Schwelm. Die Stadt Schwelm startet den Wettbewerb für das neue Schwimmbad. Vor allem das einkalkulierte Geld könnte knapp werden.

Jetzt wird es ernst mit einem neuen Ganzjahresbad in Schwelm auf dem Gelände an der Schwelmestraße, wo jetzt das Freibad steht. Am kommenden Donnerstag soll der so genannte Realisierungswettbewerb stehen – im Prinzip eine Ausschreibung ohne starke Vorgaben, auf die sich jeder melden kann, der den Schwelmern im vorgegebenen Rahmen ein Schwimmbad bauen will. Als größte Hürde könnte sich dabei die Kostenobergrenze in Höhe von 15 Millionen Euro herausstellen.

Dass sowohl das Hallenbad in städtischer Obhut als auch das Freibad, um das sich der Trägerverein „Schwelmebad“ mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln kümmert, Auslaufmodelle sind, deren Sanierungsstau stetig weiter anwächst, ist seit vielen Jahren bekannt. Ebenso seit vielen Jahren ringen Politik und Verwaltung mit Lösungen, damit in Schwelm auch weiterhin innen und außen geschwommen werden kann. Jahr für Jahr taucht das Thema in den politische Beratungen auf, zwischenzeitlich war ein Arbeitskreis gegründet worden.

Lösung des Arbeitskreises zu teuer

Der tagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit, förderte aber außer einer nicht zu bezahlenden Variante bislang wenig zu Tage, was den Wasserfreunden aus der Kreisstadt realistische Perspektiven bieten würde. Das erkannten auch SPD, CDU, Grüne und FDP, die im vergangenen April einen Antrag für das jetzige Verfahren einbrachten. „Die zuletzt im Arbeitskreis erarbeiteten Schwimmbadlösungen verlangen Investitionen von circa 26 Millionen Euro netto. Dies übersteigt bei Weitem die Leistungsfähigkeit einer kleinen Kommune wie Schwelm. Daher suchen wir mit diesem Antrag nach einer Kompromisslösung, um nach Jahren des Stillstands eine tragfähige und vor allem finanzierbare Lösung für ganzjähriges Schwimmen in Schwelm zu ermöglichen.“

Neun Monate sind seit dem Beschluss des Rats der Stadt Schwelm zu diesem Thema nun ins Land gezogen. Dessen Kern: Die Verwaltung startet exakt diesen Wettbewerb und stellt 15 Millionen Euro aus der Stadtkasse zur Verfügung zuzüglich weiterer Kosten für mögliche Umbauarbeiten bei den Zuwegungen und Straßen. Für dieses Geld soll auf dem Grundstück des Schwelmebads Folgendes entstehen: Vorgesehen sind mindestens 600 Quadratmeter Wasserfläche, die überdacht sein sollen und mindestens 400 Quadratmeter Wasserfläche im Freien. Im überdachten Teil sollen demnach ein Sportbecken mit sechs Bahnen à 25 Meter, eine Sprunganlage, ein Kursbecken, ein Kinderplanschbecken, ein Wasser-Spraypark- sowie eine Gastronomie entstehen. Für den Freibadbereich wünscht sich die Politik ein Nichtschwimmerbecken mit zwei Bahnen à 25 Meter und ein Solebecken.

Mahnendes Beispiel in Gevelsberg

Das Hallenbad an Mittelstraße entstand 1974 und ist mittlerweile trotz einer Sanierung vor 20 Jahren aus der Zeit gefallen.
Das Hallenbad an Mittelstraße entstand 1974 und ist mittlerweile trotz einer Sanierung vor 20 Jahren aus der Zeit gefallen. © WP | Bernd Richter

Es ist eine Variante, für die der finanzielle Rahmen auf den ersten Blick mit Sicherheit eng gesteckt ist. Ein mahnendes Beispiel, wie bei beim Schwimmbadbau die Kosten völlig aus dem Ruder laufen können, zeigt sich in der Nachbarstadt Gevelsberg. Aus etwas mehr als vier Millionen Euro, die für die Sanierung des Freibads einmal veranschlagt waren, sind Stand jetzt 8,1 Millionen Euro netto geworden; und die endgültige Abrechnung liegt noch nicht vor. Daher wird es mit Sicherheit spannend sein, zu sehen, welche Vorschläge bei der Stadt Schwelm eingehen. Zudem haben die Fraktionen neben den Zusatzkosten für den Verkehr den ein oder anderen Rettungsanker eingeplant, falls die Kosten doch das Budget überschreiten.

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So heißt es im Antrag: „Für besondere Maßnahmen zur Energieeffizienz, die deutlich über dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) liegen, wird das Investitionsbudget erhöht, wenn die Betriebskosten dadurch effektiv gesenkt werden und unter Lebenszykluskostenbetrachtung die Maßnahmen nachhaltig sind.“ Ebenso wird die Verwaltung mit einem externen Unternehmen Fördermittelmöglichkeiten für den Schwimmbadbau prüfen. Ein weiteres externes Unternehmen wird zudem ein Verkehrsgutachten erstellen, um dies ebenfalls in den Wettbewerb zu geben.

Noch kein Zeitplan in Sicht

Eine Zeitachse, wann aus den beiden in die Jahre gekommenen Bäder eines wird, gibt es noch nicht. Und darauf werden die Schwelmer mutmaßlich auch noch einige Jahre warten müssen. Denn laut Vorlage, die am Dienstag, 1. Februar, im Liegenschaftsausschuss beraten wird, soll allein der Wettbewerb voraussichtlich erst Mitte November beendet sein. Im Anschluss sollen die Ergebnisse erneut eine Runde durch die politischen Gremien und hinter verschlossenen Türen im Arbeitskreis „Bäderlandschaft“ drehen. Erst danach wird feststehen, welche Variante die Bäderlandschaft in Schwelm künftig sichern soll. Nicht zuletzt die immense Zeitachse lässt den gesteckten Kostenrahmen noch mehr ins Zentrum rücken, wenn die Baupreisentwicklung und die Inflation der vergangenen Monate mit in den Blick genommen werden.