Schwelm. Schwelm baut ein neues Ganzjahresbad, doch nun fühlen sich die Wassersportvereine bei den Planungen ausgeschlossen. Bürgermeister reagiert.

Wenn Hallenbad und Freibad irgendwann einmal zu einem Ganzjahresbad verschmelzen, dann gilt es im Vorfeld zahlreiche Interessen und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Das beginnt bei der Attraktivität für Freizeitgäste und Familien, die sich im Sommer dort vergnügen wollen, das reicht über das Schulschwimmen und beinhaltet ganz elementar die Erfordernisse der Schwelmer Schwimm- und Tauchvereine. Die allerdings fühlen sich von Bürgermeister Stephan Langhard nun übergangen, sehen sich ausgegrenzt, was den Start des Realisationswettbewerbs für das neue Ganzjahresbad anbelangt.

Kaum noch Schulsport

Ein kurzer Blick auf das Verfahren: Seit vielen Jahren gibt es einen Arbeitskreis, der darüber berät, wie denn nun anstelle des maroden Hallenbads und des Schwelmebads, um das sich zwar liebevoll der Trägerverein kümmert, das aber seine besten Tage auch lange hinter sich hat, ein neues Schwimmbad für die Stadt Schwelm entstehen kann. Mit am Tisch neben Politik und Verwaltung sitzen auch die Vertreter der Vereine. Im Einzelnen sind das der Trägerverein sowie die wassersporttreibenden Vereine – DLRG, Schwelmer Sport-Club 1895, TC-Muräne, TSC Schwelm –, die sich intensiv in die Planungen einbringen. Der Grund für Engagement liegt für sie auf der Hand: „Fakt ist: In unserer schönen Kreisstadt leiden seit Längerem Seepferdchenkurse und die weiterführende Schwimmausbildung, der Tauch- und Schwimmsport, Familien und Kinder sitzen zurzeit auf dem Trockenen. Schulsport kann aktuell nicht in dem geforderten Umfang stattfinden. Wasserflächen in den umliegenden Bädern stehen praktisch nicht zur Verfügung und können nur eingeschränkt und mit hohem Aufwand genutzt werden“, formulieren sie in einem Brief an Bürgermeister Stephan Langhard.

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So weit, so klar. Doch fühlen sich die Vereinsmitglieder nun im Rahmen des Realisierungswettbewerbs von den Stadtoberen übergangen: „Wir möchten festhalten, dass wir am Arbeitskreis Bäderlandschaft zwar beteiligt wurden, das Ergebnis von uns – anders als in der Bekanntmachung im EU Amtsblatt 07/02/2022S26 – 067122 suggeriert – allerdings nicht vollumfänglich mitgetragen wird. Eine Rückkopplung seitens der Verwaltung hat nie stattgefunden“, schreiben sie. Ihrer Vorstellung nach sind für das Ganzjahresbad folgende Dinge unerlässlich: Im Hallenbad ein Wettkampfbecken mit mindestens sechs Bahnen und optionalem Hubboden. Die Wassertiefe muss über einen gut nutzbaren Beckenbereich von mindestens drei Meter – besser mehr – betragen, um den Tauchsportler gerecht zu werden. Dazu kommen ein separates Becken zur Schwimmausbildung sowie eine Sprunganlage draußen und/oder drinnen.

Solebecken nicht notwendig

„Aus unserer Sicht verzichtbar sind Solebecken und/oder Salzelektrolyselösungen sowie ein Fünf-Meter-Sprungturm im Innenbereich“, schreiben die Vereinsvertreter an den Bürgermeister. Zudem stehen auf dem Wunschzettel der Vereine: Kurs-, Multifunktions-, Technik- und Lagerräume, attraktive Liegeflächen für die Außenbereiche, eine Tartan-Freifläche mit Zugang zum Bad für vorbereitende Sportübungen wie Yoga oder Gymnastik sowie ein möglicher Erhalt der Außensprunganlage beziehungsweise des Außensprungbeckens.

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Ihr Problem: In diesem Umfang finden sie ihre Wünsche und die Ergebnisse des nicht öffentlich tagenden Arbeitskreises nicht in der Ausschreibung zum Realisierungswettbewerb wieder. Bürgermeister Stephan Langhard reagiert: „Sie haben sich von Anfang an in die Diskussion eingebracht und wurden fester Bestandteil des Arbeitskreises.“ Zu den Wünschen der Vereine teilt er mit: „Dafür liegt jetzt aktuell keine politische Beschlussgrundlage vor. Je nach Ergebnis des Wettbewerbs sollte es möglich sein, diese Empfehlungen unter Beteiligung der Politik zu formulieren.“ Heißt: Diese Dinge müssen zunächst auch die Ratsfraktionen abnicken und – noch wichtiger – das Budget nicht sprengen. Das liegt bei 15 Millionen Euro und setzt manchen Wünschen womöglich bereits Grenzen.