Schwelm. Immer mehr Menschen droht der Hunger ohne die Hilfe der Schwelmer Tafel. Doch die Zahl der Lebensmittelspenden sinkt dramatisch.

Wer darauf angewiesen ist, sich und seine Familie aus dem Tafelladen in Schwelm zu ernähren, ist finanziell weit davon entfernt, auf Rosen gebettet zu sein. Senioren mit Mini-Rente, Asylbewerber und Hartz-IV-Empfänger zählen zu den Kunden, die ohne die Hilfe von Angelika Beck und ihrem Team wohl Hunger leiden müssten. Doch der Konjunktiv bröckelt. Denn der Tafelladen muss das Essen, das er herausgibt mittlerweile rationieren, damit überhaupt jeder etwas bekommt. „Die Zahl der Bedürftigen steigt, die Menge an Spenden nimmt deutlich ab“, sagt Angelika Beck.

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Der Tafelladen füllt seine Regale auf vielfältige Art und Weise. Eine ganz wichtige Stütze sind die Supermärkte und Discounter im Stadtgebiet, die der Institution, die Caritas und Diakonie gemeinsam betreiben, große Mengen an Lebensmitteln abgeben. „Wir bekommen seit geraumer Zeit allerdings immer weniger von den Läden gespendet. Woran das genau liegt, kann ich nicht sagen“, beginnt Angelika Beck aufzuzählen, wie sich die Misere gestaltet.

Rationierung ist notwendig

Und auch die privaten Spenden nehmen ab. „Ohne diese bräuchten wir schon jetzt kaum noch öffnen“, sagt die Tafel-Leiterin. Der Grund liegt hier vor allem darin, dass die Inflation dafür sorgt, dass die Menschen weniger Lebensmittel für ihr Geld bekommen. Dazu kommt: Von den Geldspenden, die für die Tafel eingehen, können die Mitarbeiter immer weniger Lebensmittel kaufen. Und noch dazu gesellt sich, dass die Schwelmer früher von der Nachbar-Tafel aus Wuppertal mit Lebensmitteln unterstützt wurden, doch auch dies ist seit zwei Jahren nicht mehr der Fall.

Die Mitarbeiterinnen des Tafelladens packen die Körbe mit den Lebensmitteln, die sie gespendet bekommen.
Die Mitarbeiterinnen des Tafelladens packen die Körbe mit den Lebensmitteln, die sie gespendet bekommen. © WP | Privat

Gleichzeitig steigen allerdings die Bedarfe. Nicht zuletzt rechnet das Team durch die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine damit, dass dies auch weiter voranschreiten wird. „Wir hatten bislang stets etwa 120 Menschen, die wir versorgt haben. Zuletzt sind 151 Berechtigte zu uns gekommen“, sagt Angelika Beck und geht davon aus, dass diese Zahl binnen kurzer Zeit steigen wird.

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In der Realität hat das zur Folge, dass die Mitarbeiterinnen die Lebensmittel, die sie ausgeben, rationieren müssen. „Joghurt geben wir nur noch an Familien ab, damit die Kinder mal einen essen können“, sagt Angelika Beck. Doch das größere Problem zeige sich bei den Grundnahrungsmitteln. „Früher konnten wir den Leuten auch mal zwei, drei Pakete Brot mitgeben. Jetzt öffnen wir die Pakete, damit jeder zumindest drei bis vier Scheiben bekommt“, verdeutlicht Angelika Beck. Pro Woche wohlgemerkt.

Lieber Lebensmittel als Geld

Sollten die Lebensmittelspenden an den Tafelladen nicht wieder zunehmen und ein konstantes Level halten, sieht sie die Situation vor allem „für alte Menschen mit einer geringen Rente immer schlimmer werden.“ Daher hoffen Angelika Beck und ihre Mitstreiterinnen darauf, dass die Schwelmer und vielleicht auch Menschen aus den Nachbarstädten – ebenso Vereine oder Firmen – ihre Spendenbereitschaft wieder deutlicht erhöhen.

Brot ist ein großes Problem im Tafelladen.
Brot ist ein großes Problem im Tafelladen. © WP | Privat

Am Besten sei es tatsächlich, direkt Lebensmittel an den Laden zu liefern. „Reis, Nudeln, Haferflocken, Mehl, Zucker, Margarine Konserven – das sind Dinge, für die wir schon unendlich dankbar sind“, sagt Angelika Beck. Kaffee und Butter seien schon absoluter Luxus. Auch Geldspenden sind möglich, alle Infos dazu gibt es im Büro der Caritas unter 02336/9242510.

Der Tafelladen im Haus Wilhelmstraße 22 hat Montag bis Mittwoch von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Zu dieser Zeit ist es möglich, dort Lebensmittelspenden abzugeben.