darüber vor, ob Alkohol im Spiel war oder möglicherweise Drogen“, erklärte Polizeisprecherin Sonja Wever am Montagvormittag. Der Tatverdächtige soll noch am Montag dem Haftrichter vorgeführt worden. Der Vorwurf: schwere Brandstiftung.